Spitzelaffäre bei Deutscher Bank Persilschein für Börsig
28.07.2009, 16:15 UhrIn der Spitzelaffäre bei der Deutschen Bank hat der Aufsichtsrat seinen Vorsitzenden Clemens Börsig aus der Schusslinie genommen. Die zweifelhaften Methoden seien "nicht von Mitgliedern des Aufsichtsrats oder Vorstands legitimiert" worden, hieß es in einer Stellungnahme des Gremiums nach einer Sitzung. Vor einer Woche hatte die Bank noch erklärt, Ausgangspunkt für die Nachforschungen über einen kritischen Aktionär sei ein Gespräch des Chefaufsehers Börsig mit einem Abteilungsleiter der Bank nach der Hauptversammlung 2006 gewesen. Dadurch waren Spekulationen über einen möglichen Rücktritt von Börsig entstanden.

Freundschaft sieht anders aus: Aufsichtsratschef Clemens Börsig (l.) und Vorstandschef Ackermann
(Foto: AP)
Für Aufsehen hatte vor allem gesorgt, dass die Bank in ihrem Zwischenbericht über die Spitzelaffäre alle amtierenden Vorstände entlastet hatte, den Aufsichtsrat aber nicht erwähnte. Börsig hatte jedoch schon am Wochenende mitteilen lassen, er sehe keinen Grund für einen Rücktritt. Zeitungen schrieben daraufhin von einem "Machtkampf" zwischen Vorstandschef Josef Ackermann und Börsig. Börsig soll im April versucht haben, Ackermann als Vorstandschef abzulösen. Stattdessen wurde dann der Vertrag mit dem Schweizer überraschend um drei Jahre verlängert. Die Personalie billigte der Aufsichtsrat am Dienstag.
Lockvogel für kritischen Aktionär
Bei der Spitzelaffäre geht es um vier fragwürdige Fälle, bei denen externe Dienstleister - von der Bank beauftragte Detekteien - gegen den Datenschutz oder den Schutz der Privatsphäre verstoßen haben sollen. In zwei Fällen prüft die Staatsanwaltschaft Frankfurt, ob sie Ermittlungen einleitet. Auf den kritischen Aktionär und Rechtsanwalt Michael Bohndorf soll unter anderem ein weiblicher Lockvogel angesetzt worden sein. Bei den Nachforschungen kam aber nichts über das Motiv des kritischen Aktionärs für seine zahlreichen gerichtlichen Klagen heraus.
Die Deutsche Bank war Ende Mai selbst an die Öffentlichkeit gegangen und hatte über die Spitzelaffäre berichtet. Sie beauftragte eine Anwaltskanzlei mit den Untersuchungen. Der Bericht der Anwälte wurde am Dienstag im Aufsichtsrat der Deutschen Bank vorgestellt. "Wir bedauern die Vorgänge. Interne Maßnahmen sind eingeleitet, solche Vorgänge in der Zukunft zu vermeiden", teilte das Gremium mit. Die Bank hat sich bereits von zwei Abteilungsleitern getrennt, die in die Vorfälle verwickelt gewesen sein sollen.
Quelle: ntv.de, nne/dpa