Wirtschaft

Das VW-Imperium schlägt zurück Piëch krallt sich nächste Marke

Drei Lkw-Marken unter einem dem VW-Dach

Drei Lkw-Marken unter einem dem VW-Dach

(Foto: picture alliance / dpa)

VW-Patriarch Ferdinand Piëch kann zufrieden sein: Der jahrelang dauernde Übernahmekampf zwischen VW und MAN ist beendet. Die Mehrheit am Münchener Nutzfahrzeughersteller liegt nun bei Europas größtem Autobauer. MAN begrüßt die Übernahme und das damit "neu aufgeschlagene Unternehmenskapitel".

Volkswagen hat sich eine satte Mehrheit am Lkw-Bauer MAN gesichert. Damit kommt Europas größter Autokonzern der angestrebten Allianz seiner Lkw-Tochter Scania mit dem Münchener Nutzfahrzeug- und Maschinenhersteller einen entscheidenden Schritt näher. Volkswagen kontrolliert nach seinem Pflichtangebot knapp 56 Prozent der Stimmrechte. VW-Chef Martin Winterkorn zeigte sich "mehr als zufrieden" mit dem Ergebnis. VW wolle nun in Abstimmung mit den Kartellbehörden die gesetzlich notwendige Freigabe der Allianz vorantreiben. Die MAN-Aktie verlor fast 2 Prozent an Wert.

VW hatte seinen Anteil an dem Münchner Dax-Konzern vor Kurzem über die Schwelle von 30 Prozent gehoben und musste daraufhin allen anderen Eignern eine Übernahmeofferte unterbreiten. Der Wolfsburger Autohersteller, der lediglich zwischen 35 bis 40 Prozent anstrebte, hielt das Angebot mit 95 Euro je Aktie recht knapp und stieß deshalb zunächst nur auf verhaltenes Interesse. In der Regel sichert bereits ein solches Aktienpaket die Mehrheit auf Hauptversammlungen, da diese oft nicht gut besucht sind.

Doch dann fiel der MAN-Kurs, und das Angebot wurde plötzlich attraktiv. Die VW-Offerte lief am vergangenen Mittwoch aus. Reuters hatte bereits am Freitag aus Kreisen erfahren, dass Volkswagen gute Aussichten auf eine Mehrheit hatte.

Scania + VW + MAN

Ferdinand Piëch kommt mit der Mehrheitsübernahme von MAN seinem Traum einer Dreier-Allianz mit VW und Scania einen großen Schritt näher.

Ferdinand Piëch kommt mit der Mehrheitsübernahme von MAN seinem Traum einer Dreier-Allianz mit VW und Scania einen großen Schritt näher.

(Foto: picture alliance / dpa)

Europas größter Autobauer will die Zusammenarbeit von MAN mit seiner schwedischen Tochter Scania forcieren, an der die Wolfsburger knapp 71 Prozent der Stimmrechte halten. Kooperationen bei Einkauf, Entwicklung und Produktion sollen MAN und Scania Kostenvorteile von 200 Mio. Euro im Jahr bringen.

MAN vor "neuem Unternehmenskapitel"

Der Münchner MAN-Konzern, der nach 253 Jahren seine Unabhängigkeit verliert, begrüßt es, nun zur VW-Familie zu gehören. "Unsere Aktionäre haben sich entschieden: MAN wird zur VW-Familie gehören", sagte ein MAN-Sprecher. Damit werde ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte aufgeschlagen. "Die sich daraus ergebenen Chancen werden wir aktiv nutzen."

"Die Zusammenarbeit mit Volkswagen und Scania geht nun in eine neue, offensive Phase." Bei der anstehenden wettbewerbsrechtlichen Prüfung werde MAN die neue Mutter aus Wolfsburg in jeglicher Form unterstützen.

Experten sehen Vorteile

Experten hoben die Vorteile der hohen Beteiligungsquote hervor. VW könne MAN künftig in seine Bilanz einrechnen und den Gewinn anteilig einstreichen, sagte Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg. In einem späteren Schritt könnten MAN und Scania in einer Lkw-Gruppe geführt werden, an der VW nicht zwangsläufig die Mehrheit halten müsse.

Noch steht die Zustimmung der Europäischen Kommission zu der Übernahme aus. Wegen Bedenken der Kommission hatte VW bei der Hauptversammlung von MAN am vergangenen Montag überraschend darauf verzichtet, drei VW-Manager für den MAN-Aufsichtsrat zu nominieren.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/AFP/rts

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