Turbulenzen bei der Lufthansa Piloten stimmen über Streik ab
04.02.2014, 11:03 Uhr
Unmut im Cockpit: Ein Streik könnte den Druck auf die Konzernführung erhöhen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die größte deutsche Fluggesellschaft muss ihre Flugpläne auf neue Einschränkungen vorbereiten: Die Gewerkschaft der Piloten lässt die Flugzeugführer über einen neuen Streik abstimmen. Der Aufruf gilt für Lufthansa, den Frachtflugbereich und die Tochter Germanwings.
Die Deutsche Lufthansa sieht sich mit dem Risiko eines neuen Pilotenstreiks konfrontiert. Nicht ganz vier Jahre nach dem großen Arbeitskampf mit Flugausfällen und erheblichen Behinderungen für Passagiere hat die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ihre Mitglieder zur Urabstimmung aufgerufen.
Im Kern geht es dabei um die seit zwei Jahren offenen Verhandlungen zu den Gehältern und um die von Lufthansa zum Jahresende 2013 gekündigten Vereinbarungen zur Übergangsversorgung älterer Piloten.Die Pilotengewerkschaft richtet ihren Aufruf eigenen Angaben zufolge an alle VC-Mitglieder unter den rund 5400 Beschäftigten der Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Tochter Germanwings.
Die Ergebnisse der Urabstimmung sollen am 21. März veröffentlicht werden, kündigte die Gewerkschaft an. Das gebe der Lufthansa ausreichend Zeit für eine Kurskorrektur, um Streiks zu vermeiden, erklärte die VC-Tarifexpertin Ilona Ritter. Sie hielt der Lufthansa vor, in beiden Bereichen keine verhandlungsfähigen Angebote vorgelegt zu haben.
Das Unternehmen spricht trotz der nun eingeleiteten Urabstimmung von guten Chancen zur Einigung in dem Tarifkonflikt. Man werde weiterhin das Gespräch mit der VC suchen, sagte ein Sprecher in Frankfurt. Bei gutem Willen beider Seiten werde man schon im Interesse der Kunden zu einem guten Ergebnis kommen, wenn beide Seiten sich bewegten.
"Hohe Belastung für Piloten"
Lufthansa hatte zum Jahresende 2013 den Tarifvertrag über die Alters- und Übergangsversorgung der Piloten gekündigt, um eine für das Unternehmen kostengünstigere Regelung zu erreichen. Das Regelwerk ermöglichte den Piloten bislang, bereits ab dem Alter von 55 Jahren mit bis zu 60 Prozent der Bruttobezüge auszuscheiden. Auch das Risiko der Fluguntauglichkeit war in dem Abkommen abgesichert, dessen Nachwirkung bis zu einer Neureglung zwischen den Tarifpartnern umstritten ist. Einzelne Piloten fühlten sich durch die Altersgrenze diskrimiert und zogen vor Gericht.
Der Tarifvertrag Übergangsversorgung leiste einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit, erklärte dagegen VC-Tarifexpertin Ritter. "Aufgrund der hohen Belastung für Piloten ist es notwendig, dass jeder den richtigen Zeitpunkt für das Ausscheiden am Ende der Laufbahn selbst bestimmen kann. Das funktioniert nur bei entsprechender Übergangsversorgung."
Erfolgsabhängige Bezahlung?
Beim Gehalt sind nach Lesart der VC bereits Forderungen aus zwei Jahren aufgelaufen, in denen keine Tarifvereinbarung erzielt werden konnte. Die Forderungen addieren sich somit auf knapp 10 Prozent. Lufthansa hatte im Mai vergangenen Jahres ein Gegenangebot mit Tabellensteigerungen von zusammen 3 Prozent bei einer längeren Laufzeit gemacht.
Als "Beitrag zur Zukunftssicherung" sollten die Piloten zudem auf eine individuelle Beförderungsstufe verzichten oder ein Teil ihres Gehaltes nur noch erfolgsabhängig erhalten. Die VC hatte die Offerte abgelehnt, weil sie eigentlich eine "Riesenforderung" gewesen sei.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa