Ellison und sein "Freund Mark" Oracles nächste Duftmarke
17.09.2010, 11:56 UhrMark Hurd, neuer Co-Präsident des US-Softwarekonzerns Oracle, nimmt den Mund ganz schön voll: Kein anderes Unternehmen in der Branche sei derzeit besser positioniert als Oracle. Die jüngsten Quartalszahlen machen das deutlich. Aber die Konkurrenz schläft nicht.

Oracle-Gründer Ellison (M) präsentiert die Quartalszahlen und den neuen Co-Präsidenten Hurd (l.).
(Foto: REUTERS)
"Das sind durchweg fantastische Zahlen“, ist das Urteil des Lazard-Capital-Analysten Joel Fishbein zum jüngsten Quartalsbericht des US-Softwarekonzerns Oracle. Der SAP-Hauptkonkurrent steigerte in den ersten drei Monaten des neuen Geschäftsjahres den Umsatz um fast 50 Prozent auf 7,5 Mrd. Dollar und den Gewinn um nahezu ein Fünftel auf 1,35 Mrd. Dollar. Die Zahlen verblassten trotzdem hinter einem anderen Fakt: Oracle-Gründer Larry Ellison präsentierte nicht nur den Quartalsbericht sondern auch Mark Hurd.
Der langjährige Vorstandschef von Hewlett-Packard ist neuer Co-Präsident bei Oracle. Sein "Weggang“ bei HP, immerhin weltgrößter Computerhersteller, ging nicht lautlos vonstatten. Er bestimmte daher die Berichterstattung rund um Oracle in den vergangenen Wochen. Gestolpert ist er bei HP über eine "Liebesaffäre auf Firmenkosten“.
Hurd soll die ehemalige Schauspielerin Jodie Fisher nach Marketingveranstaltungen öfter zum Essen eingeladen haben, die Rechnungen dann aber nicht bei seinen Spesen angegeben haben. Diese falschen Abrechnungen brachten ihn dann zu Fall. Fisher selbst hatte Hurd auffliegen lassen. Sie bezichtigte den Konzernchef zudem, sie sexuell belästigt zu haben. Dieser Vorwurf ist aber bereits entkräftet. Dennoch: eine Klage hat Hurd am Hals - von HP. Sein Ex-Arbeitgeber fürchtet, dass der Konkurrent Oracle an Firmengeheimnisse gelangen könnte.
Hurd wirbelt - Wirbel um Hurd
Ellison hatte danach das Vorgehen der HP-Führung offen kritisiert: "Das war die dümmste Personalentscheidung, seitdem die Idioten im Apple-Verwaltungsrat vor vielen Jahren Steve Jobs gefeuert haben", schrieb er Anfang August in einer E-Mail an die "New York Times". Gleichzeitig lobte er Hurd, mit dem er auch befreundet sein soll, über den grünen Klee: "Es gibt keine Führungskraft in der IT-Welt mit mehr einschlägiger Erfahrung als Mark." Nur wenige Wochen nach dem Abgang bei HP hatte Hurd dann bereits einen neuen Führungsjob in der Tasche – bei Oracle, als einer von zwei Präsidenten und als Mitglied des Verwaltungsrates. Schon wurden Gerüchte laut, Hurd könne eines Tages an die Spitze des US-IT-Giganten vorrücken.
Sinn würde das auf jeden Fall machen. Hurd kommt von einem Hardwareriesen. Oracle will weg vom reinen Softwaregeschäft, will ein Hard- und Softwarekonzern werden und hat sich diesbezüglich auch schon ein neues Feindbild auserkoren: Statt SAP, seit Jahren unangefochtener Marktführer bei Unternehmenssoftware vor Oracle, will sich Ellisons Konzern künftig mit IBM messen. Hintergrund ist die Übernahme von Sun Microsystems und der damit verbundene Einstieg in neue Märkte.
Sun-Kauf zahlt sich bereits aus
Die Übernahme des Serverspezialisten hatte sich Oracle mehr als 7 Mrd. Dollar kosten lassen. 1,7 Mrd. Dollar betrug im jüngst abgelaufenen Quartal bereits der Erlösbeitrag. Und der soll weiter steigen: Oracle werde demnächst weitere kombinierte Produkte aus Software und Sun-Hardware einführen, kündigten Ellison und Hurd bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt an: Ellison real, Hurd per Video zugeschalten. Oracles Hardware-Geschäft, das seit dem Abschluss der Sun-Übernahme im Januar genau beobachtet wird, habe sich erheblich beschleunigt, bekräftigte Lazard-Analyst Fishbein.
Softwaregeschäft boomt
Doch noch macht Oracle sein Geld vor allem mit Software: Bei der zentralen Kenngröße für das operative Geschäft - den Erlösen mit neuen Softwarelizenzen - verbuchte Oracle ein Plus von 25 Prozent auf fast 1,29 Mrd. Dollar. Laut Goldman-Sachs-Analysten hat das Ergebnis vor allem von der Stärke in Nord- und Lateinamerika profitiert. Das währungsbereinigte Plus lag dort bei 14 Prozent. Im Asien-Pazifik-Raum habe es im Vergleich zum Vorjahr soagr um 47 Prozent zugelegt. Dagegen habe Oracle in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika (EMEA) ein Minus von 16 Prozent verzeichnet. Der Ausblick von Oracle sei für alle Regionen optimistisch ausgefallen, so die Experten weiter.
Neu-Oracle-Mitarbeiter Hurd ist dann auch voll des Lobes für seinen neuen Arbeitgeber: Er glaube, kein anderes Unternehmen in der Branche sei derzeit besser positioniert als Oracle. Bei IBM sieht man das bestimmt anders.
Quelle: ntv.de, mit dpa/DJ