Investoren auf Dividendendiät ProSieben hält die Tasche zu
04.03.2010, 12:23 UhrDer Einstieg bei ProSiebenSat.1 zahlt sich für KKR und Permira kaum aus. Eine Dividende können sich die beiden Finanzschwergewichte auch für 2009 abschminken. Kleinanleger bekommen immerhin die Mindestzuteilung.
Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 setzt trotz zuletzt besser laufender Geschäfte weiter aufs Sparen. Das laufende Jahr sei weiterhin mit Unsicherheiten behaftet, teilte das von den Finanzinvestoren KKR und Permira kontrollierte Unternehmen mit. Eine Prognose für 2010 sei daher nicht möglich. "Um in diesem Marktumfeld den Bewegungsspielraum nicht zu verlieren, wird Kostendisziplin weiterhin Priorität im Konzern haben", sagte ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling.
Das Unternehmen hatte bereits im Februar mitgeteilt, dass es 2009 trotz eines deutlichen Erlösrückgangs operativ mehr verdient habe und unter dem Strich in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt sei. Dies sei dank eines "nachhaltigen Kostenmanagements" gelungen, sagte Ebeling. 2008 hatten vor allem Abschreibungen auf die 2007 übernommene Sendergruppe SBS das Unternehmen tief in die roten Zahlen gedrückt.
Trotz der Rückkehr in die schwarzen Zahlen zahlt ProSiebenSat.1 seinen Besitzern KKR und Permira für das vergangene Jahr keine Dividende. Für die Stammaktien, die größtenteils von den beiden Finanzinvestoren gehalten werden, solle es keine Gewinnbeteiligung geben, teilte der Konzern mit. Damit gehen die umstrittenen Beteiligungsfirmen das zweite Jahr hintereinander leer aus.
Kein Geld für die Investoren
Zuvor hatten KKR und Permira allerdings herbe Kritik einstecken müssen, als sich für das Geschäftsjahr 2007 auf Kosten von ProSiebenSat.1 Ausschüttungen von 270 Mio. Euro genehmigt hatten - das dreifache des damaligen Gewinns. Die Finanzgesellschaften haben dem Konzern zudem einen Schuldenberg von 3,3 Mrd. Milliarden Euro aufgebürdet. Allein dafür wurden 2009 rund 230 Mio. Euro Zinsen fällig.
Aus dem Jahresgewinn 2009 von 144,5 Mio. Euro sollen hingegen die Kleinaktionäre, die über Vorzugsaktien am Unternehmen beteiligt sind, wie im Vorjahr die in der Satzung vorgeschriebene Mindestausschüttung von 0,02 Euro je Titel erhalten - insgesamt 2,1 Mio. Euro. 2008 hatte ProSiebenSat.1 einen Verlust von 129 Mio. Euro verbucht.
Das abgelaufene Jahr lief für die Sendergruppe nach Aussagen von Konzernchef Ebeling besser als anfangs gedacht. "Dank eines nachhaltigen Kostenmanagements und der guten Performance im vierten Quartal haben wir das Unternehmen 2009 in die Gewinnzone zurückgeführt", sagte der vor einem Jahr angetretene Manager. So habe ProSiebenSat.1 die Kosten - unter anderem durch mehr Wiederholungen - um 220 Mio. Euro gedrückt. Das ist mehr als doppelt so viel wie anfangs geplant. Zudem sei der TV-Werbemarkt mit einem Minus von zehn Prozent lange nicht so stark eingebrochen wie befürchtet. Der Umsatz sank 2009 um sechs Prozent auf 2,8 Mrd. Euro.
Aust und Rossmann stehen bereit
Eine Entscheidung über die Zukunft des Nachrichtenkanals N24 soll bis spätestens bis Ende Juni fallen. "Im ersten Halbjahr soll eine Lösung gefunden werden", sagte Andreas Bartl, zuständig für die freiempfangbaren deutschsprachigen Kanäle.
Das Unternehmen sondiert derzeit einen möglichen Verkauf des Nachrichtenkanals. Vorstandsvorsitzender Thomas Ebeling hatte bereits mitgeteilt, er wolle Ende des ersten Quartals eine Bewertung der verschiedenen Optionen für N24 vornehmen. Mit dem derzeitigen N24-Geschäftsführer Torsten Rossmann und dem früheren Chefredakteur des "Spiegel", Stefan Aust, hat sich bereits ein mögliches Käuferteam ins Spiel gebracht.
Nach einem starken Schlussquartal 2009 ist ProSiebenSat.1 laut Konzernchef Ebeling im ersten Quartal 2010 auf dem Niveau des Vorjahres gestartet. Er rechne damit, dass der Preisdruck am Werbemarkt anhalten wird, früher oder später werde es aber wieder wachsende Nachfrage, etwa aus den Branchen Internet, Finanzsektor oder der Mobilfunkindustrie geben, die neue Produkte bewerben müssten, erklärte der Vorstandsvorsitzende.
Der ProSiebenSat.1-Konzern ist seit 1997 an der Börse und beschäftigt derzeit nach eigenen Angaben in Europa 5000 Mitarbeiter. Sitz des im MDax notierten Unternehmens ist München-Unterföhring.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts