Mit Vollgas Richtung Wolfsburg Porsche verrät Eckdaten
15.03.2011, 20:56 Uhr
Panamera am laufenden Band: Porsche-Mitarbeiter kümmern sich in Leipzig um die Grundlagen des Erfolgs.
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Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche fährt mit Rekordgewinnen seiner Verschmelzung mit Europas größtem Automobilkonzern entgegen. Die wiedererwachte Begeisterung der Kundschaft kann Porsche-Chef Müller gut gebrauchen - er hat sich viel vorgenommen.

"Einer der profitabelsten Sportwagenhersteller weltweit": Porsche-Chef Michael Macht.
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Porsche tankt noch einmal ordentlich Kraft für den weiten Weg unter das Dach von VW: Dank der wiedererwachten Lust der Kunden auf schnelle Autos fuhr die Sport- und Geländewagenschmiede im Rumpfgeschäftsjahr 2010 Rekorde bei Ergebnis und Umsatz ein. Der Berichtszeitraum läuft vom 1. August bis 31. Dezember.
"Das Rumpfgeschäftsjahr war für Porsche ein außerordentlich erfolgreiches Jahr bei Absatz, Umsatz und Ergebnis", sagte Vorstandschef Matthias Müller. "Dieser Erfolg unterstützt unsere Stellung als einer der profitabelsten Sportwagenhersteller weltweit und gibt uns die notwendige Flexibilität, weiterhin in unsere Produkte zu investieren", erklärte Müller.
"Wir konnten bei der Umsatzrendite und dem Cashflow erneut zulegen und unterstreichen damit die finanzielle Solidität des Unternehmens", sagte Finanzchef Lutz Meschke. Porsche verkaufte im Rumpfgeschäftsjahr, mit dem die Berichtsperiode an VW angepasst wird, 40.446 Fahrzeuge. Der Absatz kletterte damit um 56,6 Prozent.
Der operative Gewinn verdreifachte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 688 Mio. Euro, wie der Autobauer am Rande einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Der Umsatz legte um 59 Prozent auf 3,9 Mrd. Euro zu.
Die glänzenden Zahlen halten Müller den Rücken für seine ehrgeizigen Pläne frei. Eifrig tüfteln die Schwaben derzeit daran, welche Fahrzeuge sie in Zukunft noch auf den Markt bringen könnten. In den nächsten Jahren will Müller den Absatz auf rund 200.000 Fahrzeuge hochschrauben, etwa doppelt so viele wie zuletzt.
Kleiner Cayenne ab 2013
Ein wichtiges Projekt hat dabei bereits Gestalt angenommen. Voraussichtlich 2013 kommt ein kleiner Bruder des Geländewagens Cayenne auf den Markt. Dabei gilt als so gut wie sicher, dass der Aufsichtsrat dem Porsche-Werk Leipzig den Zuschlag für die Fertigung gibt. Im Rennen waren auch die Audi-Werke in Neckarsulm und im bayerischen Ingolstadt sowie der VW-Standort Hannover.
Der Cajun würde Leipzig mindestens 500 neue Arbeitsplätze bringen, hatte Müller kürzlich angekündigt. Derzeit arbeiten an dem Standort rund 650 Menschen für Porsche. In der Fabrik werden bisher der Cayenne und die Luxuslimousine Panamera montiert, die vorgefertigten Teile kommen aus VW-Werken. Bei einer Entscheidung für den kleinen Geländewagen will Porsche Leipzig zu einem Produktionsstandort mit Rohbau und Lackiererei ausbauen.
Die neuen Kapazitäten kann Porsche gut brauchen. Der Absatz war im Rumpfgeschäftsjahr 2010 wie bereits erwähnt kräftig gestiegen. Alle vier Baureihen legten weltweit zu. Müller rechnet damit, dass sich dieser Trend auch im laufenden Geschäftsjahr 2011 fortsetzen wird. Dieses ist bereits - wie bei VW - an das Kalenderjahr angepasst.
Die Zahl der Mitarbeiter bei Porsche stieg zum Stichtag Ende Dezember auf 13.159 Köpfe - 3,4 Prozent mehr als Ende Juli 2010. "Porsche ist für zukünftiges Wachstum gut aufgestellt", sagte Finanzvorstand Lutz Meschke. Die vollständige Bilanz will Porsche an diesem Donnerstag präsentieren.
Neu im Vorstand: Uwe-Karsten Städter
Eine neues Gesicht wurde bereits bei der Aufsichtsratssitzung präsentiert: Der Sportwagenbauer vergrößert seinen Vorstand um das Ressort Beschaffung, ab April wird Uwe-Karsten Städter dafür verantwortlich sein.

Neue Modell für neue Märkte: Den neuen "GT3R Hybrid" präsentierte Porsche bereits vergangenen Dezember in Südkorea.
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Mit dem Ausbau des Top-Managements werde der stark wachsenden Bedeutung der Einkaufsaufgaben Rechnung getragen, die bisher im Finanzressort gebündelt waren, erklärte Müller. Der 54-Jährige kommt von VW und war dort bislang für die Konzernbeschaffung Elektrik/Elektronik zuständig.
Auch die Dachgesellschaft Porsche Automobil Holding SE hatte dank des brummenden Autogeschäfts nach langer Durststrecke einen Gewinn von 1,3 Mrd. Euro (August bis Dezember 2010) eingefahren. Zuvor verbuchte die Holding, unter deren Dach die Porsche AG und die Beteiligung der Stuttgarter an VW gebündelt sind, zwei Geschäftsjahre lang tiefrote Zahlen. Grund: Der verlorene Übernahmekampf mit VW.
Wiedekings kühner Plan
In der AG ist das Fahrzeuggeschäft von Porsche angesiedelt, die börsennotierte Porsche Holding hält rund 51 Prozent der Anteile. Rund 49 Prozent der Anteile liegen in der Hand von Volkswagen.
Nachdem Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Sommer 2009 mit seinem Plan gescheitert war, den viel größeren VW-Konzern zu übernehmen, drehten die Wolfsburger den Spieß um. Porsche soll nun als zehnte Marke unter das Dach von Volkswagen schlüpfen.
Doch vor allem wegen der sich hinziehenden Ermittlungen gegen Wiedeking und seinen früheren Finanzchef Holger Härter ist der Zeitplan für das Zusammengehen noch in diesem Jahr in Gefahr.
Den Managern, die im Sommer 2009 gehen mussten, wird im Zuge des gescheiterten VW-Übernahmeversuchs unter anderem Untreue vorgeworfen. Außerdem ist Porsche noch dabei, den während der Auseinandersetzung mit VW angehäuften Schuldenberg von mehreren Milliarden Euro abzutragen.
Auch dies ist eine Voraussetzung für ein Zusammengehen der beiden Autobauer, denn VW will kein unkalkulierbares Risiko eingehen.
Quelle: ntv.de, rts