Rekordteure Staatsanleihe Portugal lockt Gläubiger
05.01.2011, 13:26 Uhr
Portugiesischer Patriot beim traditionellen Neujahrsbad.
Am Kapitalmarkt gehen die ersten Bond-Auktionen des Jahres 2011 reibungsloser über die Bühne als von manchem Beobachter befürchtet. Für die Portugiesen wird die Kreditaufnahme allerdings so teuer wie noch nie zuvor seit der Einführung des Euro. Auch Deutschland muss tief in die Tasche greifen.

Die Schuldenkrise hat die Gemüter aufgewühlt: Für die Planer der Staatsfinanzen heißt das vor allem, dass das Geldanleihen immer teurer wird.
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Portugal hat sich als erstes Sorgenkind der Eurozone im neuen Jahr an den Kapitalmarkt gewagt und ist dank Zinsen in Rekordhöhe auf großes Interesse bei privaten Anlegern gestoßen. Die mit dem Schuldenmanagement des Staates betraute Finanzagentur platzierte Staatsanleihen mit sechsmonatiger Laufzeit im Volumen von 500 Mio. Euro. Die Nachfrage war stark: Sie übertraf das Angebot um das 2,6-Fache, bei der vorherigen Auktion im September war es nur das 2,4-Fache. Allerdings musste Portugal die Anleger mit hohen Zinsen belohnen. Mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 3,686 Prozent musste das Land so viel für kurzlaufende Kredite zahlen wie noch nie seit der Euro-Einführung.
Nach der Rettung Irland und Griechenlands durch milliardenschwere Hilfsgelder der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds war das finanzschwache Portugal ins Visier der Finanzmärkte geraten. Seit Monaten wird spekuliert, dass das Land früher oder später ebenfalls unter den EU-Schutzschirm schlüpfen muss.
"An den Haaren herbeigezogen"
Nach der Veröffentlichung der Platzierungsergebnisse portugiesischen Kurzläufer-Bond blieben die Reaktionen am deutschen Aktienmarkt zunächst verhalten. Der Dax gewann etwa 10 Punkte hinzu. Der Euro bewegt sich zum Dollar kaum. "Das belegt meiner Meinung nach, dass die Sorgen um ein Scheitern der Auktion als Begründung für den Rücksetzer im frühen Aktienhandel vollkommen an den Haaren herbeigezogen waren", meinte ein Händler.
Angesichts des jüngst aus China signalisierten Interesses an Bonds aus der Eurozone sei ein Misslingen der Auktion ohnehin höchst unwahrscheinlich gewesen. "Bereits gestern hat mit BBVA der zweitgrößte spanische Kreditgeber einen 1,5 Mrd. Euro schweren Bond platzieren können", sagt ein anderer Händler. Dies habe auf eine gute Aufnahme auch der portugiesischen Staatspapiere hingedeutet.
Deutschlands Schuldenmanager stocken auf
Die neuesten Schuldentitel aus Deutschland stießen am Markt ebenfalls auf wohlwollendes Interesse. Bei der ersten Auktion des Jahres 2011 löste ein länger laufendes Papier des Bundes sogar stärkere Nachfrage aus als zuletzt. Der Bund verkaufte bei der Aufstockung der zehnjährigen Anleihe ein Volumen von 3,9 Mrd. Euro. Deutschland bietet seinen Gläubigern dafür eine Durchschnittsrendite von 2,87 Prozent, wie die für das Schuldenmanagement des Bundes zuständige Finanzagentur mitteilte. Bei der vorigen Emission im November lag die Rendite nur bei 2,59 Prozent. Zum Vergleich: Das hoch verschuldete Portugal muss Anlegern selbst für das deutlich kürzer laufende Sechs-Monats-Papier mit knapp 3,7 Prozent wesentlich höhere Zinsen bieten.

Vor der Tür der Finanzagentur: Was die Banken können, kann der Staat schon lange.
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Die deutsche Auktion war 1,6-fach überzeichnet, im November lag dieser Wert bei 1,2. Analysten bezeichneten die Nachfrage als ordentlich. "Es war mehr als einige befürchtet haben bei den vergleichsweise dürftigen Marktkonditionen", sagte Zinsstratege Orlando Green von Credit Agricole. "Es ist zufriedenstellend, aber nicht beeindruckend", ergänzte Anleihen-Experte Nick Stamenkovic von Ria Capital Markets. Zuletzt waren Emissionen des Bundes eher auf Zurückhaltung bei den Anlegern gestoßen.
Die Finanzagentur selbst sprach von einem robusten Start ins Auktionsjahr 2011. "Die Kennzahlen belegen die weiterhin starke Nachfrage nach Benchmarkanleihen des Emittenten Bund", sagte ein Sprecher. Für die sogenannte Marktpflege behielt der Bund den Angaben zufolge knapp 1,1 Mrd. Euro zurück. Damit beläuft sich der gesamte Aufstockungsbetrag auf 5 Mrd. Euro. Das Gesamtvolumen der Anleihe steigt auf 11 Mrd. Euro. Fällig wird diese Summe im Jahr 2021.
Quelle: ntv.de, DJ/rts