Wo ist Leo Apotheker? Oracle-Boss fordert Milliarden
08.11.2010, 21:50 UhrDer Datenklau-Streit zwischen Oracle und SAP nimmt immer dramatischere Formen an. Nach Angaben aus Oracle-Kreisen lässt der US-Konzern nach Ex-SAP-Chef Apotheker mit Privatdetektiven fahnden. Oracle-Boss Ellison sagt, die von den Walldorfern unrechtmäßig genutzten Software-Lizenzen hätten einen Wert von vier Milliarden Dollar gehabt.
Im Milliardenstreit über gestohlene Software sucht Kläger Oracle mit Privatdetektiven nach dem früheren SAP-Chef Leo Apotheker. Oracle wolle den jetzigen Hewlett-Packard-Manager vorladen lassen und erhoffe sich von seiner Aussage bessere Chancen in dem Prozess, hieß es aus Unternehmenskreisen.
Unterdessen haben sich Oracle und SAP einen weiteren Schlagabtausch geliefert. In seiner mit Spannung erwarteten Zeugenvernehmung sagte Oracle-Chef Larry Ellison vor dem Bezirksgericht im kalifornischen Oakland, die von SAP unrechtmäßig genutzten Software-Lizenzen seines Unternehmens hätten einen Wert von vier Milliarden Dollar gehabt.
Damit bekräftigte der für seine Verbalattacken bekannte Ellison Forderungen, die Ex-Oracle-Präsident Charles Phillips bereits in der vergangenen Woche in dem Mammutprozess erhoben hatte. SAP muss sich seit einer Woche vor Gericht verantworten, da Oracle die Walldorfer wegen Datendiebstahls verklagt hat.
Der Weltmarktführer für Unternehmens-Software hatte die durch seine inzwischen liquidierte US-Tochter TomorrowNow begangenen Urheberrechtsverletzungen eingestanden und hofft, in dem Zivilprozess mit einigen Dutzend Millionen Dollar Schadenersatz davonzukommen.
Im Kreuzverhör von Anwälten von SAP und Oracle sagte Ellison, er habe SAP nach dem Kauf von TomorrowNow aufgefordert, das geistige Eigentum seines Unternehmens zu respektieren. SAP hatte TomorrowNow Anfang 2005 erworben, um Oracle Kunden mit günstigen Wartungsdiensten abspenstig zu machen. Im Rahmen der in der Software-Branche üblichen Wartungsdienstleistungen durch Dritte luden TomorrowNow-Mitarbeiter jedoch mehr Daten als erlaubt von Oracle-Rechnern herunter.
Oracle verklagte daher SAP im Frühjahr 2007 unter anderem wegen Datendiebstahls, Betrug und Industriespionage. Die meisten Klagegründe ließ Oracle inzwischen fallen. Die Gerichtsjury in Kalifornien muss nur noch über die Höhe des Schadenersatzes entscheiden, den SAP Oracle für den eingestandenen Datendiebstahl zahlen muss.
"Brillanter Schachzug"
SAP versuchte, die Glaubwürdigkeit von Oracle zu erschüttern und den durch die Urheberrechtsverstöße entstandenen Schaden klein zu rechnen. Die SAP-Anwälte präsentierten der Jury eine E-Mail, in der Oracle-Präsidentin Safra Catz bestreitet, dass das Unternehmen nach dem Kauf von TomorrowNow durch SAP Kunden verloren habe. Laut SAP haben damals hingegen 358 Oracle-Kunden ihre Wartungsverträge mit Oracle gekündigt und wechselten zu TomorrowNow.
Ellison entgegnete, er habe die in seinem Unternehmen anfänglich geäußerte Einschätzung nicht geteilt, dass TomorrowNow keine Bedrohung für Oracle sei. Die Übernahme von TomorrowNow durch SAP sei ein "brillanter Schachzug" gewesen, sagte der Manager, der sich seit Jahren mit SAP einen scharfen Wettbewerb um die Vorherrschaft bei Unternehmens-Software liefert.
Quelle: ntv.de, wne/rts