Übernahmeschlacht deutet sich an Potash wird teurer
21.09.2010, 16:35 UhrKanadas Kalispezialist Potash ist nicht billig zu haben. 39 Mrd. Dollar, so das Gebot von BHP Billiton, sind nicht genug. Der chinesische Ölkonzern Sinochem sieht ein mögliches Gegengebot bei bis zu 60 Mrd. Dollar. Dumm nur, dass Sinochem selbst nicht genug Geld hat. Eines scheint aber bereits sicher: Das Ringen um Potash wird sich hinziehen.
Die Übernahmeschlacht um den weltgrößten Düngemittelkonzern Potash dürfte sich ins kommende Jahr hineinziehen. Der Bergbau-Branchenprimus BHP Billiton verlängerte die Frist für sein 39 Mrd. Dollar (30 Mrd. Euro) schweres Angebot um einen Monat bis zum 18. November. Die kanadischen Wettbewerbshüter hätten mehr Informationen angefordert, teilte BHP mit. Potash reagierte darauf umgehend und wies die Offerte erneut als "völlig unzureichend" zurück.
Eine mit den Kaufplänen vertraute Person schloss nicht aus, dass weitere Fristverschiebungen erforderlich werden. Das halten auch Experten für wahrscheinlich. "Ich glaube nicht, dass wir vor Weihnachten zu Potte kommen werden", sagte Fondsmanager Tim Schroeders von Pengana Capital. BHP-Manager hatten bereits signalisiert, dass der Übernahmekampf bis Ostern dauern könnte.
BHP: "Wir haben keine Pläne"
Ein Aufstockung der Offerte kommt für BHP-Chef Marius Kloppers momentan nicht infrage. "Wir haben keine Pläne, das einzige Angebot zu ändern, das derzeit auf dem Tisch liegt", betonte er. Allerdings halten sich Spekulationen, dass noch ein konkurrierender Bieter auf den Plan treten könnte. Medienberichten zufolge hat der chinesische Chemiekonzern Sinochem Interesse und die Regierung in Peking in der Sache um Hilfe gebeten: Der staatliche Ölkonzern Sinochem hat nach einem Bericht des chinesischen Wirtschaftsmagazins "Economic Observer" um finanzielle Hilfe der Regierung in Peking gebeten. Das Unternehmen bräuchte 40 Mrd. bis 60 Mrd. Dollar, um das bestehende Übernahmeangebot des australischen Bergbaukonzerns BHP Billiton zu übertreffen, hat aber selbst nicht genug Geld.
Ein Sinochem-Sprecher wollte sich nicht zu den berichteten Plänen äußern, sagte aber der Nachrichtenagentur dpa in Peking: "Wir schenken dieser Sache durchgehend große Aufmerksamkeit und verfolgen jede Entwicklung." Das kanadische Kali-Unternehmen Potash aus der rohstoffreichen Provinz Saskatchewan kämpft mit allen Mitteln gegen die knapp 40 Mrd. US-Dollar schwere BHP-Offerte.
China prüft Optionen
Die Pekinger Regierung werde möglicherweise noch vor den Ferien zum Nationalfeiertag am 1. Oktober über verschiedene Vorschläge von chinesischen Staatsunternehmen entscheiden, berichtete die kanadische Zeitung "Globe and Mail". Mehrere chinesische Staatsunternehmen waren aufgefordert worden, Angebote zu erarbeiten. Interessiert scheint neben Sinochem auch China Blue Chemical Ltd zu sein, ein Unternehmen des finanzstarken Ölkonzerns China National Offshore Oil Corp. (CNOOC).
Sinochem ist das Mutterhaus des größten chinesischen Düngemittelunternehmens Sinofert, an dem Potash 22 Prozent hält. Das Staatsunternehmen hat nach Berichten bei Banken, am Finanzmarkt in London sowie in Singapur beim Staatsfonds Temasek nach finanzieller Unterstützung für ein Angebot gesucht. Möglich wäre auch eine Beteiligung des chinesischen Staatsfonds CIC.
Das Rennen um Rohstoffe
Die Pekinger Regierung ist daran interessiert, dass ein chinesisches Staatsunternehmen das kanadische Kali-Unternehmen übernimmt. Kalisalze werden vor allem zu Düngemitteln verarbeitet. "Kali ist ein wichtiger Faktor in der landwirtschaftlichen Produktion eines jeden Landes", sagte ein Sprecher des Handelsministeriums. Deswegen gebe es Interesse chinesischer Unternehmen.
In seinem schriftlichen Hilfeersuchen an die Regierung argumentiert Sinochem laut "Economic Observer" damit, dass die Nahrungsmittelversorgung eine Frage der nationalen Sicherheit sei. Das boomende Riesenreich ist einer der größten Nutzer von Düngemitteln weltweit und stark abhängig von Importen. Mit nur zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche der Erde muss China rund 20 Prozent der Weltbevölkerung ernähren.
2008 hat China 55 Prozent seiner Kali-Düngemittel importiert, 2009 immer noch 28 Prozent, wie das Handelsministerium mitteilte.
BHP spricht mit Regierung
BHP-Chef Kloppers bemüht sich auch um politische Unterstützung in Kanada. Dazu traf er auch den Regierungschef der Potash-Heimatprovinz Saskatchewan, Brad Wall. Dieser gab sich hinterher bedeckt. "Derzeit sehe ich nicht, womit Saskatchewan besser fährt: mit diesem Geschäft oder - offen gesagt - einem späteren Geschäft", sagte Wall. Wall wird die kanadische Regierung bei der Entscheidung über die Genehmigung einer Übernahme beraten. Dabei geht es auch darum, welchen Vorteil eine Übernahme des wichtigen Arbeitgebers und Steuerzahlers Potash für das Land hätte.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts