Gaz will loslegen Politik verteidigt Opel-Rettung
01.06.2009, 17:39 Uhr
Gerade noch rechtzeitig: Kurz vor der Opel-Insolvenz
(Foto: dpa)
Während man in Russland den Einstieg des russischen Autobauers Gaz und der Sberbank bei Opel mit Freude entgegen sieht muss sich die deutsche Politik heftiger Kritik erwehren. Das die Rettung gerade noch rechtzeitig kam, zeigt die Insolvenz von General Motors. Der Treuhandvertrag wurde gerade noch rechtzeitig geschlossen.
Freude und Stolz in Russland, Kritik in Deutschland. Die Opel-Rettung erregt weiter die Gemüter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte den Einstieg mit der drohenden Insolvenz von General Motors und warf dem Konzern gleichzeitig Missmanagement vor. Unterdessen bereitet man bei Gaz die Produktion von Opel-Autos vor. In sechs bis neun Monaten sollen die ersten Autos vom Band laufen. Die russische Regierung hat den Einstieg von Gaz und der Sbrebank bei Opel begrüßt, gleichzeitig aber staatliche Hilfen für die Bank abgelehnt.
Bundeskanzlerin Merkel das staatliche Rettungspaket für den angeschlagenen Autobauer Opel verteidigt. "Ich möchte nicht, dass Opel in den Strudel einer amerikanischen Insolvenz hineingerät, bei der zuletzt die Filetstücke herausgenommen werden", sagte Merkel bei einer Wahlkampfkundgebung in Unterschleißheim bei München. Die Bundesregierung habe sich eingeschaltet, weil auf US-Seite ebenfalls der Staat aktiv gewesen sei. "Wer soll denn für Opel mit dem amerikanischen Staat sprechen?" sagte Merkel. Zugleich warf die Kanzlerin der Opel-Mutter General Motors "Missmanagement" vor.
Die neue Opel-Treuhandgesellschaft ist dabei gerade noch rechtzeitig vor Bekanntgabe der Insolvenz des Mutterkonzerns General Motors unter Dach und Fach gebracht worden. Der Treuhandvertrag sei in der Nacht notariell beurkundet worden und die Treuhand somit eingerichtet, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Pfingstmontag.
Opel von GM getrennt
Die Treuhandgesellschaft ist Teil des Rettungskonzepts für Opel. In ihr sind wichtige Teile des Rüsselsheimer Autobauers und von anderen europäischen Gesellschaften eingebracht worden, die für ein überlebensfähiges Unternehmen notwendig sind. Sie sind damit vor dem Zugriff der US-Mutter geschützt. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Opel in den Strudel der GM-Insolvenz gerät. Der einst weltgrößte Autobauer hat den Antrag auf Gläubigerschutz bei einem Insolvenzgericht in New York eingereicht und will sich unter Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts sanieren.
Das deutsche Rettungskonzept sieht auch den Einstieg des Autozulieferers Magna bei Opel und einen staatlich garantierten Überbrückungskredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro vor.
Bau von 180.000 Autos jährlich geplant
Der russische Autobauer GAZ, der gemeinsam mit Magna und der russischen Sberbank bei Opel einsteigt, ist nach eigenen Angaben in der Lage, binnen sechs bis neun Monaten eine Opel-Serienproduktion "Made in Russia" zu starten. Dies sei "technisch möglich", wenn das Konsortium die Entscheidung treffe, Autos in der GAZ-Produktionsanlage Nischni-Nowgorod 400 Kilometer nordöstlich von Moskau herzustellen, erklärte das Unternehmen. Berichten der russischen Wirtschaftszeitung "Wedomosti" zufolge plant das Konsortium den Bau von 180.000 Opelfahrzeugen jährlich in dem Werk.
mme/dpa/rtsDie russische Regierung hat den geplanten Kauf des 35-Prozent-Anteils am Rüsselsheimer Autobauer Opel begrüßt, zugleich aber Finanzhilfen für die staatliche Sberbank abgelehnt. "Eine spezielle Unterstützung der Sberbank beim Kauf des Pakets und bei der finanziellen Sanierung des Unternehmens Opel aus dem russischen Haushalt wird nicht gewährt", sagte Finanzminister Alexej Kudrin nach Angaben der Agentur Interfax am Montag in Moskau. Kudrin betonte, dass der Erwerb des Kontrollpakets im Interesse der russischen Autoindustrie sei, weil Opel als eines der fortschrittlichsten Unternehmen gelte.
Quelle: ntv.de, mme/dpa/rts