Harte Zeiten für Belegschaft Opel drohen tiefe Einschnitte
22.03.2012, 16:43 Uhr
Opel soll wieder konkurrenzfähig werden und nimmt sich dafür die Konkurrenz zum Vorbild.
(Foto: dpa)
Die GM-Tochter Opel wird vor der Allianz mit dem französischen Autobauer Peugeot auf Profitabilität getrimmt. Medienberichte sollen die Kostensenkungen auch zu Lasten der Mitarbeiter gehen. Zur Disposition stünde beispielsweise das Weihnachtsgeld oder Wochenendzuschläge. Auch Werksverlagerungen sind nicht ausgeschlossen.
Opel drohen schon vor Beginn der Allianz mit dem französischen Autobauer Peugeot tiefe Einschnitte. "Es ist grundsätzlich klar, dass wir uns verbessern müssen", sagte ein Sprecher in Rüsselsheim. Mit den Betriebsräten der einzelnen Standorte in Europa werde über Strategien gesprochen, um Opel profitabel zu machen. Dabei sei "klar, dass es auch um Werke und Produktion geht". Im Stammwerk in Hessen werden derzeit die Bänder tageweise angehalten, weil die Nachfrage stockt. Die GM-Tochter Opel steht unter Druck, da wegen der Rezession in Südeuropa kaum noch neue Autos verkauft werden.
Druck auf Mitarbeiter erhöht sich
Zu konkreten Maßnahmen, um die Kosten zu senken, sowie über den Zeitplan für die Gespräche wollte sich Opel nicht äußern. Einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge will die Opel-Spitze der Belegschaft erneut das Weihnachtsgeld kürzen und Wochenendzuschläge abschaffen. Zudem sollen die Mitarbeiter erneut auf vereinbarte Tariferhöhungen verzichten. Die Arbeitszeiten sollen weiter flexibilisiert werden. Dadurch wolle die Opel-Führung die bereits in der zurückliegenden Sanierung bis 2014 vereinbarten Einsparungen von jährlich 265 Mio. Euro auch weiterhin aufbringen.
Opel erwägt dem Bericht zufolge ferner, die Produktion des Kompaktwagens Astra aus dem Stammwerk in Rüsselsheim ins polnische Gleiwitz zu verlegen, um dort die eine bessere Auslastung zu erreichen. An allen Standorten strebe das Management darüber hinaus eine Dreischicht an, um die Kosten im Griff zu halten. Dabei solle es künftig leichter fallen, eine etwaige dritte Schicht wieder zu streichen. Die Zeitung berief sich auf eine Präsentation von Produktionschef Peter Thom vor Betriebsräten.
Ford und BMW Vorbilder
Bis zu einem Viertel der Belegschaft soll dem Bericht zufolge künftig aus Leiharbeitern bestehen können. Bei Auftragsspitzen wären sogar bis zu 30 Prozent möglich. Im punkto Lohn solle BMW als Vorbild dienen. Beschäftigte in Dienstleistungsbereichen würden dann nach einem eigenen, niedrigeren Tarif bezahlt. Bei der Produktion wolle sich Opel an Ford orientieren, der Komponenten von externen Anbietern fertigen lässt. Dazu sagte der Opel-Sprecher, es sei nicht außergewöhnlich, sich Vorgehensweisen bei Wettbewerbern abzuschauen.
Ausschuss soll Allianz vorbereiten
Während die Gespräche mit den Arbeitnehmern über Einsparungen laufen, wollen Peugeot und der amerikanische Opel-Mutterkonzern General Motors bis Jahresende erste gemeinsame Projekte zum Laufen bringen. Dies ist Teil der jüngst angekündigten Allianz. Dazu schicken beide Konzerne je fünf hochrangige Vertreter in einen Ausschuss, der die Projekte lenken sowie weitere Kooperationspotenziale prüfen soll. Auf GM-Seite gehören Strategiechef Stephen Girsky, Finanzchef Dan Ammann und Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke dem Gremium an. GM will sich im Zuge einer Kapitalerhöhung bei Peugeot mit sieben Prozent an dem französischen Konzern beteiligen.
Der US-Weltmarktführer will seine Tochter Opel mit der Allianz in die Gewinnzone zurückführen. Dafür soll der Einkauf zusammengelegt und Plattformen sowie Technologien gemeinsam genutzt werden, um die Kosten zu senken. Das erste gemeinsam entwickelte Fahrzeug soll 2016 auf den Markt kommen. Bis dahin müssen die beiden Partner ihre Kosten auf eigene Faust zurückschrauben. Peugeot hat bereits den Abbau von bis zu 6000 Stellen in Europa angekündigt.
Quelle: ntv.de, sla/rts