Ringen um Athen-Schuldenschnitt Pensionsfonds verweigern sich
07.03.2012, 13:34 Uhr
Die Frist läuft bis Donnerstag um 24 Uhr.
(Foto: dpa)
Politiker der Eurozone werden nicht müde, von einem bevorstehenden Erfolg des Schuldenschnitts für Griechenland zu sprechen. EU-Währungskommissar Rehn sagt sogar, dass die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Eurozone gebannt sei. Allerdings machen nicht alle mit: Fünf griechische Pensionsfonds verweigern den freiwilligen Umtausch der Anleihen.
verläuft nicht reibungslos: Fünf griechische Pensionsfonds, die Geld in Anleihen des Landes angelegt haben, verweigern laut Medienberichten den freiwilligen Umtausch dieser Anleihen. Sie hielten zur Alterssicherung von Selbstständigen, Journalisten und Polizisten griechische Anleihen im Wert von rund zwei Milliarden Euro. Das sei rund ein Prozent aller Anleihen, welche private Gläubiger bis Donnerstagabend freiwillig umtauschen sollen, um damit dem griechischen Staat Schulden in Höhe von insgesamt 107 Milliarden Euro zu erlassen.
Der internationale Bankenverband IIF hat dem Schuldenschnitt zugestimmt. Etwa ein halbes Dutzend Fonds mit griechischen Anleihen im Wert von 2,7 Milliarden Euro taten dies ebenfalls, wie die griechischen Medien berichteten.
Die privaten Gläubiger sollen freiwillig auf etwa die Hälfte des Nennwerts ihrer griechischen Anleihen verzichten. So sollen die 107 Milliarden Euro zusammenkommen. Das ist die Voraussetzung für weitere Milliardenhilfen der Eurozone für Griechenland. Scheitert der freiwillige Schuldenschnitt, will die griechische Regierung die Gläubiger dazu zwingen. In diesem Fall allerdings würden die Ratingagenturen die griechischen Anleihen auf Zahlungsausfall herabstufen. Die Frist für die Annahme des Angebots läuft am Donnerstag um 24.00 Uhr aus.
Dagegen beteiligen sich Deutschlands größte Versicherungskonzerne Allianz und Munich Re am Schuldenschnitt. Allianz-Chef Vorstandschef Michael Diekmann sagte, die Umschuldung sei ein wichtiger Schritt zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme Griechenlands und zur Stabilisierung der Eurozone, "von der sowohl unsere Kunden wie auch wir als Investoren gleichermaßen profitieren".
Allianz und Munich Re hatten ihre griechischen Staatsanleihen bereits vor einigen Monaten auf den aktuellen Marktwert von 24,7 beziehungsweise 23 Prozent des Nennwerts abgeschrieben. Damit stehen sie bei der Allianz jetzt nur noch mit 310 Millionen und bei der Münchner Rück mit rund 400 Millionen Euro in den Büchern. Ob sich der Wert nach der Umschuldung ändern wird, könne nur der Markt beantworten, sagte eine Munich-Re-Sprecherin.
Rehn und Schäuble optimistisch
EU-Währungskommissar Olli Rehn hält das Risiko eines Zusammenbruchs der Eurozone für überwunden. "Das Risiko eines Auseinanderbrechens liegt hinter uns", sagte der Finne der französischen Zeitung "Le Figaro". Andererseits befinde sich Europa in der Rezession und die Arbeitslosigkeit liege auf einem besorgniserregenden Niveau.
Rehn rechnet damit, dass der Schuldenschnitt für Griechenland glatt über die Bühne geht. "Nach den Informationen, die uns vorliegen, dürfte der Schuldenschnitt reibungslos verlaufen, denn die Angelegenheit bleibt für den Privatsektor finanziell interessant", sagte er weiter.
Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble geht von einer Zustimmung der Gläubiger-Banken Griechenlands zum Schuldenschnitt aus. "Meine Prognose ist, dass eine hinreichende Mehrheit der Gläubiger dieses Angebot annehmen wird", sagte der CDU-Politiker im Bayerischen Fernsehen.
Unter Abwägung aller Risiken sei das Angebot so, dass die meisten es seiner Erwartung nach annehmen werden - auch wenn auch wenn es einen Haircut von 53,5 Prozent vorsieht und niedere Zinsen vorschreibt. "Wir brauchen eine Mehrheit von zwei Drittel, dann kann Griechenland - und das wird Griechenland tun - durch eine Mehrheitsentscheidung der Gläubiger auch was für die anderen verbindlich machen".
Rösler-Appell an Athen
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler mahnte Griechenland zu besserer Zusammenarbeit. "Unsere Hilfsbereitschaft und Solidarität sind groß", sagte der FDP-Chef der "Passauer Neuen Presse". "Doch es muss auch Anstrengungen der griechischen Seite geben."
Zu möglichen weiteren Griechenland-Hilfen sagte Rösler: "Spekulationen über ein drittes Hilfspaket für Griechenland tragen nicht zur Beruhigung der Märkte bei." Es gehe um eine bessere Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands, durch Erneuerung der Verwaltung, Umsetzung des Privatisierungsprogramms sowie Öffnung der Märkte.
Rösler verteidigte seine öffentlichen Erörterungen zu einer möglichen Insolvenz Griechenlands. "Europa wäre heute weiter, wenn es gelungen wäre, ein geordnetes Verfahren für einen solchen Fall einzuführen", sagte er.
Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ/AFP/dpa