Ehrgeiziger Expansionskurs Petrobras will an die Spitze
23.09.2010, 18:40 UhrUm neue Erdölquellen vor der Küste Brasiliens zu erschließen, will der Ölkonzern Petrobras Milliarden einsammeln. Das Unternehmen rechnet mit riesigen Erträgen, doch die Bohrungen sind nicht ohne Risiko.
Brasiliens Ölkonzern Petrobras steht vor dem erfolgreichen Abschluss der größten Kapitalerhöhung aller Zeiten. Damit wächst zwar die Wahrscheinlichkeit, dass Petrobras seinen ehrgeizigen Expansionskurs einhalten kann: Das staatlich kontrollierte Unternehmen will seine Ölproduktion bis 2020 auf täglich fünf Mio. Barrel (das Fass zu 159 Liter) ausweiten und hierzu innerhalb von fünf Jahren 224 Mrd. Dollar investieren. Die größten Hindernisse sind jedoch nicht finanzieller Natur, sondern die enormen technischen Herausforderungen.
Erst 2007 überraschte Brasilien die Welt mit der Meldung, unter dem Meeresboden auf gigantische Ölvorkommen gestoßen zu sein. Das Land beziffert das Volumen des "Tupi"-Feldes auf fünf bis acht Mrd. Barrel - der größte Tiefsee-Fund aller Zeiten. Damit würde sich Brasilien mit einem Schlag auf die Liste der großen Exportländer katapultieren.
Doch damit nicht genug: Es folgten reihenweise weitere Entdeckungen. In dem Feld "Libra" liegen schätzungsweise acht Mrd. Barrel Öl, "Franco" beherbergt knapp fünf Mrd. und in "Iara" sollen bis zu vier Mrd. Barrel schlummern.
Experten gehen mittlerweile davon aus, dass vor der brasilianischen Küste insgesamt rund 50 Mrd. Barrel Öl zu holen sind. Zum Vergleich: Der weltweite Ölbedarf beläuft sich in diesem Jahr nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) auf rund 30 Mrd. Barrel. Eine verlockende Aussicht, die den Aufstieg Brasiliens zur Öl- und Wirtschaftsmacht rasant beschleunigen könnte.
Allerdings liegt das "Schwarze Gold" tief unter dem Meeresboden unter einer dicken Salzschicht. Petrobras hat gerade erst Probequellen in Betrieb genommen - aus dem riesigen "Tupi"-Feld tröpfeln bislang nur rund 14.000 Barrel pro Tag. Bis 2015 soll diese Menge jedoch bereits auf fast 600.000 Barrel pro Tag anschwellen.
Das Unternehmen muss nicht nur das Öl durch die Salzschicht pumpen, sondern gleichzeitig große Mengen Kohlendioxid in die Quelle zurückleiten. Auf welche Hindernisse der Staatskonzern dabei noch stoßen wird, ist bislang völlig ungewiss. Welche Gefahren bei der Förderung aus der Tiefsee lauern, hat soeben erst die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko gezeigt: Nach der Explosion der BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon" Mitte April strömten über rund drei Monate vier Mio. Barrel Öl ungehindert ins Meer. Erst kürzlich konnte das leckgeschlagene Bohrloch versiegelt werden.
Quelle: ntv.de, rts