Wirtschaft

Erfolg nur mit Gottes Hilfe Putin zweifelt an Nabucco

Der russische Ministerpräsident Putin wird wohl kein Freund der neuen Gas-Versorgungsleitung Nabucco mehr. Er meldete erneut massive Zweifel am Erfolg des Projektes an und wünschte den beteiligten Unternehmen "Gottes Hilfe" – ohne die scheint das Vorhaben zum Scheitern verurteilt zu sein. Zur Sicherheit kauft Russland aber dennoch schon mal Gas auf dem Markt auf.

Zweifelnde Worte aus Sotschi: Wladimir Putin.

Zweifelnde Worte aus Sotschi: Wladimir Putin.

(Foto: REUTERS)

Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin hat sich in den Nervenkrieg um den Bau neuer Gas-Versorgungsrouten für Europa eingeschaltet. Er äußerte massive Zweifel am Erfolg der von der EU unterstützten Nabucco-Leitung. "Nabucco hat immer noch keine garantierten Lieferanten", sagte Putin dem Valdai-Klub von Russland-Experten in Sotschi. "Falls Unternehmen dennoch Milliarden Dollar investieren wollen...dann wünsche ich ihnen Gottes Hilfe."

Das von der Europäischen Union unterstützte Projekt, an dem unter anderem der deutsche Energiekonzern RWE beteiligt ist, soll Gas vom Kaspischen Meer aus über die Türkei nach Europa liefern und die wachsende Abhängigkeit der EU von russischen Lieferungen verringern. Russland plant dagegen eine konkurrierende "Southstream"-Pipeline, durch die das Land Gas nach Südeuropa liefern will.

Russland kauft Gas auf

Erstmals bekannte sich Putin offen dazu, dass Russland gezielt Gas von potenziellen Nabucco-Lieferanten aufkauft. "Aserbaidschan hat nicht das nötige Volumen, um die Pipeline zu füllen und hat vor wenigen Tagen erst ein Abkommen mit Russland unterzeichnet", sagte der Ministerpräsident. Danach wird Aserbaidschans staatlicher Energiekonzern Socar im kommenden Jahr zwei Mrd. Kubikmeter Gas nach Russland liefern - das ist eine Verdopplung der bisherigen Menge. Ab 2012 sind sogar vier Mrd. Kubikmeter im Gespräch.

"Russland wird sich nicht an Nabucco beteiligen", betonte Putin, der zudem auf Probleme auch mit anderen möglichen Lieferanten verwies. So habe Iran seine Ressourcen noch gar nicht entwickelt. Turkmenistan wiederum liefere nun Gas nach China. Außerdem gebe es Grenzstreitigkeiten am Kaspischen Meer. "Solange diese nicht geklärt sind, ist es unmöglich, die Pipeline zu bauen." Unerwähnt blieb die Situation in Irak, wo RWE mit der Regierung des kurdischen Nordens einen Vertrag über Gaslieferungen geschlossen hat, der aber von der Zentralregierung in Bagdad angefochten wird.

Seit Monaten liefern sich Russland und die Westeuropäer einen erbitterten Schlagabtausch um den milliardenschweren Bau neuer Pipelines. Denn Experten schätzen, dass der künftige Gasverbrauch in Europa möglicherweise nicht groß genug sein wird, um alle Investitionen zu rechtfertigen. Russland will Firmen deshalb von einem Engagement bei Nabucco abbringen.

Schiefergas und Katar keine Gefahr

Putin wies zugleich Spekulationen zurück, dass die Produktion von Gas aus Schiefergestein in den USA und anderen Staaten sowie die zunehmend aggressivere Vermarktung von Flüssiggas aus Katar in Europa keine Gefahr für Russland seien, das einen Großteil seiner Staatseinnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas erhält und bisher mit steigenden Preisen rechnete. Zum einen müsse man wegen der hohen Umweltbelastung von Schiefergas schauen, wie hoch die Produktionskosten wirklich seien, warnte Putin. Zum anderen werde der Weltgasverbrauch weiter steigen.

Dennoch hat sich die Situation auf dem Gasmarkt völlig geändert. Stand im vergangenen Jahr noch das Thema Versorgungssicherheit an der Spitze der politischen Tagesordnung, so fordern deutsche Unternehmen wie E.ON nun einen Preisnachlass bei ihren Langzeitverträgen mit Russland, weil ein Überangebot von Gas die Preise sinken lässt. Putin mahnte, dass sich die russischen Produzenten auf die neue Situation einstellen müssten. "Unsere Produzenten müssen effizienter werden." Zugleich räumte er erhebliche Verluste des staatlich dominierten Gazprom-Konzerns sein, kündigte aber zugleich an, dass der Staat nicht eingreifen wolle: "Wir werde uns nicht einmischen."

Quelle: ntv.de, rts

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