Banken haben kein Vertrauen Petroplus bangt um Kreditlinie
27.12.2011, 17:20 UhrPetroplus steckt in ernsten Schwierigkeiten. Der größte unabhängige Raffineriebetreibe Europas benötigt eine Kreditlinie in Milliardenhöhe. Allerdings geben die Banken das Geld nicht ohne Nachverhandlungen. Petroplus leidet unter Überkapazitäten in der Branche und der Konjunkturabschwächung, die auf die Margen drückt.
Europas größter unabhängiger Raffineriebetreiber Petroplus hat große Probleme. Eine für das Tagesgeschäft nötige Kreditlinie von rund einer Milliarde Dollar muss der Konzern mit Sitz im steuergünstigen Schweizer Kanton Zug nun nachverhandeln.
Dabei geht es um Geld, das Petroplus braucht, um den Rohölnachschub für seine Ölverarbeitungsanlagen sicherzustellen. "Wir können nicht so Rohöl kaufen, wie wir das gerne wollten", sagte ein Konzernsprecher. "Das ist eine ernste Sache für unsere Firma." Die Aktie des Unternehmens stürzte in Zürich regelrecht ab.
Auf Petroplus entfallen nach einer Übersicht des Ölkonzerns BP etwa 4,4 Prozent der europäischen Raffineriekapazitäten. Das Unternehmen betreibt fünf Raffinerien in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien und Großbritannien. Im Gegensatz zu den großen Ölkonzernen hat das Unternehmen keine eigenen Förderquellen.
Bereits vor einigen Monaten hatte der Konzern die mit den Banken die Auflagen für einen ersten Milliardenkredit verletzt. Nach Firmenangaben vom November wurde das von den Gläubigerbanken zunächst hingenommen. Laut Reuters kam dieser Kredit von ABN Amro, BNP Paribas, Commerzbank, Credit Suisse, ING, Natixis und Societe Generale. Petroplus sollte bis zum ersten Quartal 2012 Zeit bekommen, um neue Kredite auszuhandeln. Daneben wollte die Firma bankunabhängige Finanzierungsformen für ihre Rohöleinkäufe suchen.
Vorräte reichen nicht lange
Nun hätten die Banken offenbar das Vertrauen in Petroplus verloren, sagte der Analyst Martin Schreiber von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Die Institute seien selbst in einer schwierigen Lage. Petroplus erhalte offenbar weniger Zeit, um eine neue Liquiditäts-Planung aufzustellen. "Die europäischen Raffinerien im Allgemeinen haben Probleme und Petroplus ist ein Hochrisiko-Fall", sagte Schreiber.
Nach Angaben des Petroplus-Sprechers verfügten die Raffinerien zwar über Vorräte - diese reichten aber nicht wochenlang, sondern seien viel schneller aufgebraucht. In den Verarbeitungsanlagen im bayerischen Ingolstadt und im belgischen Antwerpen lief der Betrieb nach Angaben örtlicher Firmensprecher normal. Von den übrigen Petroplus-Raffinerien lagen zunächst keine Informationen vor.
Petroplus leidet unter Überkapazitäten in der Branche und der Konjunkturabschwächung, die auf die Margen drückt. Zudem verteuerte der hohe Ölpreis den Einkauf. Hinzu kam der Ausfall von Öllieferungen aus Libyen. In den Monaten Juli bis September lief bei einem Umsatz von rund 6,5 Milliarden Dollar ein Verlust von 95 Millionen Dollar auf nach 80 Millionen im zweiten Quartal. Der Konzern verarbeitet täglich etwa 667.000 Fass (159 Liter) Rohöl.
Quelle: ntv.de, wne/rts