Katar bietet sieben Milliarden Porsche auf der Zielgeraden
12.07.2009, 15:28 UhrIm Milliardenpoker um den hoch verschuldeten Sportwagenbauer Porsche steht offenbar eine Entscheidung bevor. Branchenkreisen zufolge bietet das Emirat Katar rund sieben Mrd. Euro für 25 Prozent an dem Stuttgarter Konzern und für ein Paket von VW-Aktienoptionen aus dessen Besitz.

Die Familien Porsche und Piech streiten seit Monaten über die Wege zur Entschuldung des Konzerns und die weitere Zusammenarbeit mit VW.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
VW wiederum bietet laut "Spiegel" inzwischen deutlich über vier Mrd. für 49,9 Prozent an der Porsche-Sportwagensparte. Die Eigentümerfamilien Porsche und Piech sollen in den kommenden Tagen entscheiden. Porsche hat sich bei der Übernahme von VW verhoben und ist nun mit neun Mrd. Euro verschuldet. Die Unternehmen wollten sich am Wochenende nicht äußern.
Bei dem Sportwagenbauer soll am 23. Juli der Aufsichtsrat über die Entschuldung des Unternehmens und die Zusammenarbeit mit VW entscheiden. Berichten zufolge wollen die Familien Porsche und Piech, die alle Stammaktien an der Obergesellschaft Porsche SE halten, aber schon in der kommenden Woche eine Einigung finden.

Blick auf die Hauptstadt Doha im Wüstenstaat Katar
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Erben des Autopioniers Ferdinand Porsche haben sich verpflichtet, wichtige Unternehmensentscheidungen einstimmig zu treffen. Mit Katar habe der Porsche-Vorstand bereits "endverhandelt", hatte es in der vergangenen Woche unter Berufung auf infformierte Kreisen geheißen. Es liege ein Konzept vor. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking favorisiert Berichten zufolge einen Katar-Einstieg, während der mächtige VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piech einen Einstieg von VW anstrebt.
VW bessert Angebot nach
Volkswagen hat Berichten zufolge sein ursprüngliches Angebot für Porsche nachgebessert. Statt drei bis vier Mrd. Euro würden nun deutlich über vier Mrd. für 49,9 Prozent am Sportwagenbauer Porsche AG geboten. "Focus" berichtete, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff habe dem neuen Beteiligungsvorschlag, bei dem die Porsche-Eigentümerfamilien weniger Steuern zahlen müssten, bereits zugestimmt. Ein Wulff-Sprecher sagte dem Magazin: "Wir kommentieren Querschüsse schon seit zehn Tagen nicht mehr. Die Absicht ist zu durchsichtig." Wulff vertritt den VW-Großaktionär Niedersachsen im Aufsichtsrat.
Die börsennotierte Porsche SE ist die Holding, in der sowohl das angestammte Sportwagengeschäft als auch die Beteiligung an VW aufgehängt sind. Die Holding wird derzeit an der Börse mit knapp 7,4 Mrd. Euro taxiert. Porsche hatte sich mit der Übernahme der Stimmrechtsmehrheit an VW verhoben und einen Schuldenberg von neun Mrd. Euro angehäuft. Die von Vorstandschef Wiedeking - im Einvernehmen mit den Eigentümern - geplante weitere Aufstockung des Stimmrechtsanteils bei VW auf die Beherrschungsmehrheit von 75 Prozent musste wegen der zu hohen Schulden abgeblasen werden. Dem zuletzt hochprofitablen Autobauern ist derzeit auch der Zugang zum Kreditmarkt versperrt.
Familienclinch
Die Familien Porsche und Piech streiten seit Monaten über die Wege zur Entschuldung des Konzerns und die weitere Zusammenarbeit mit VW. Gespräche über eine Fusion der beiden Autobauer liegen wegen der Verbindlichkeiten von Porsche seit Wochen auf Eis. VW dringt auf eine Entschuldung, um seine Kreditwürdigkeit nicht zu gefährden. Bei dem Streit kommt Ferdinand Piech eine Schlüsselrolle zu. Er will seine Macht bei VW zementieren und plädiert für den Teilverkauf des Sportwagengeschäfts an VW. Dies könnte aber zur Folge haben, dass Porsche eine im März gezogene Kreditlinie von mehr als zehn Mrd. Euro an die Banken sofort zurückzahlen müsste. Ferdinand Piech und sein Bruder Hans-Michel verfügen bei Porsche zusammen über eine Sperrminorität.
Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, Piechs Cousin, gilt bisher als Unterstützer des Porsche-Vorstandschefs Wiedeking, des wohl bestbezahlten deutschen Managers. Wiedeking hat in den vergangenen Wochen Spott auf sich gezogen, da er trotz seiner langjährigen Kritik an staatlichen Subventionen bei der Förderbank KfW ein Darlehen über 1,75 Mrd. Euro zur Deckung einer Finanzlücke beantragte. Die KfW lehnte den Antrag erwartungsgemäß ab.
Quelle: ntv.de, ddi/rts