Wirtschaft

Schwerin muss seinen Segen geben P+S-Werft hofft auf den Verkauf

Symbolische Schiffsausrüstung: Ein Rettungsboot am Standort Stralsund.

Symbolische Schiffsausrüstung: Ein Rettungsboot am Standort Stralsund.

(Foto: dpa)

Jetzt hängt alles an der Zustimmung höherer Stellen: Bei den Bemühungen um eine Rettung der Stralsunder P+S-Werft verweist Insolvenzverwalter Brinkmann auf die anstehenden Entscheidungen der Gläubiger. Bald schon soll eine Entscheidung fallen.

Stahlkoloss in der Montagehalle:

Stahlkoloss in der Montagehalle:

(Foto: picture alliance / dpa)

Beim Verkauf der insolventen P+S-Werft Stralsund liegt der Ball laut Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann nun beim Land und bei den beteiligten Banken. "Wir haben die Entscheidungen vorbereitet und weitergegeben an die Gläubiger", sagte Brinkmann. Er zeigte sich optimistisch, dass bis Anfang Februar die Werft wie auch die beiden weitgehend fertiggestellten Fähren verkauft werden können. Es lägen jeweils zwei Angebote vor.

Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und Banken sind Sicherungsgläubiger der Werft sowie mit Grundpfandrechten in den Grundbüchern eingetragen. Sie müssen einer Löschung der Hypotheken zustimmen. Dieser Schritt würde den Weg freimachen für den angestrebten Eigentümerwechsel.

Die Interessenten sind bekannt: Für die Werft mit ihren ehemals 1200 Mitarbeitern hatten die Nordic-Werften und die Hamburger Windkraftinvestmentfirma New Global Wind geboten. Zuletzt hatte Nordic sein Kaufangebot von zwei auf drei Millionen Euro erhöht. Für die Fähren hatten die deutsch-dänische Reederei Scandlines und Nordic Angebote abgegeben.

Mitte November war mit der Ak Bars Holding aus Tatarstan der Bieter aus dem Verkaufsprozess ausgestiegen, auf dem die größten Hoffnungen für einen soliden Weiterbetrieb der Werft lagen. Seitdem sind nur noch die Nordic-Werften und die Investmentfirma New Global Wind im Rennen.

"Wir haben die Entscheidungen vorbereitet": Berhold Brinkmann.

"Wir haben die Entscheidungen vorbereitet": Berhold Brinkmann.

(Foto: picture alliance / dpa)

Unklar ist, ob Nordic noch Interesse an der Werft hat, wenn die Werftengruppe des russischen Eigners Witali Jussufow nicht den Zuschlag für die Fertigstellung der beiden Fähren erhalten sollte. Nordic will früheren Angaben zufolge einen zweistelligen Millionenbetrag am Standort Stralsund investieren, gibt aber keine Beschäftigungsgarantien ab, was für Gewerkschaft und Belegschaft wichtig wären.

An den Fähren hängen Jobs

"Die Belegschaftsgröße und der Zeitpunkt eines möglichen Neustarts sind abhängig von der Beschäftigungswirkung nächster Aufträge, inklusive der Entscheidung zu den Fähren", erklärte ein Nordic-Sprecher dazu auf Anfrage.

Die deutsch-dänische Reederei Scandlines hatte zu Jahresbeginn erklärt, die zuvor verschmähten Fähren der insolventen P+S-Werft nun doch übernehmen zu wollen. Scandlines habe ein Angebot für die beiden Schiffe abgegeben, bestätigte Unternehmenssprecherin Anette Ustrup Svendsen. Man hoffe auf eine möglichst schnelle Entscheidung der Insolvenzverwaltung. Nach Angaben aus Branchenkreisen will Scandlines insgesamt 25 Millionen Euro für beide Schiffe bezahlen.

25 statt 184 Millionen Euro

Scandlines war nach der P+S-Insolvenz im Herbst 2012 vom Vertrag zurückgetreten und hatte das mit dem zu starken Tiefgang der Schiffe für die Strecke Rostock-Gedser begründet. Die Schiffe - für die ursprünglich ein Kaufpreis von 184 Millionen Euro vereinbart worden war - sollen nach einem möglichen Kauf laut Scandlines von einer anderen Werft fertiggestellt werden. Das Gewicht der Fähre solle minimiert werden, um den Tiefgang zu verringern, hieß es.

Der Erlös aus dem Verkauf der Fähren steht den Sicherungsgläubigern zu. Das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Nord/LB müssen deshalb entscheiden, ob sie sich mit einem geringeren als dem ursprünglich kalkulierten Preis zufriedengeben. Auch die Insolvenzverwaltung bestätigte neue Gespräche mit Scandlines. Ziel sei es, die Verhandlungen bald abzuschließen und das Ergebnis dem Gläubigerausschuss vorzulegen, sagte Insolvenzverwalter Brinkmann. Ein Termin für die nächste Sitzung des Gläubigerausschusses steht bislang noch aus.

Arbeit gibt es in Stralsund nach derzeitigem Planungsstand nur noch bis Anfang 2014. Das erste Schiff für die dänische Reederei DFDS sollte noch im Januar 2014 ausgeliefert werden, das zweite dann im Mai. Es ist der bislang letzte Schiffbauauftrag auf der Stralsunder Werft. Der letzte Schiffsneubau, ein Transportschiff für die dänische Reederei DFDS, verließ zu Wochenbeginn die Montagehalle der Werft und soll nun am Ausrüstungskai weiter fertiggestellt werden.

Greift Berlin doch noch ein?

Der Schiffbau in Deutschland sieht sich angesichts der übermächtigen Konkurrenz in Asien mit großen Schwierigkeiten konfrontiert. Um den Bau größerer Schiffe finanzieren zu können, müsste eine gewichtige Größe wie zum Beispiel das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern oder der Bund als Bürge für neue Projekte einspringen. Große Hoffnungen ruhen in dieser Hinsicht auf der neuen Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien CDU/CSU und SPD sind klare Bekenntnisse zur "maritimen Standort Deutschland" enthalten.

Unter anderem haben sich die Koaliltionspartner auch die stärkere Vernetzung der maritimen Wirtschaft - also Häfen, Reedern und Schiffbauern - mit der Offshore-Windenergiebranche auf die Fahnen geschrieben. Dieses Versprechen könnte der Bund nun einlösen. Die Landesregierung in Schwerin hat die Energiewende zudem zum politischen Schwerpunktthema erklärt.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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