Geht nicht, gibt's? Portugal soll Goldschatz bergen
05.05.2011, 13:24 Uhr
Portugal wartet auf grünes Licht von IWF und EU für sein Hilfspaket.
(Foto: picture alliance / dpa)
Portugal bekommt grünes Licht für sein Euro-Hilfspaket von IWF und EU und es macht sich Goldgräberstimmung breit. Die geplante Finanzspritze befeuert die Diskussion über eine Verwertung der hohen Goldreserven des Landes. Nicht nur der Bund der Steuerzahler fordert, Portugal müsse sich zunächst selbst helfen.
In Deutschland werden die Forderungen an Portugal lauter, wegen der Schuldenkrise die eigenen Goldreserven anzuzapfen. Der Vizepräsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, sagte der "Bild"-Zeitung: "Portugal muss sich zunächst selbst helfen, bevor der deutsche Steuerzahler in Haftung genommen wird. Zum Beispiel kann das Land auch sein Gold verkaufen."
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler sprach sich ebenfalls für die Veräußerung der Goldreserven aus. "Alles andere wäre unsolidarisch", sagte Schäffler der Zeitung.
Allerdings verweisen Experten auf die Hürden, die einem Goldverkauf entgegenstehen. So haben sich die Notenbanken vor einigen Jahren darauf verständigt, nur eine begrenzte Menge ihres Goldes zu verkaufen. Die Portugiesen sind hier am Limit, das heißt, sie haben ihr Kontingent weitgehend ausgeschöpft.
Gold bringt nicht unbedingt Geld
Selbst wenn sich die Zentralbank entschließen sollte, einen Teil zu verkaufen, würde das Finanzministerium davon wahrscheinlich nichts sehen. Denn nach den Vorschriften des portugiesischen Notenbankgesetzes müssten die Erlöse aus solchen Verkäufen auf ein Reservekonto eingezahlt werden. Sie können nicht einfach in den Haushalt oder den Schuldendienst fließen.
Berücksichtigt man die Goldreserven des Landes, steht das Land aber tatsächlich wesentlich besser da. Die Regierung könnte zumindest theoretisch ihre Schulden durch einen gezielten Goldverkauf drücken. Portugal besitzt derzeit rund 385 Tonnen Gold. Das entspricht nach aktuellem Marktwert etwa 12,0 Mrd Euro und damit knapp einem Siebtel des Volumens des portugiesischen Hilfspakets. Je Kopf der Bevölkerung gerechnet hält die portugiesische Notenbank damit fast genauso viel Gold wie die Bundesbank, die mit 3400 Tonnen weltweit den zweitgrößten Goldschatz hütet. In der Welt nimmt Portugal in der Rangliste Platz 14 ein.

Der frühere portugiesische Diktator Antonio de Oliveira Salazar (1932-1968).
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Portugal ist kein Einzelfall, wenn es um Begehrlichkeiten nach Gold-Verkäufen geht. Der Ruf nach wird überall dort laut, wo die Staatsschulden ausufern. Das gilt auch für Deutschland. Auch die Deutsche Bundesbank musste sich auf der Strecke immer wieder dieser Forderungen erwehren.
Den größten Teil seines Goldschatzes hat das kleine Portugal übrigens in den Jahren der Diktatur Antonio de Oliveira Salazars gehortet, der sich unter anderem Rohstoffexporte an das national-sozialistische Deutschland in Gold bezahlen ließ.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts