Wirtschaft

USA wollen schnellstmöglich aus GM raus Opel strotzt vor Selbstbewusstein

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Bei Opel läuft es. Neue Modelle wie Adam und Mokka kurbeln den Absatz an, die Verluste sinken. Da wird es Zeit für die Chefetage, ein neues Ziel zu formulieren - und das kann sich sehen lassen.

"Opel greift wieder an", sagt Vorstandschef Karl-Thomas Neumann auf dem "Automobilwoche"-Kongress und gibt ein ehrgeiziges Ziel aus: "Wir wollen wieder die zweitstärkste Pkw-Marke in Europa werden - und zwar profitabel." Aktuell liegen die Rüsselsheimer auf dem alten Kontinent gemessen am Absatz auf Rang drei hinter dem unangefochtenen Marktführer Volkswagen und Ford. Dicht hinter Opel rangieren die französischen Rivalen Renault und Peugeot auf den Rängen vier und fünf. Aber die jüngsten Absatzzahlen bestärken Neumanns Optimismus und befeuern das neugewonnene Selbstbewusstsein der Marke mit dem Blitz.

In den ersten zehn Monaten des Jahres schrumpfte der Absatz der Rüsselsheimer laut Daten des europäischen Branchenverbandes Acea zwar leicht um drei Prozent. Damit hielt sich die deutsche Traditionsmarke aber besser als der Gesamtmarkt und die ärgsten Konkurrenten, die stärkere Einbußen hinnehmen mussten.

Lang, lang ist's her

"In einem sehr schwierigen Marktumfeld haben die meisten unserer Mitbewerber Marktanteile verloren", sagt Neumann. Opel dagegen habe seine Position behauptet. "Wir haben unseren Marktanteil in den ersten zehn Monaten bei 6,8 Prozent stabilisiert".

Das sei auch das Ziel für das Gesamtjahr. "Gelingt uns das - und davon bin ich überzeugt - ist 2013 das erste Jahr für Opel in Europa seit 15 Jahren, in dem wir keine Marktanteile verlieren", rechnet der Manager vor.

Mokka und Adam kommen an

Vor allem die großangelegte Produktoffensive scheint zu wirken: Zwischen 2012 bis 2016 wird Opel 23 neue Modelle und 13 neue, sparsamere Motoren auf den Markt bringen. Einige davon kommen bereits gut an - allen voran das kompakte SUV Mokka, für das laut Neumann bereits mehr als 145.000 Bestellungen vorliegen. Das ist immerhin mehr als ein Zehntel des Gesamtabsatzes des vergangenen Jahres.

Der neue Stadtflitzer Adam wurde bereits mehr als 55.000 mal geordert, das überarbeitete Flaggschiff Insigna seit dem Marktstart vor wenigen Wochen schon gut 28.000 mal. Mit den neuen Modellen trete Opel in wachsenden Segmenten an, in denen die Marke bislang nicht war, sagte Neumann. Insgesamt mehr als 4 Milliarden Euro pumpt die US-Mutter General Motors in den kommenden Jahren in Opel, um der angeschlagenen Marke die Produktoffensive zu ermöglichen.

Profitabel 2016

Nicht nur beim Absatz, auch bei den Finanzen sieht Neumann einen positiven Trend. Das Europageschäft von GM habe die Verluste in den ersten neun Monaten mehr als halbiert. "Zugegeben: das ist eine Momentaufnahme und immer noch ein Verlust. Aber die Richtung stimmt", sagt er. Ziel bleibe die Rückkehr zur Profitabilität im Jahr 2016.

Neben der Modelloffensive, die den Umsatz und damit die Profitabilität antreiben soll, setzt Neumann bei der Rückkehr in die Gewinnzone auf harte Sparmaßnahmen. Angesichts der Überkapazitäten soll beispielsweise das Werk in Bochum Ende 2014 geschlossen werden.

Auf Rückenwind vom kriselnden europäischen Markt - dem Kernabsatzgebiet Opels - setzt der Manager nicht. "Auch wenn bei den Neuzulassungen der Tiefpunkt in Europa erreicht zu sein scheint, rechnen wir nicht mit einer zügigen Erholung. Wir erwarten vielmehr, dass wir frühestens zum Ende der Dekade wieder das Niveau von 2008 sehen", prognostiziert Neumann.

Milliarden von den Steuerzahlern

Unterdessen treibt die US-Regierung ihren Ausstieg bei GM voran. Bis Jahresende will sie ihre restlichen Anteile an dem Autobauer verkaufen und damit die letzte Phase seiner staatlichen Rettung auf der Höhe der Finanzkrise abschließen. Damit werden zwar die Bücher einer der größten und umstrittensten Eingriffe der US-Regierung in die Industrie geschlossen. Die Debatte über staatliche Interventionen dürfte aber weitergehen.

Nach dem Aktienverkauf, der laut dem Finanzministerium abhängig von der Marktlage über die Bühne gehen soll, könnte GM unbelastet ins neue Jahr gehen. Das käme dem Konzern gelegen, der sich 2014 einen neuen Chef suchen muss.

Erst vor Kurzem hatte das Finanzministerium den Verkauf von 70,2 Millionen GM-Aktien abgeschlossen. Nun drückt es aufs Tempo und will unmittelbar danach auch die letzten 31,1 Millionen Anteile abgeben. Das entspricht einer Beteiligung von 2,2 Prozent an dem Unternehmen.

Die US-Regierung hatte ursprünglichen einen Anteil von 61 Prozent an GM übernommen und dem Autobauer aus der Insolvenz geholfen. Seit der Rückkehr des restrukturierten Unternehmens an die Börse vor drei Jahren hat das Finanzministerium die Beteiligung langsam verringert.

Letztlich wird die Beteiligung den Steuerzahler rund 10,4 Milliarden Dollar gekostet haben, den aktuellen Aktienkurs von 38,12 Dollar zugrunde gelegt. Die US-Regierung hat sich bislang 38,4 Milliarden Dollar von ihrem Ursprugsengagement von 50 Milliarden Dollar zurückgeholt. Die noch ausstehenden Verkäufe werden dem Finanzministerium nochmals 1,2 Milliarden Dollar einbringen.

Die Hilfe für GM war Teil einer langen Liste von Rettungsmaßnahmen der US-Regierung, um den Folgen der Finanzkrise Paroli zu bieten. Anders als bei der Autoindustrie hat die Regierung bei der Bankenbranche letztlich sogar einen Gewinn herausgeholt.  

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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