Wirtschaft

Tiefrote Zahlen im Schlussquartal Opel packt Rotstift wieder aus

Opel schreibt nach wie vor rote Zahlen.

Opel schreibt nach wie vor rote Zahlen.

(Foto: REUTERS)

Opel bleibt das Sorgenkind von General Motors. Während der Mutterkonzern nach seiner schweren Krise wächst und gedeiht, schreiben die Rüsselsheimer weiter Verluste. Ein Grund mehr für den Opel-Betriebsrat, den Zugang für die Rüsselsheimer zu wichtigen Exportmarken zu verlangen. Dennoch werden auch harte Einschnitte vollzogen.

General Motors (GM)
General Motors (GM) 58,27

Der Autobauer Opel steht mit einem weiteren hohen Millionenverlust vor neuen harten Einschnitten. Während sich der US-Mutterkonzern General Motors (GM) im besten Betriebsgewinn seiner Geschichte von bereinigt 8,3 Milliarden Dollar im abgelaufenen Jahr sonnte, schrieb die Rüsselsheimer Tochter vor Steuern und Zinsen 700 Millionen Dollar Verlust, davon 600 Millionen allein im Schlussquartal.

Der Betriebsverlust ist allerdings noch um Sonderposten bereinigt - Autoanalysten schätzen das Minus deutlich höher ein. Das Europageschäft blieb aber nicht das einzige Sorgenkind von GM. Auch in Südamerika hat der Konzern eine Baustelle und schrieb im Schlussquartal rote Zahlen. 

Für die deutsche Traditionsmarke mit dem Blitz erhöht sich damit der Druck, die Kosten weiter zu senken. Konzernkenner rechnen damit, dass der Vorstand dem Aufsichtsrat dafür Ende März einen Strategieplan vorlegen wird. Dabei gab es bei Opel bereits harte Einschnitte. So sollen die rund 40.000 Mitarbeiter europaweit jährlich 265 Millionen Euro an Sanierungsbeiträgen erbringen. Im Gegenzug hat sich GM bis Ende 2014 zum Verzicht auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen für alle europäischen Standorte bereit erklärt.       

Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke zufolge ist in den Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite nicht mit raschen Ergebnissen zu rechnen. "Ich erwarte, dass das nicht in einem Monat oder so passiert, eher in einigen Monaten", sagte Stracke. Die Auslastung der Werke in Europa solle deutlich erhöht werden. Ob auch Werksschließungen erwogen werden oder mehr Produktion nach Europa geholt werden soll, ließ er offen. "Das ist alles Bestandteil der Gespräche, die wir zurzeit mit den Gewerkschaften und dem Betriebsrat führen."    

GM plant Senkung der Gewinnschwelle

GM steigerte 2011 dank eines starken Geschäfts in Nordamerika seinen Nettogewinn auf 7,6 Milliarden Dollar nach 4,7 Milliarden Dollar vor Jahresfrist. Der Konzernumsatz kletterte um elf Prozent auf 150 Milliarden Dollar. Dabei konnte GM auf seinem Heimatmarkt Nordamerika mit einem starken Schlussquartal glänzen: Der Betriebsgewinn hat sich dort mit 1,5 Milliarden Dollar fast verdoppelt. US-Anleger feierten die Steigerung in den USA. Die Aktie stieg in einem freundlichen Börsenumfeld stark.    

"Wir werden auf diesen Resultaten aufbauen, indem wir neue Pkw, Crossover-Fahrzeuge und Trucks auf den Markt bringen und GM zu einem noch weit effizienteren globalen Team machen", kündigte Konzernchef Dan Akerson in Detroit an. Die Umsätze in allen Regionen sollen steigen. Ziel sei, den Konzern in Europa und Südamerika wieder profitabel zu machen. GM hat 2011 rund neun Millionen Autos abgesetzt und war damit wieder zum weltweiten Branchenprimus aufgestiegen vor VW und Toyota.       

Opel-Betriebsrat würdigt Aufwärtstrend

In Reaktion auf das Zahlenwerk hob der Opel-Betriebsrat hervor, Opel habe sich bereits deutlich verbessert. So sei der Betriebsverlust 2011 um 1,3 Milliarden Dollar niedriger ausgefallen als im Vorjahr. "Wichtig wird es sein, die Material- und Produktionskosten zu senken und den Zugang zu neuen Märkten zu erweitern", forderte Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug.

 Die Arbeitnehmer verlangen seit längerem, dass Opel seine Autos stärker auch außerhalb von Europa verkaufen kann, zum Beispiel auf dem weltgrößten Pkw-Markt in China. Dort sind die Rüsselsheimer bislang kaum vertreten. Um die europäischen Werke besser auszulasten, müsse zudem der Import von Geländewagen wie dem Antara und dem geplanten kleineren Mokka aus Südkorea überdacht werden. Damit will die Arbeitnehmervertretung verhindern, dass in Europa weitere Werke stillgelegt werden. Zuletzt war spekuliert worden, Fabriken in Bochum und im britischen Ellesmere Port könnten erneut in Gefahr geraten.

Analysten kritisierten, die veröffentlichten Zahlen ließen GM in einem besseren Licht erscheinen, als die Geschäfte tatsächlich liefen. "Das ist typisch amerikanisches Windowdressing", sagte Albert Denninghoff von Silvia Quandt. GM habe die Darstellung der Bilanz im Schlussquartal umgestellt. "Tatsächlich steht Opel um 400 Millionen Dollar schlechter dar."

GM wurde in der Finanz- und Wirtschaftskrise von der US-Regierung mit 52 Milliarden Dollar vor dem Kollaps bewahrt. Nach einer Insolvenz kehrte der Konzern an die Börse zurück. Das US-Finanzministerium hält noch 32 Prozent des Stammkapitals. Das könnte für Opel noch zum Problem werden, da in den USA im November gewählt wird und Präsident Barack Obama mit Erfolgen bei der Sanierung der US-Autoindustrie punkten will.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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