"Ganze Euro-Zone wird attackiert" Paris geht Spekulanten an
29.04.2010, 11:41 Uhr
Dieser Händler zeigt keinen Autofahrergruß Richtung Frankreich, sondern benutzt die unter Händlern übliche Zeichensprache.
(Foto: REUTERS)
Der französische Haushaltsminister Francois Baroin hat vor jeglichen Gedanken an eine Umschuldung der griechischen Verbindlichkeiten gewarnt. "Man darf auch nicht eine einzige Minute daran denken, dass die griechischen Verbindlichkeiten umgeschuldet werden, denn damit würde man den Spekulanten einen großen Sieg überlassen", warnte Baroin im RTL Radio. "Hinter Griechenland ist es die gesamte Euro-Zone, die gegenwärtig attackiert wird: unsere Währung, unsere Wirtschaft, unsere Unternehmen, unsere Arbeitsplätze", beklagte er. Mit Blick auf Schuldenprobleme anderer Euro-Länder unterstrich er, die Schwierigkeiten in Portugal oder Spanien hätten nichts mit Griechenland zu tun.
"Es gibt keinen Zweifel an der Entschlossenheit der Euro-Zone, der Europäischen Zentralbank, des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Union, die Stabilität Griechenlands zu gewährleisten und damit die Stabilität unserer Währung", formulierte Baroin.
Griechenland-Anleihen waren von der Ratingagentur Standard & Poor's auf den Status von Ramschanleihen abgewertet worden. Für das Land hat das zur Folge, dass es sich wegen exorbitanter Risikoaufschläge bei den Zinsen praktisch am Kapitalmarkt nicht mehr refinanzieren kann. Zudem hatte die Agentur aber auch die Bonität von Portugal und Spanien zurückgestuft, wenn auch bei weitem nicht so stark wie die Griechenlands.
Kein Rütteln an Frankreichs Rating
Spekulationen um eine mögliche Herabstufung des Kreditratings von Frankreich wies Baroin zurück. Es gebe "kein Risiko, dass die Einstufung gesenkt wird", so der Haushaltspolitiker. "Wir teilen das Privileg, am besten eingestuft zu werden, mit Deutschland, den Niederlanden, Luxemburg." Frankreichs Kreditwürdigkeit stehe dauerhaft nicht in Frage, weil es "fest entschlossen" sei, sein Haushaltsdefizit zu senken.

Das exzellente Kreditrating Frankreichs steht nach Einschätzung von Haushaltsminister Francois Baroin nicht zur Disposition.
(Foto: REUTERS)
Nach einer Umfrage des Instituts BVA glauben 75 Prozent der Franzosen, dass auch ihn ihrem Land eine Krise wie in Griechenland möglich ist. Nur 24 Prozent gaben in der Erhebung an, sie glaubten, dass Frankreichs Finanzlage das Land gegen so schwerwiegende Probleme schützten.
Die französische Regierung geht in diesem Jahr von einem Haushaltsdefizit von rund acht Prozent aus. Es liegt damit weit über der Vorgabe von drei Prozent des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Diese will Paris im Jahr 2013 wieder erreichen, die EU-Kommission hält die dabei zugrunde gelegten Wachstumsprognosen jedoch für zu optimistisch. Die Gesamtverschuldung Frankreichs betrug Ende 2009 laut dem Statistikamt Insee 77,6 Prozent der Wirtschaftsleistung und wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Ziel für die Länder der Eurozone sind eigentlich 60 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/AFP