20 Jahre Schuldenkrise? Ökonomin fürchtet Eskalation
14.11.2011, 07:15 Uhr
Sitzt für die Bundesregierung im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Beatrice Weder die Mauro (l).
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Schuldenprobleme innerhalb der Eurozone erschüttern nicht nur Staaten wie Griechenland, Irland, Portugal, Spanien oder Italien. Auch Deutschland bewegt sich, gemessen an den eigentlich verbindlichen Kriterien von Maastricht, längst jenseits der roten Linie. Die Wirtschaftsweise Weder di Mauro glaubt nicht an eine schnelle Lösung.
Die Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro hat vor einer globalen Eskalation der Euro-Schuldenkrise gewarnt. "Die unmittelbare Gefahr liegt in der Eurozone, aber sie kann ausstrahlen auf die ganze Welt", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". "Ein globaler Rückschlag ist möglich."
Eine Eskalation könne nur aufgehalten werden, wenn die europäischen Regierungen noch konsequenter zum Schuldenabbau übergingen und rasche Reformen einleiteten. Ein radikaler Abbau der Schulden sei alternativlos, sagte die Wirtschaftsweise.
Jedoch könne sich der Schuldenabbau noch über mehrere Jahrzehnte hinziehen, sagte Weder die Mauro der Zeitung. Angestrebt werde das Ziel, dass alle Euro-Länder in rund 20 Jahren einen Schuldenstand in Höhe von 60 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung erreichten. Das entspricht den Kriterien des Vertrags von Maastricht, die eigentlich für alle Euro-Staaten verbindlich vorgeschrieben wurden.
Angesichts von Szenarien für einen möglichen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone warnte die Professorin der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität aber vor einem Zerfall der Währungsunion.
Eine Wiedereinführung etwa der Drachme bedeute, dass alle Schulden, die auf Euro lauteten, um ein Vielfaches höher wären und nicht zurückbezahlt werden könnten. "Der Staat, das Bankensystem und weite Teile des Unternehmenssektors wären damit bankrott."
Quelle: ntv.de, AFP