Wirtschaft

Aktienrückkauf als Gute-Laune-Pille Pfizer in Patentnot

Der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer gerät zusehends unter Druck, weil der Schutz lukrativer Patente für Verkaufsschlager des Konzerns reihenweise auslaufen. Für das kommende Jahr muss Pfizer deshalb seine Umsatzplanung nach unten schrauben. Die Gewinnziele kann Pfizer nur halten, weil der Konzern sein Forschungsbudget kürzt.

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(Foto: AP)

Der auslaufende Patentschutz seines Top-Medikaments gegen Blutfett wirft beim weltgrößten Pharmakonzern Pfizer große Schatten voraus. Das Unternehmen schraubte seine Umsatzprognose für das kommende Jahr herunter. Zudem kürzte der New Yorker Konzern sein Forschungsbudget, um dennoch an seinem Gewinnziel 2012 festhalten zu können. Das nächste Jahr ist voraussichtlich das erste volle Geschäftsjahr, in dem Pfizers umsatzträchtiger Cholesterinsenker Lipitor in den USA dem Wettbewerb mit günstigeren Nachahmermedikamenten ausgesetzt ist. In diesem November dürfte Lipitor den US-Patentschutz verlieren. Mit dem Medikament erzielte Pfizer 2010 immerhin 10,7 Mrd. US-Dollar Umsatz - das sind rund ein Sechstel der gesamten Konzernerlöse.

Um seine Aktionäre bei der Stange zu halten, kündigte Pfizer zudem an, weitere Aktien im Umfang von bis zu fünf Mrd. Dollar zurückzukaufen. Das gesamte Aktienrückkaufprogramm hat damit nun ein Volumen von bis zu neun Mrd. Dollar. Weitere Aufkäufe soll es 2012 oder danach geben. Im US-Börsenhandel konnte der Konzern mit seinen Ankündigungen punkten: Die Pfizer-Aktie gewann 2,5 Prozent.

Bedrohliche Welle auslaufender Patente

"Im Jahr 2011 wollen wir die fortlaufende Überprüfung der Zusammensetzung unserer Geschäfte abschließen", kündigte Pfizer-Chef Ian Read an, der nach dem überraschenden Rücktritt des langjährigen Konzernchefs Jeff Kindler im Dezember das Ruder übernommen hatte. Nicht nur Lipitor, sondern ein halbes Dutzend Pfizer-Medikamente verlieren in den kommenden Jahren den Patentschutz. Um die Einbußen auszugleichen hat der Konzern 2009 für rund 67 Mrd. US-Dollar den Rivalen Wyeth übernommen. Konzernchef Read erwartet dennoch für das Jahr 2012 weiterhin einen Gewinn je Aktie vor Sonderposten von 2,25 bis 2,35 Dollar. Allerdings stellte er jetzt nur noch einen Umsatz von 63 bis 65,5 Mrd. Dollar in Aussicht. Bislang lautete die Erwartung 65,2 bis 67,7 Mrd. Dollar.

Um trotz des gesenkten Umsatzziels an den Gewinnerwartungen festzuhalten, kündigte Read an, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu kürzen. Nunmehr wird für 2012 mit Ausgaben von 6,5 bis sieben Mrd. Dollar geplant statt wie zuletzt mit acht bis 8,5 Mrd. Dabei will Pfizer künftig weniger Krankheitsgebiete im Blick haben. Zusammengestrichen wird das Budget unter anderem in den Bereichen Allergien und Urologie. Zu den Kürzungen gehört auch, dass das Forschungs- und Entwicklungszentrum im britischen Sandwich mit 2400 Beschäftigen innerhalb der nächsten eineinhalb bis zwei Jahre geschlossen werden soll. In Sandwich hatten Pfizer-Forscher unter anderem den Wirkstoff des Potenzmittels Viagra entdeckt. Dagegen soll der Pfizer-Standort in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts ausgebaut werden.

Gewinnschub im Quartal

Im abgelaufenen vierten Quartal konnte Pfizer seinen Gewinn binnen Jahresfrist auf 2,9 Mrd. Dollar fast vervierfachen. Dabei halfen nicht nur starke Geschäfte der Produkte, die mit der Übernahme von Wyeth zu Pfizer gestoßen waren. Auch musste Pfizer im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Aufwendungen für Restrukturierungen in der Bilanz unterbringen. Ohne Sonderposten verdiente der Konzern je Aktie im Schlussquartal 47 Cent. Das liegt einen Cent über den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten.

Pfizer setzte in den Monaten Oktober bis Dezember 17,6 Mrd. US-Dollar um - ein Anstieg von sechs Prozent. Analysten hatten auch hier mit etwas weniger gerechnet. Hätten sich nicht Wechselkursschwankungen zuungunsten des Konzerns ausgewirkt, wäre der Umsatz sogar um sieben Prozent gestiegen. Mit verschreibungspflichtigen Arzneien steigerte Pfizer im abgelaufenen Quartal seine weltweiten Erlöse um drei Prozent. Gute Geschäfte machte der Konzern in den Schwellenländern, in denen sich der Konzern in den kommenden Jahren starkes Wachstum verspricht. Dort sprangen die Umsätze um 25 Prozent auf 2,4 Mrd. Dollar in die Höhe. Noch im dritten Quartal hatten die Umsätze in diesen Märkten stagniert.

Quelle: ntv.de, rts

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