Wirtschaft

Solarbranche in der Krise Q-Cells dreht sich in die Sonne

Der Solarzellenhersteller will sich in der Krise breiter aufstellen. Unter anderem plant Q-Cells bei Regensburg einen der größten europäischen Solarparks. Hier sollen die Anlagen verbaut werden, die momentan die Lager verstopfen. Eine geringere Solarförderung, wie von Solarworld-Chef Frank Asbeck gefordert, lehnt Konzernchef Anton Milner ab.

Q-Cells-Chef Anton Milner gesteht die angespannte Lage ein.

Q-Cells-Chef Anton Milner gesteht die angespannte Lage ein.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Wir waren lange Zeit sehr auf die Zellenherstellung fokussiert, und das war auch richtig in dieser Marktphase", sagte Anton Milner, Chef des Bitterfelder Solarzellenherstellers, der "'Financial Times Deutschland" (FTD) "In Zukunft werden wir uns aber breiter aufstellen. Die Wirtschaftskrise bringt strukturelle Veränderungen der Fotovoltaikmärkte mit sich."

Die Geschwindigkeit, mit der Milner den Umbau vorantreibt, zeigt die Not der Solarbranche. So solle die für Planung und Errichtung großer Solarfelder zuständige Konzerntochter Q-Cells International ihren Umsatz in diesem Jahr fast versechsfachen und künftig etwa die Hälfte der Erlöse erwirtschaften, schreibt die Zeitung. 2008 hatte der Anteil gerade acht Prozent betragen.

Solarpark bei Regensburg

Unter anderem plant Q-Cells International bei Regensburg einen der größten europäischen Solarparks. Analysten sehen im Anlagenbau den Versuch, Q-Cells' eigene übervolle Lager zu räumen. Milner spricht von einem lange geplanten Strategiewechsel: "Die Krise hat den Transformationsprozess nur beschleunigt."

Angesichts deutlich höherer Kosten als in Asien sehen Branchenexperten laut der "FTD" die Massenproduktion von Solarzellen in Deutschland in Gefahr. Milner schließt einen weiteren Arbeitsplatzabbau in Bitterfeld aber vorerst aus. "Wir stellen die beiden neuen Produktionslinien nicht infrage." Diese Anlagen seien auf dem aktuellen Stand, anders als die stillgelegten Maschinen. "Wir haben hier einen Technologievorsprung. Aber die Wettbewerbsbedingungen verschärfen sich."

Verzerrter Wettbewerb

Angesichts der Niedrigpreiskonkurrenz aus China beklagte Milner eine verzerrte Wettbewerbssituation. "Wir konkurrieren mit Herstellern, die kaum Umweltstandards einhalten müssen und versteckte Subventionen bekommen." So stelle die Bank of China heimischen Solarherstellern extrem billige Kredite bereit. Eine geringere Solarförderung lehnt Wilner momentan ab. Zwar sei er grundsätzlich für weniger Subventionen, sagte er. Doch "die Finanzierung großer Projekte ist immer noch sehr schwierig. Und wenn man dann noch die Vergütung senkt, könnte das den Ausbau der Fotovoltaik behindern". Q-Cells wäre im Anlagengeschäft direkt vom Subventionsabbau betroffen.

Frank Asbeck hatte die Solarbranche mit der Forderung nach Kappung der Subventionen erschreckt.

Frank Asbeck hatte die Solarbranche mit der Forderung nach Kappung der Subventionen erschreckt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der einst weltgrößte Solarzellenhersteller ist während der vergangenen Monate in böse Turbulenzen geraten. Gleich dreimal musste Milner seine Geschäftserwartungen für 2009 senken. Im zweiten Quartal erwirtschaftete das Unternehmen hohe Verluste. Der Aktienkurs fiel in den vergangenen zwölf Monaten um fast 80 Prozent. Mitte August kündigte Milner an, am Stammsitz Bitterfeld-Thalheim vier von sechs Produktionslinien zu schließen und 500 Stellen abzubauen.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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