Wirtschaft

Marktbereinigung unter Deutschlands Baumarktketten Praktiker-Filialen werden hochinteressant

41015922.jpg

Deutschlands drittgrößte Baumarktkette ist pleite, aber Praktiker stemmt sich gegen das Aus und den Verlust Tausender Arbeitsplätze. Dennoch werden erste Interessenbekundungen der Konkurrenz laut. Obi und Hagebau, Nummer eins und vier der Branche, haben ganz spezielle Pläne. Metro rückt auch in den Blick.

Praktiker, die gemessen an der Verkaufsfläche drittgrößte Baumarktkette Deutschlands, geht in die Insolvenz und schon melden erste Konkurrenten Interesse an Unternehmensteilen an. Hagebau-Geschäftsführer Heribert Gondert signalisierte Interesse an Praktiker-Filialen. "Wir haben grundsätzlich Interesse und trauen uns da einiges zu", sagte Gondert dem "Handelsblatt". Man wolle die Praktiker-Standorte allerdings nicht im Paket übernehmen.

Auf wie viele Filialen er genau ein Auge geworfen habe, wollte er nicht sagen. Die Hagebau-Gruppe mit Sitz in Soltau betreibt derzeit unter der Marke Hagebaumarkt mehr als 300 Baumärkte in einem Franchisemodell. Damit ist die Kette die viertgrößte Deutschlands.

Marktbereinigung im Gange

Branchenführer Obi will Praktiker ebenfalls nicht komplett übernehmen. "Wir werden mit Sicherheit keine Kette übernehmen", sagte der Chef des Obi-Mutterkonzerns, Karl-Erivan Haub. Das Exposé zu Praktiker habe man vier Mal auf dem Tisch gehabt. "Es wurde zwar immer preiswerter, aber nicht besser", betonte er. Obi könnte möglicherweise an einigen guten Standorten interessiert sein. Wieviele Praktiker-Filialen infrage kämen, sagte er jedoch nicht.

Der Tengelmann-Konzernchef sprach von einer Marktbereinigung, die sich nicht nur in Deutschland abspiele. "Es es gibt kaum ein Land, wo uns nicht Baumarktketten angeboten werden. Es steht viel zum Verkauf", schilderte Haub. Der Familienkonzern prüfe diese Dinge mit Augenmaß. So habe Obi drei Baumärkte in Ungarn übernommen.

Max Bahr bleibt außen vor

Die Baumarktkette Praktiker hatte am Donnerstag ein Insolvenzverfahren beantragt. Als Begründung nannte das Management Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit. Der beim Amtsgericht Hamburg gestellte Antrag erstrecke sich über acht Tochterfirmen in Deutschland hieß es. Der Insolvenzantrag für die Praktiker AG sollte spätestens am Freitag nachgereicht werden. Das Unternehmen strebt an, in einem "Regelinsolvenzverfahren" einen Sanierungsplan erstellen zu können. Nicht betroffen seien die 132 Max-Bahr-Märkte und das internationale Geschäft des Konzerns, hieß es weiter.

Praktiker betreibt mit allen seinen Marken in verschiedenen Ländern über 400 Baumärkte, mehr als 300 davon auf dem Heimatmarkt. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen, das 2002 vollständig vom Handelsriesen Metro geschluckt wurde und seit 2005 an der Börse ist, nach eigenen Angaben einen Umsatz von 3 Mrd. Euro. Bei den von der Insolvenz betroffenen Firmenteilen in Deutschland arbeiteten im 1. Quartal nach Konzernangaben 6500 Menschen. Weitere 5100 waren demnach bei Max Bahr beschäftigt und 7000 im Ausland.

Die Pleite könnte auch Konsequenzen für die ehemalige Konzernmutter Metro haben. Denn Metro ist Eigentümer zahlreicher Praktiker-Filialen. In Deutschland habe der Düsseldorfer Handelsriese 40 Standorte an Praktiker vermietet, in Polen seien es neun Standorte und in der Türkei vier Immobilien, sagte ein Metro-Sprecher. Zu möglichen Folgen der Praktiker-Schieflage für Metro wollte er sich nicht äußern. Die Metro-Aktien notierten in einem positiven Marktumfeld 1,1 Prozent fester. Praktiker kletterten um rund 15 Prozent, nachdem sie am Vortag zeitweise mehr als 70 Prozent eingebüßt hatten.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen