Abwehrkampf gegen BHP Potash sucht "weißen Ritter"
23.08.2010, 18:35 UhrBeim kanadischen Kaliproduzenten Potash zeichnet sich ein zäher Übernahmekampf ab: Der durch BHP Billiton bedrängten Konzern nimmt Verbindung mit der chinesischen Sinochem auf. BHP will aber nicht locker lassen.

Übernahmen sind in der Rohstoffbranche angesichts der Verknappung der Ressourcen inzwischen an der Tagesordnung.
(Foto: REUTERS)
Das Tauziehen um die Übernahme des weltgrößten Düngemittelspezialisten Potash geht in die nächste Runde. Der kanadische Konzern empfahl seinen Aktionären, die rund 39 Milliarden US-Dollar schwere Offerte des australischen Bergbauriesen BHP Billiton abzulehnen.
Das Angebot in Höhe von 130 Dollar je Aktie sei nicht angemessen, hieß es. Potash sei angesprochen worden und habe mit anderen Unternehmen Kontakt aufgenommen, um Alternativen auszuloten, begründete die Konzernführung. Aus Branchenkreisen verlautet, Potash habe bereits mit der chinesischen Sinochem Gespräche geführt.
Potash-Chef Bill Doyle sagte, die BHP-Offerte komme bei den BHP-Aktionären nicht an. "Alle Arten von Unternehmen" hätten angeklopft. Namen der Firmen, die als "weißer Ritter" einspringen sollen, nannte er nicht. Zwischen Potash und Sinochem gibt es bereits Verbindungen. Potash besitzt 22 Prozent der Anteile an der chinesischen Sinofert, die zur Sinochem-Gruppe gehört. Sinofert ist der größte Düngemittelproduzent im Reich der Mitte.
In den Gesprächen von Potash mit dritten Parteien würden alle Optionen geprüft, sagte ein weiterer Insider. Dazu gehörten auch Gemeinschaftsunternehmen. In Medienberichten wurden der chinesische Fonds Hopu Investment Management als weitere Gesellschaft genannt, die einspringen könnte. Der brasilianische Minenkonzern Vale wurde ebenfalls erwähnt. Allerdings will Vale kein Angebot vorlegen.
Zu groß für Sinochem?
Interessenten aus China halten viele Branchenexperten für dankbar. Das rohstoffhungrige Land ist der weltgrößte Importeur von Kali. Im Zuge des Wirtschaftsbooms entsteht dort in manchen Regionen langsam eine Mittelschicht. Damit nimmt auch die Nachfrage nach teureren Lebensmitteln wie etwa Fleisch zu. Potash ist im Kali-Geschäft mit einer Produktionskapazität von rund zwölf Millionen Tonnen der weltgrößte Anbieter. Der deutsche Rivale K+S belegt mit rund acht Millionen Tonnen den vierten Platz. Kali ist neben Stickstoff und Phosphat einer der Hauptbestandteile von Düngemitteln. Die attraktivsten Kali-Vorkommen liegen Experten zufolge in Kanada und Russland.
Experten bezweifeln allerdings, ob Sinochem eine komplette Übernahme von Potash finanzieren kann. "Wir glauben zwar, dass ein Interesse von Sinochem Sinn macht, sehen sie aber als relativ geringe Gefahr für BHP, da sie nicht in der Lage sein werden, es als Ganzes zu stemmen", sagte Michael Rawlinson von Liberum Capital in London.
Das Angebot von BHP Billiton läuft noch bis zum 19. Oktober. In der vergangenen Woche hatte Potash-Investoren gesagt, BHP könnte mit seinem Vorstoß Erfolg haben, sofern die Offerte um rund ein Viertel auf 162 Dollar je Aktie aufgestockt wird.
Quelle: ntv.de, wne/rts