Wirtschaft

Leichtes Spiel für den Anleihen-Riese Pimco erhöht den Druck

Die Schuldenlast der Vereinigten Staaten verleitet die Fondsmanager bei Pimco dazu, stärker als bisher auf einen Wertverfall bei US-Staatsanleihen zu setzen. Während der weltgrößte Bond-Investor seine Wette gegen Washington ausweitet, streiten die USA und China in der US-Hauptstadt über den Wert des Yuan, die Handelsbilanzen und die langfristige Kreditwürdigkeit der Amerikaner. Die Stimmung ist fragil.

Beengtes Gruppenfoto mit Pekings Staatsrat Dai Bingguo, Vizepremier Wang Qishan, US-Außenministerin Hillary Clinton und Finanzminister Timothy Geithner (v.l.n.r.): Die eine Seite hat Geld, die andere Schulden.

Beengtes Gruppenfoto mit Pekings Staatsrat Dai Bingguo, Vizepremier Wang Qishan, US-Außenministerin Hillary Clinton und Finanzminister Timothy Geithner (v.l.n.r.): Die eine Seite hat Geld, die andere Schulden.

(Foto: REUTERS)

Der weltgrößte Rentenfonds Pimco sieht die Entwicklung der US-Staatsanleihen weiter demonstrativ kritisch und weitet seine Wette gegen die Papiere aus. Die Position wurde von zuletzt 3 auf jetzt 4 Prozent ausgebaut, teilte das Fonds-Management mit. Im Februar hatte sich der weltgrößte Anleihen-Investors mit seinem Flaggschiff "Pimco Total Return" von sämtlichen US-Schuldenpapieren getrennt. Pimco ist eine Tochter des deutschen Versicherungskonzerns Allianz und agiert am Markt selbstständig.

Im März hatte Pimco-Chef im größeren Umfang auf einen Kursverfall der US-Bonds gewettet - und diesen Schritt öffentlichkeitswirksam auf der eigenen Internetseite und in Interviews bekannt gegeben. Pimco verwaltet ein Volumen von rund 1,3 Billionen US-Dollar, umgerechnet rund 930 Mrd. Euro. Allein der Wert der verkauften Anteile an US-Staatsanleihen wurde auf knapp 240 Mrd. Dollar geschätzt.

Die Maßnahme galt als eines der bis dato stärksten Signale zum Ausmaß der Staatsverschuldung in den USA. Beobachter werteten den Strategiewechsel bei Pimco als Hinweis darauf, wie negativ einflussreiche Investoren die Schuldenpapiere der USA inzwischen einstufen. Mitte April hatte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) den weltgrößten Schuldner überraschend vor einem Entzug der Bonitäts-Bestnote "AAA" gewarnt. Die Analysten senkten den Ausblick für die Bewertung der Kreditwürdigkeit der USA in einem viel beachteten Schritt auf "negativ". Der Ausblick hatte an den Finanzmärkten weltweit für erheblichen Wirbel gesorgt.

Lächelnde Kritik am Finanzgebaren

Die Schuldenlast im Washingtoner Staatshaushalt dürfte zusammen mit der Diskussion an den Märkten auch die Gespräche zwischen Finanzexperten der USA und China überschatten. Vertreter der beiden Wirtschaftsmächte kamen zu Wochenbeginn in Washington zusammen, um auf hochrangiger Ebene eine neue Runde ihres Wirtschaftsdialogs zu eröffnen. Im Vordergrund dürften dabei die nach US-Auffassung weiterhin unterbewertete chinesische Währung, das US-Defizit im Handel mit China sowie die langfristige Kreditwürdigkeit der hoch verschuldeten USA stehen. Konkrete Entscheidungen erwarteten Experten zunächst nicht.

Diplomatischer Prunk im Washingtoner Außenamt: Die Delegationsmitglieder freuen sich auf das Festbankett.

Diplomatischer Prunk im Washingtoner Außenamt: Die Delegationsmitglieder freuen sich auf das Festbankett.

(Foto: REUTERS)

China wies zum Auftakt des dritten strategisch-wirtschaftlichen Dialogs mit den USA Kritik an seiner Wechselkurspolitik zurück. Die Sorgen des Westens, wonach der chinesische Yuan unterbewertet sei, seien unbegründet, sagte Handelsminister Chen Deming. Richtig sei vielmehr, dass Chinas Handelsüberschuss in den vergangenen drei Jahren gesunken sei. Im ersten Quartal 2011 habe die Volksrepublik sogar ein Handelsdefizit verzeichnet. "Unter dem Gesichtspunkt von Handelsgleichgewichten hat sich also der Wechselkurs-Mechanismus des Renminbi (Yuan) in einer sehr gesunden Weise entwickelt", erklärte Chen.

Ranghohe Politiker sowie Wirtschaftsverbände in den USA werfen China vor, den Wechselkurs des Yuan künstlich niedrig zu halten und sich damit Handelsvorteile zu verschaffen. Der Strategie- und Wirtschaftsdialog der beiden größten Volkswirtschaften der Welt hatte 2006 unter dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush begonnen. Im Januar waren beim Besuch von Staats-und Parteichef Hu Jiantao in Washington saftige Wirtschaftsdeals zwischen beiden Seiten besiegelt worden.

Geithner und Clinton glätten die Wogen

Für die USA nehmen an den Gesprächen Finanzminister Timothy Geithner und Außenministerin Hillary Clinton teil. Aus Peking sind Vizepremier Wang Qishan und Staatsrat Dai Bingguo, Chinas oberster Außenpolitiker, angereist. US-Präsident Barack Obama wollte am Montagabend (Ortszeit) mit den chinesischen Gästen zusammenkommen.

Geithner hatte im Vorfeld der Konferenz betont freundliche Töne angeschlagen. Er lobte, dass China die einst eisernen Kapitalkontrollen lockere und sich bemühe, die Binnennachfrage zu stärken. Der Minister würdigte auch, dass der Yuan im Laufe der vergangenen 12 Monate um mehr als 5 Prozent gegenüber dem Dollar zugelegt habe. Er sei allerdings weiterhin "erheblich unterbewertet". China zählt zum Kreis der Käufer von US-Staatsanleihen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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