Größter Sanierungsfall seit Arcandor Pfleiderer vergrätzt Aktionäre
02.04.2011, 12:03 Uhr
Holz in Platten, Spänen und Furnieren: Im Lager bei Pfleiderer.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Im Fall des hoch verschuldeten Holzverarbeitungsspezialisten Pfleiderer zeichnet sich eine Einigung ab, die Kleinanlegern kaum gefallen kann: Hedgefonds sollen nach einer Kapitalerhöhung die Mehrheit übernehmen. Für die bisherigen Anteilseigner bleibt nach der Sanierung lediglich "ein geringer Teil".
Die Aktionäre von Pfleiderer werden bei der Sanierung des bayerischen Holzverarbeiters nahezu leer ausgehen. Das mit rund einer Milliarde Euro verschuldete Unternehmen aus Neumarkt in der Oberpfalz wird nach einem Kapitalschnitt mehrheitlich seinen bisherigen Gläubigern gehören - vorrangig Hedgefonds, die ihre Kredite in Aktien tauschen. Darauf hätten sich die Kreditgeber verständigt, teilte Pfleiderer mit. Dafür bekommt der Konzern eine dringend benötigte Kapitalspritze von 100 Mio. Euro. "Die bisherigen Altaktionäre sollen Bezugsrechte für einen geringen Teil des angestrebten Volumens der Kapitalerhöhung erhalten", hieß es in der Mitteilung.
Davon ist auch der mit 23 Prozent beteiligte Großaktionär One Equity Partners (OEP) betroffen, der Kreisen zufolge wohl kein frisches Kapital beisteuern will und seine Investition von 200 Mio. Euro damit praktisch abschreibt. Die Einigung im größten Restrukturierungsfall in Deutschland seit Arcandor muss bis zum 9. Mai stehen. So lange halten die Kreditgeber still, um die Details auszuhandeln.
"Das Restrukturierungskonzept hat die deutliche Entschuldung des Pfleiderer-Konzerns und die Wiederherstellung einer angemessenen und soliden Eigenkapitalbasis zum Ziel", hieß es in der Mitteilung. Zur Überbrückung soll Pfleiderer von den Banken und Hedgefonds einen Kredit über 100 Mio. Euro bekommen. "Die Eckpunkte des Konzepts umfassen einen Beitrag von Banken und anderen Kreditgebern in Form eines signifikanten Teilverzichts auf ihre Kreditforderungen", erklärte Pfleiderer.
Zu den größten Pfleiderer-Gläubigern gehörten die staatliche Förderbank KfW mit 130 Mio. Euro und die Commerzbank. Die Hedgefonds hatten ausstiegswilligen Banken wie RBS nahezu die Hälfte der Pfleiderer-Kredite billig abgekauft - mit dem Ziel, sie in Aktien zu tauschen. Sie konnten daher leichter auf Forderungen verzichten als die Banken.
Vorläufigen Planungen zufolge sollen ein oder zwei der Fonds Strategic Value Partners (SVP), TPG und Centerbridge künftig rund 60 Prozent an Pfleiderer halten. Die kreditgebenden Banken bekommen für den Verzicht auf 40 Prozent der vorrangigen Kredite gut 30 Prozent der Aktien und die Hybridkapitalgeber etwa 5 Prozent, wie zwei mit den Plänen vertraute Personen sagten. Der Besitz der Altaktionäre schmölze auf einen kleinen einstelligen Anteil zusammen. Ein Pfleiderer-Sprecher sagte, die genauen Beteiligungsquoten seien noch Gegenstand der weiteren Verhandlungen.
Sanierer Pelzer meldet sich ab
Pfleiderer hatte sich vor einer Woche bereits im Grundsatz auf die Sanierung verständigt und eine Insolvenz abgewendet. Das Unternehmen hat sein Eigenkapital durch eine riskante Expansion und hohe Verluste fast aufgezehrt. Vorstandschef Hans Overdiek muss sich deshalb kommende Woche auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Berlin vor den Aktionären verantworten.
Der als Sanierer an Bord geholte Ernst Pelzer sieht seine Aufgabe offenbar als erledigt an. Er habe seinen Posten als Vorstand am Donnerstag niedergelegt, teilte das Unternehmen mit. Ihm könnte Kreisen zufolge der ebenfalls schon als Berater von Pfleiderer tätige, sanierungserfahrene Hans-Joachim Ziems im Amt nachfolgen.
Pfleiderer verarbeitet Holz zu Span- und Faserplatten für die Bau- und Möbelindustrie. Daneben produziert das Unternehmen mit seinen rund 5400 Mitarbeitern an 20 Standorten in Europa und den USA unter anderem auch Laminat-Fußböden.
Quelle: ntv.de, rts