Wirtschaft

Fitch senkt den Daumen Portugal-Rating geht runter

Droht nach Griechenland mit Portugal ein zweiter akuter Problemfall in der Eurozone? Die Ratingagentur Fitch sieht die Sparbemühungen der Lissaboner Regierung nicht so hoffnungsvoll. Andere Experten bemängeln das schwache portugiesische Wachstum. Dieses ist eine große Gefahr für die Konsolidierungspläne.

Große Sorgen mit dem Defizit: Portugals Ministerpräsident Jose Socrates (links) und Finanzminister Fernando Teixeira.

Große Sorgen mit dem Defizit: Portugals Ministerpräsident Jose Socrates (links) und Finanzminister Fernando Teixeira.

(Foto: REUTERS)

Die Ratingagentur Fitch hat die Bonität von Portugal wegen mangelnder Haushaltsdisziplin herabgestuft. Sollten sich die öffentlichen Finanzen des Landes dieses und nächstes Jahr nicht wesentlich verbessern, drohe eine weitere Herabstufung, kündigte Fitch an. Investoren fürchten, dass nach Griechenland weitere wirtschaftlich schwache Euro-Länder tiefer in die Schuldenkrise geraten könnten.

Die Finanzmärkte reagierten umgehend: Der Euro verbilligte sich; die europäischen Aktienmärkte reagierten negativ. Die Renditeaufschläge auf zehnjährige portugiesische Staatsanleihen verglichen mit dem Bund erhöhten sich um vier Punkte auf 129 Basispunkte. "Die Nachricht von Fitch hat den Markt drehen lassen. Sie zeigt, dass die griechische Situation noch nicht unter Kontrolle ist", sagte Philippe Gijsels von BNP Paribas Fortis Global Markets.

Die Kreditwürdigkeit Portugals wird von der Agentur nun mit der Note "AA-" und negativem Ausblick bewertet und damit eine Note schlechter als bislang mit "AA". Analysten rechneten indes nicht damit, dass andere Ratingagenturen dem Schritt folgten. Verglichen mit Moody's oder Standard & Poor's habe das Rating von Fitch für Portugal in etwa in der Mitte gelegen, sagte Peter Chatwell, Bond-Experte bei Credit Agricole in London. "Die Herabstufung hat eher Einfluss auf die Schuldenkrise insgesamt", sagte er.

"Das schwache Wachstum in Portugal spricht gegen einen mittelfristigen Erfolg der Konsolidierungspläne des Landes", meint ein anderer Marktbeobachter. Mit steigenden Zinsen bei der Refinanzierung nach Abstufungen durch die Rating-Agenturen könne sich nach Griechenland ein "zweiter akuter Problemfall" auftun. Denn mit einer raschen Erholung der für das Land wichtigen Inlandsnachfrage ist seinen Angaben zufolge kaum zu rechnen.

Regierung muss sparen

Mitte dieses Monats hatte das portugiesische Parlament den Haushaltsentwurf der sozialistischen Minderheitsregierung für dieses Jahr gebilligt. Damit hat die Regierung in Lissabon freie Hand, ihr Programm zur Sanierung der angespannten Staatsfinanzen umzusetzen.

So soll das Haushaltsdefizit in diesem Jahr auf 8,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesenkt werden. Im vergangenen Jahr hatte sich das Defizit auf 9,3 Prozent belaufen. Von der Abstimmung erhofft sich die Regierung auch eine parteiübergreifende Zustimmung für ihr langfristiges Sparprogramm, mit dessen Hilfe sie das Defizit bis 2013 auf 2,8 Prozent senken will.

Neben Griechenland und Portugal haben auch Irland, Spanien und Großbritannien massive Haushaltsprobleme. Fitch hatte jüngst mitgeteilt, Großbritannien sei das Land mit der Top-Note "AAA", das wegen seines hohen Haushaltsdefizits am ehesten eine Herabstufung riskiere. Auch Deutschland ist mit der Bestnote "AAA" bewertet und kann sich damit am Kapitalmarkt Geld zu günstigen Konditionen beschaffen.

EZB-Banker will IWF außen vor lassen

Lorenzo Bini Smaghi will den IWF nicht im Griechenland-Boot haben.

Lorenzo Bini Smaghi will den IWF nicht im Griechenland-Boot haben.

(Foto: REUTERS)

Unterdessen geht das Gerangel um Hilfen für Griechenland weiter. Vor dem Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag warnte das Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB), Lorenzo Bini Smaghi, davor, den Internationalen Währungsfonds (IWF) mit der Rettung Griechenlands zu beauftragen. "Diejenigen, die an ökonomischer und monetärer Stabilität in Europa interessiert sind, sollten sich gegen den Gang zum IWF wehren", sagte Bini Smaghi der "Zeit".

Ein Gang zum IWF, wäre laut Bini Smaghi eine Gefahr für den Euro. Greife der IWF ein, wäre das Image des Euro das einer Währung, die nur mit der Unterstützung einer internationalen Organisation überlebensfähig sei, sagte er. Dabei handele es sich um eine Organisation "in der die Europäer keine Mehrheit haben und die Amerikaner und die Asiaten immer einflussreicher werden. Die Reaktion der Märkte in den letzten Tagen hat gezeigt, dass es schädlich für die Stabilität des Euro sein kann, den Währungsfonds einzuschalten."

Scharf kritisierte Bini Smaghi auch den Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel, überschuldete Länder aus der Eurozone auszuschließen. Das sei eine "sehr instinktive Reaktion, die nicht alle Folgen in den Blick nimmt", sagte das EZB-Direktoriumsmitglied.

Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ

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