Wirtschaft

Internetradio vor Börsendebüt Pandora dreht voll auf

Gerade erst sorgt Facebook für Schlagzeilen hinsichtlich einer möglichen Rekordbewertung, da wartet ein Internet-Unternehmen tatsächlich mit einer satten Milliardenbewertung auf. Das Online-Radio schafft es auf 2,6 Milliarden Dollar. Das ist deutlich mehr, als sich im Vorfeld abgezeichnet hatte. Die Firma schreibt immer noch Verluste, ist auch nur in den USA aktiv, gewinnt aber jede Sekunde einen neuen Nutzer.

Der Internet-Anbieter Pandora will heute bei seinem Gang an die US-Börse über 200 Millionen Dollar einsammeln.

Der Internet-Anbieter Pandora will heute bei seinem Gang an die US-Börse über 200 Millionen Dollar einsammeln.

(Foto: REUTERS)

Der Hunger der Anleger auf Internet-Unternehmen scheint derzeit unersättlich. Das Online-Radio Pandora bringt es auf eine satte Milliardenbewertung. Die Internetfirma hat ihren Aktienpreis zum Schluss noch einmal hochgeschraubt und kommt so mit einem Wert von 2,6 Mrd. US-Dollar an die Börse.

Das Preisschild wirkt wie eine Ohrfeige für die alte Musikindustrie: Die Plattenfirma Warner Music, das Zuhause von Künstlern wie Phil Collins oder Eric Clapton, wurde jüngst für nur 1,3 Mrd. US-Dollar verkauft. Allerdings musste der Käufer, ein russischstämmiger Geschäftsmann, bei Warner Music auch noch fast zwei Mrd. US-Dollar Schulden übernehmen.

P wie protzig?

Pandora setzte den Ausgabepreis für die Aktien am Vortag auf 16 US-Dollar fest. Sie sind damit immer teurer geworden: Im April noch sollten die Anteile 7 bis 9 US-Dollar kosten, vergangene Woche ging die Firma auf 10 bis 12 US-Dollar hoch. Pandora und die Altaktionäre erlösen damit rund 235 Mio. US-Dollar - mehr als das Doppelte der ursprünglich angepeilten 100 Mio. Als Börsenkürzel bekommt Pandora den Buchstaben P.

Der Dienst ist eine Art Internet-Radio, dass sich auf den Musikgeschmack einstellt. Das Erstaunliche an der Mrd.-Bewertung ist, Pandora schreibt nach wie vor rote Zahlen und konnte bisher mit der Musikbranche nur US-Lizenzen aushandeln. Dort ist die kalifornische Firma aber stark. Laut Marktforschern hält Pandora etwa die Hälfte des Marktes für Internet-Radio in den USA.

Wegen eines Gebührenstreits mit der Musikindustrie stand Pandora 2007 schon kurz vor dem Aus. Der Erfolg der App für Apples iPhone brachte die Firma aber zurück ins Spiel.

Rote Zahlen, rosige Aussichten?

Mit den Einnahmen aus dem Börsengang könnte Pandora auch andere Länder ins Visier nehmen sowie versuchen, etwa auf Autoradios vorzustoßen. Die Lizenzgebühren für die Musikstücke sind die schwerste Last, die Pandora schultern muss. Geld bringt vor allem Werbung herein.

Im April hatte Pandora nach eigenen Angaben 90 Millionen registrierte Nutzer. Jede Sekunde komme ein neuer hinzu, hieß es. Im ersten Geschäftsquartal von Februar bis April verdoppelte sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 51 Mio. US-Dollar. Noch schreibt Pandora aber Verluste, zuletzt mehr als 9 Mio. US-Dollar.

Rote Zahlen hat Pandora mit vielen Internetfirmen gemein, die Investoren setzen aber auf ein weiterhin rapides Wachstum und klingelnde Kassen in der Zukunft. Mancher Beobachter fühlt sich derzeit an die Blase zu Zeiten der New Economy erinnert. Als das berufliche Online-Netzwerk Mitte Mai an die Börse ging, schoss die Aktie von 45 auf bis zu 122,70 US-Dollar hoch. Inzwischen sackte das Papier aber ab und stand zuletzt bei rund 76 US-Dollar.

Quelle: ntv.de, dpa

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