Wirtschaft

Europaabsatz auf 20-Jahrestief Peugeot öffnet die Tür für Staatshilfen

Drei Milliarden Euro soll die Kapitalerhöhung in die Kassen spülen.

Drei Milliarden Euro soll die Kapitalerhöhung in die Kassen spülen.

(Foto: REUTERS)

Die Debatte geht über Stunden: Dann gibt der Aufsichtsrat des schwer angeschlagenen Autoherstellers grünes Licht für eine milliardenschwere Kapitalerhöhung. Dadurch werden auch die Besitzverhältnisse neu geordnet. Doch es gibt auch Widerstand.

Für den strauchelnden französische Autobauer PSA Peugeot Citroen verdüstert sich die Lage zunehmend. Im vergangenen Jahr haben die Franzosen in Europa so wenig Fahrzeuge verkauft wie seit 20 Jahren nicht mehr. Wegen der Konjunkturflaute und der starken Konkurrenz brach der Absatz in der Region um 7,3 Prozent auf 1,63 Millionen Wagen ein, wie der Konzern mitteilte. Auf dem alten Kontinent macht Peugeot mehr als die Hälfte des Geschäfts. Auch eine Verkaufssteigerung um gut ein Viertel in Lateinamerika und China konnte das Jahr nicht retten. Weltweit fiel der Absatz um knapp fünf Prozent auf 2,82 Millionen Autos.

PSA Peugeot Citroën
PSA Peugeot Citroën 1,73

Derweil hat der Aufsichtsrat einer möglichen Kapitalerhöhung über drei Milliarden Euro nach stundenlanger Diskussion grundsätzlich zugestimmt und damit grünes Licht für eine radikale Änderung der Eigentümerstruktur gegeben, wie Kreise berichten. Mit der geplanten Kapitalaufnahme würden der chinesische Partner Dongfeng Motor sowie der französische Staat zu Hauptaktionären aufsteigen. Vorstandschef Philippe Varin sei beauftragt worden, offizielle Finanzverhandlungen mit Dongfeng und der französischen Regierung aufzunehmen.

Wer bekommt Mehrheit?

Zur Diskussion steht ein Szenario, nach dem Dongfeng Motor und die französische Regierung zwischen einem Drittel und der Hälfte des von Peugeot benötigten Kapitals aufbringen würden, hieß es weiter.

Vorstandschef Philippe Varin soll die Verhandlungen aufnehmen.

Vorstandschef Philippe Varin soll die Verhandlungen aufnehmen.

(Foto: Reuters)

Die Peugeot-Familie, die mit einem Anteil von 25,4 Prozent der größte Aktionär des Autoherstellers ist, wolle bei der geplanten Kapitalerhöhung frisch ausgegebene Aktien im Wert zwischen 80 Millionen und 120 Millionen Euro kaufen und so eine zu starke Verwässerung verhindern, sagten die Insider weiter. Der Rest soll über eine öffentliche Aktienausgabe eingetrieben werden. In diesem Szenario sollen Dongfeng, die Familie Peugeot und der französische Staat am Ende jeweils einen gleich hohen Aktienanteil an Peugeot besitzen.

Dagegen berichtet die Zeitung "Les Echos", dass in einem ersten Schritt die Altaktionäre 1,5 Milliarden Euro frisches Kapital zuschießen. Anschließend würden neue Anteilsscheine am Markt ausgegeben. Dabei sollten die Regierung in Paris und der Staatskonzern Dongfeng jeweils für 750 Millionen Euro Aktien kaufen. Damit kämen beide auf Pakete von je 14 Prozent. Auf eine Beteiligung in dieser Höhe würde sich in der Folge das Paket der Eignerfamilie Peugeot verwässern, die derzeit noch 25 Prozent hält.

Dem Blatt zufolge sollen Frankreich und der chinesische Joint-Venture-Partner zwischen 7,50 und 8,00 Euro je Peugeot-Aktie zahlen. Am Montag wurden die Papiere mit 10,86 Euro gehandelt. Die Aussicht auf die Kapitalerhöhung drückte den Kurs um mehr als fünf Prozent ins Minus. Der Konzern ist an der Börse nur noch rund vier Milliarden Euro wert.

Nach dem Beschluss müssen sich Dongfeng, die französische Regierung und die Familie Peugeot nun auf den konkreten Umfang der Kapitalerhöhung einigen. Außerdem müssen sie festlegen, wie viel Dongfeng und der französische Staat investieren sollen, und wie groß das zu erwerbende Aktienpaket der Peugeot-Familie sein soll.

Einige Familienmitglieder, vor allem der Aufsichtsratsvorsitzende Thierry Peugeot, würden am liebsten auf die Beteiligung von Dongfeng und der französischen Regierung verzichten und die benötigten drei Milliarden Euro komplett über die Börse aufnehmen, sagen mit der Sache vertraute Personen.

Zweifel an Aktien-Interesse

Allerdings fürchteten viele Vorstände und Aufsichtsräte, dass Anleger nicht genügend Interesse an einer großen Aktienemission haben könnten - speziell bei einem Unternehmen wie Peugeot, das Quartal um Quartal weiter Geld verliert.

Ein Peugeot-Sprecher lehnte einen Kommentar ab. Dongfeng war für eine Stellungnahme nicht unmittelbar zu erreichen. Das Unternehmen hat grundsätzlich eingeräumt, an einer Finanzpartnerschaft mit Peugeot interessiert zu sein, allerdings ohne Details zu nennen. Beide Unternehmen arbeiten seit Jahren in der Produktion und im Vertrieb zusammen.

Frankreichs Finanzminister Pierre Moscovici sagte in einem Radiointerview, dass die Regierung alles in ihrer Macht stehende tun werde, damit Peugeot in Frankreich verwurzelt bleibe. Zuvor hatte Präsident François Hollande angekündigt, die französische Regierung hätte genug Geld, um sich an Peugeot zu beteiligen, sollte der Konzern um Hilfe bitten.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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