Sportwagen-Oberhoheit und "Cajun" Porsche darf auf Luxus machen
29.11.2010, 20:20 UhrBei Volkswagen werden weiter die Weichen für die Zukunft gestellt: Porsche bekommt bei der Entwicklung der Luxusmarken des VW-Konzerns, Bentley und Bugatti, mehr Gewicht. Ein weiterer positiver Aspekt vor der Hauptversammlung: Die Porsche Dachgesellschaft schreibt wieder schwarze Zahlen.

Porsche bekommt Entwicklungsherrschaft für alle Sportwagen des VW-Konzerns, wie Bentley und Bugatti.
(Foto: REUTERS)
Einen Tag vor einem wichtigen Aktionärstreffen bekommt der Stuttgarter Autobauer Porsche mehr Gewicht im Volkswagen-Konzern. Das Porsche-Entwicklungszentrum Weissach werde die Verantwortung für zwei wichtige Fahrzeug-Plattformen des Konzerns übernehmen, sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Über die Zuständigkeit für den sogenannten Sportwagen-Baukasten und den Modularen Standardbaukasten hatten Porsche und VW in den vergangenen Monaten verhandelt. Winterkorn führt in Personalunion auch die Porsche Holding.
Im VW-Konzern hat die Kernmarke VW die Hoheit über den Baukasten für Fahrzeuge mit quer eingebautem Motor, die Schwestermarke Audi für Fahrzeuge mit längs eingebautem Motor. Die vor der endgültigen Eingliederung in den VW-Konzern stehende Fahrzeugmarke Porsche soll künftig die Entwicklungsführerschaft für alle Sportwagen des Konzerns haben. Zudem bekommt Porsche mit dem sogenannten Standardbaukasten im Konzern die Hoheit über die Entwicklung von großen Limousinen mit Heck- oder Allradantrieb. Auf dieser Architektur basieren bisher der Porsche Panamera und Fahrzeuge der Schwestermarke Bentley.
Damit einher geht auch ein Vorstandswechsel: Die VW-Luxusmarken Bentley und Bugatti werden demnächst vom bisherigen Porsche-Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer geführt. Der 52-jährige Manager wechsle zum 1. Februar auf den Chefposten von Bentley Motors und von Bugatti S.A., teilte VW mit. Dürheimer folgt auf den 64-jährigen Franz-Josef Paefgen, der in Ruhestand gehe.
Neue Modellreihe "Cajun"
Mit einem kleinen Geländewagen, der preislich unterhalb des Kassenschlagers "Cayenne" angesiedelt werden soll, will sich Porsche zudem für eine jüngere, weniger zahlungskräftige Kundschaft öffnen. Der Aufsichtsrat gab am Montag grünes Licht zur Entwicklung der Modellreihe "Cajun", einem sportlichen Geländewagen. Der zusammen mit Volkswagen entwickelte "Cayenne" - weitgehend baugleich mit dem VW "Touareg" - ist ab gut 55.000 Euro erhältlich. VW-Tochter Audi hat mit dem "Q5" bereits einen für rund 37.000 Euro erhältlichen Geländewagen auf dem Markt.
Kapitalerhöhung steht zur Abstimmung
Die Porsche Holding hält knapp 51 Prozent der VW-Stammaktien, VW wiederum ist mit knapp 50 Prozent am Porsche-Fahrzeuggeschäft beteiligt. Am Dienstag müssen die Vorzugs- und Stammaktionäre der Porsche Holding über eine Kapitalerhöhung von 5 Mrd. Euro abstimmen, um vor der geplanten Fusion mit VW die Verschuldung von zuletzt 6 Mrd. Euro zu drücken.
In der ersten drei Monaten des Rumpfgeschäftsjahres 2010 (August bis Oktober) erwirtschaftete die Porsche Holding einen Nettogewinn von 155 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 431 Mio. Euro angefallen. Die Ergebnisse des ersten Quartals der beiden Geschäftsjahre seien jedoch nur eingeschränkt vergleichbar, teilte Porsche mit. Inzwischen hätten sich die Beteiligungsverhältnisse geändert, da Porsche knapp die Hälfte des Fahrzeuggeschäfts an VW veräußerte und VW nicht länger voll in seiner Bilanz berücksichtigt.
Quelle: ntv.de, rts/dpa