Pharmariese unter Druck Patentverluste bremsen Pfizer
02.08.2011, 17:40 UhrDer Nummer eins der Pharma-Branche sitzt die Generika-Konkurrenz im Nacken.Schon jetzt verzeichnet das Dow-Jones-Unternehmen leichte Einbußen bei Umsatz und Gewinn. Im November läuft der Patentschutz für den Blockbuster Lipitor aus.
Rückläufige Umsätze wegen Patentverlusten setzen dem weltgrößten Arzneimittelhersteller Pfizer immer mehr zu. Dabei steht dem Pharmariesen mit Sitz in New York die härteste Prüfung noch bevor: Im November wird voraussichtlich das Top-Medikament Lipitor gegen Cholesterin auch in den USA sein Patent verlieren - herbe Umsatzverluste dürften folgen. Mit dem Blutfettsenker setzte Pfizer 2010 immerhin etwa 11 Mrd. Dollar um - ein Sechstel des kompletten Jahresumsatzes. In vielen Ländern macht Pfizer bereits die Generikakonkurrenz bei Lipitor und anderen umsatzstarken Produkten zu schaffen.
Für das abgelaufene zweite Quartal wies Pfizer daher Rückgänge bei Umsatz und bereinigtem Gewinn aus. Konzernchef Ian Read bekräftigte gleichwohl bei Vorlage des Zwischenberichts die Geschäftsziele für dieses Jahr und 2012.
Anlegern reichte dies aber nicht. Im Börsenhandel in den USA büßte die Aktie 2,2 Prozent ein.
"Starkes Kerngeschäft"
Pfizer-Chef Read äußerte sich dennoch insgesamt zufrieden zur Geschäftsentwicklung in den Monaten April bis Juni. Zwar habe Pfizer Patentverluste bei einigen Schlüsselprodukten zu spüren bekommen. Dies sei aber erwartet worden. "Der Kern unseres Geschäfts bleibt stark", erklärte der Manager.
Pfizer setzte im zweiten Quartal insgesamt 17 Mrd. Dollar um, das sind ein Prozent weniger als vor Jahresfrist. Es wären 5 Prozent gewesen, wenn Pfizer nicht durch einen schwächeren Dollar Rückenwind erhalten hätte. Auf 1,5 Mrd. Dollar bezifferte Pfizer die Einbußen aufgrund von Patentverlusten im Quartal. Die Gesundheitsreform in den USA schmälerte die Erlöse um weitere 158 Mio. Dollar.
Von Ancept bis Lipitor
Lipitor verlor 2010 den Patentschutz unter anderem in Spanien, Mexiko und Kanada. Die weltweiten Umsätze mit Lipitor gingen deshalb im Quartal um 8 Prozent auf 2,59 Mrd. Dollar zurück. Aber auch beim Alzheimer-Mittel Aricept bekam Pfizer die Generikakonkurrenz zu spüren. Insgesamt sanken im Kerngeschäft mit rezeptpflichtigen Arzneien die Erlöse um drei Prozent auf 14,64 Mrd. Dollar.
Unter dem Strich verdiente Pfizer auf bereinigter Basis 4,73 Mrd. Dollar im Quartal - ein Minus von vier Prozent. Je Aktie standen 0,60 Dollar nach 0,61 Dollar vor Jahresfrist in den Büchern. Analysten hatten im Schnitt mit 0,59 Dollar gerechnet.
Tiermedizin schiebt Umsätze an
Gut lief es bei Pfizer in der Tiermedizin. Angeschoben von den Arzneien, die mit der Übernahme von King zu Pfizer stießen, kletterten die Spartenumsätze um 18 Prozent auf 1,06 Mrd. Dollar, womit erstmals die Milliardenschwelle überschritten wurde.
In seiner Ernährungssparte, die etwa Baby-Nahrung produziert, nahmen die Erlöse um vier Prozent auf 493 Mio. Dollar zu. Beide Bereiche stehen bei Pfizer allerdings auf der Verkaufsliste, denn Konzernchef Read will das Unternehmen noch stärker auf das Pharmageschäft ausrichten. Pfizer will einen Verkauf oder eine Abspaltung in einem bis zwei Jahren in trockenen Tüchern haben.
Mit verschreibungsfreien Gesundheitsprodukten wie Pillen gegen Kopfschmerzen oder Erkältungsmitteln steigerte Pfizer die Erlöse um sechs Prozent auf 721 Millionen Dollar.
Ziele bekräftigt
An seiner Gewinnprognose für das Gesamtjahr hielt der Konzern fest. Wie bisher erwartet das Management 2011 einen Umsatz von 65,2 Mrd. bis 67,2 Mrd. Dollar und einen bereinigten Gewinn je Aktie von 2,16 bis 2,26 Dollar.
2012, dem ersten in dem Lipitor in den USA ohne Patentschutz sein wird, soll ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 2,25 bis 2,35 Dollar erzielt werden.
Quelle: ntv.de, rts