VW-Abenteuer haut rein Porsche mit Megaverlust
12.11.2009, 18:41 UhrDer hochverschuldete Autobauer Porsche muss nach einem Rekordverlust auf seine Rücklagen zurückgreifen, um den Aktionären eine Mini-Dividende von wenigen Cent ausschütten zu können. Für das im Juli beendete Geschäftsjahr 2008/09 will Porsche je Stammaktie 4,4 Cent und je Vorzugsaktie fünf Cent ausschütten. Die Dividendensumme von 8,23 Mio. Euro komme allein durch Entnahme einer Gewinnrücklage zustande, wie der Stuttgarter Konzern mitteilte.
Für das Geschäftsjahr 2008/2009 weist der Konzern, der vor der Eingliederung in VW steht, einen Verlust von 4,4 Mrd. Euro vor Steuern aus. Im Jahr zuvor hatte Porsche noch einen Rekordgewinn von 8,6 Mrd. Euro vor Steuern eingefahren und 472 Mio. Euro an die Familieneigner und die Vorzugsaktionäre ausgeschüttet. Einschließlich eines Bonus waren 2,694 Euro auf jede Stammaktie und 2,70 Euro auf jede Vorzugsaktie entfallen.
Grund für die drastische Kürzung der Ausschüttung ist der Rutsch in die roten Zahlen. Porsche musste im Zuge des Verkaufs seiner Optionen auf VW-Aktien an das Emirat Katar Milliarden abschreiben, da die einst dafür gezahlten Preise nicht dauerhaft waren. Auch die erstmalige Vollkonsolidierung des bei rund 51 Prozent der VW-Stammaktien liegenden Anteils an VW belaste die Bilanz, teilte Porsche mit. Die sich daraus ergebenden Ergebnisbelastungen seien buchhalterisch und führten nicht zum Abfluss von Liquidität, hatte der Autobauer bereits Ende Juli mitgeteilt. Damals hatte der Konzern einen Vorsteuerverlust von bis zu fünf Mrd. Euro in Aussicht gestellt.
Die milliardenschweren Abschreibungen folgen Milliardengewinnen aus Spekulationen und Absicherungsgeschäften in den Vorjahren, die Porsche nach dem schrittweisen Einstieg bei VW erzielt hatte. Im Geschäftsjahr 2007/08 hatte der Gewinn vor Steuern um 1,1 Mrd. Euro höher als der Umsatz (7,5 Mrd. Euro) gelegen, womit Porsche weltweit für Aufsehen gesorgt hatte. Mit diesem Rekordgewinn hatte ein jahrelanger Höhenflug geendet, nachdem Porsche zuletzt Anfang der 1990er Jahre Verluste erwirtschaftet hatte. Mit dem Ausbau der Modellpalette avancierte der Nischenhersteller zum rentabelsten Autobauer der Welt.
Flucht unter das VW-Dach
Die seit 2003 stets über einer Mrd. Euro liegenden Gewinne steckte Porsche ab Herbst 2005 in den Kauf von VW-Anteilen. Im Sommer dieses Jahres scheiterte der Konzern aber mit der seit Jahren beabsichtigten Beherrschung von VW, für die sich Porsche mit Hilfe seiner Banken ein Optionspaket auf VW-Stämme zusammengekauft hatte.
Mittlerweile haben beide Unternehmen vereinbart, dass VW sich mit 49 Prozent am Sportwagengeschäft von Porsche beteiligt. 2011 soll Porsche ganz auf VW verschmolzen und als zehnte Marke eingegliedert werden. Porsche hat im Zuge des VW-Einstiegs Schulden von zuletzt mehr als zehn Milliarden Euro angehäuft und musste sich unter das Dach von VW flüchten, um wieder kreditfähig zu werden. Mit der Übernahme der VW-Optionen von Porsche ist Katar Aktionär von VW geworden und will seinen Anteil noch ausbauen. Auch an Porsche hält Katar inzwischen einen kleinen Anteil.
Die weltweite Absatzkrise entließ im vergangenen Geschäftsjahr auch bei Porsche tiefe Spuren. Die Verkaufszahlen schrumpften per Ende Juli um 24 Prozent auf 75.200 Fahrzeuge, hatte Porsche bereits im September mitgeteilt. Der Umsatz gab um zwölf Prozent auf 6,6 Mrd. Euro nach. Die Produktion wurde um 27 Prozent auf 76.700 Fahrzeuge gedrosselt.
Quelle: ntv.de, wne/rts