Offshore-Windkraft RWE fordert "Ausgleich"
24.06.2012, 17:25 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Bei der Energiewende setzen die großen Energieversorger lieber auf große Lösungen. Offshore zum Beispiel. Windkraftanlagen auf See sind jedoch teuer. RWE fordert deshalb einen "wirtschaftlichen Ausgleich" von der Bundesregierung.
Der neue RWE -Chef Peter Terium verlangt wegen des stockenden Ausbaus der Windenenergie auf hoher See Zugeständnisse der Bundesregierung an die Versorger. "Wir fordern die Bundesregierung auf, mit uns und den anderen Investoren über die Lösung des Problems und einen wirtschaftlichen Ausgleich zu reden", sagte der Manager eine Woche vor seinem Amtsantritt dem "Spiegel". Wenn dies nicht geschehe, seien die deutschen Offshore-Planungen bis zum Jahr 2020 nicht mehr erfüllbar. Von den Bürgern fordert Terium ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, die für die Energiewende nötigen neuen Stromtrassen zu akzeptieren.

Peter Terium
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Der Ausbau der Windkraft wird von den Stromverbrauchern bereits über die EEG-Umlage finanziert, die nicht nur für die viel diskutierte Photovoltaik gezahlt wird, sondern auch für den von der Bundesregierung angestrebten Ausbau der Offshore-Windkraft. "Auch hier bekommen die Betreiber fast 20 Cent pro Kilowattstunde, vergleichbar neuen Photovoltaikanlagen", sagte der Energieexperte Bernd Wenzel n-tv.de.
RWE wie auch Konkurrent Eon hatten die Bundesregierung schon früher vor dem Scheitern ihrer Ausbaupläne für Windkraft gewarnt. Ein Problem ist etwa, dass die Stromnetzbetreiber mit dem Anschluss der Windparks nicht hinterherkommen. Weil Windkraftwerke vor allem in Norddeutschland stehen, der Strom aber auch im Süden gebraucht wird, müssen in den kommenden Jahren Tausende Kilometer Stromleitungen gebaut werden. "Tatsächlich hat der zuständige Netzbetreiber Tennet uns gerade mitgeteilt, dass es weitere massive Verzögerungen beim Anschluss unseres Offshore-Windparks Nordsee Ost gibt", sagte Terium. "Damit ist die Wirtschaftlichkeit des Windparks extrem gefährdet."
RWE will in der Nordsee mehrere Windparks mit einer Gesamtleistung von 1000 Megawatt bauen, was der Leistung eines Atommeilers entspricht. Der Energieriese will Milliarden Euro in den Ausbau seines Ökostromgeschäftes stecken. Wegen der Belastungen infolge des Atomausstiegs und der Schulden von RWE sei der Spielraum für Investitionen allerdings begrenzt, räumte Terium ein.
Beim Ausbau der Windkraft auf hoher See gebe es zudem weitere Verzögerungen, für die die Versorger nicht verantwortlich gemacht werden könnten. "Die Genehmigungsverfahren kommen nicht voran. Die Lieferanten können nicht schnell genug liefern. Es gibt nicht genügend Spezialschiffe für die Installation." Die Energieversorger hielten dennoch daran fest, jährlich ein Gigawatt Stromerzeugungskapazität vor den deutschen Küsten zu bauen.
"Einen Tod muss man sterben"
Der Zeitplan der Bundesregierung für die Energiewende sei ambitioniert, betonte Terium. Die Kanzlerin habe das Thema nun zur Chefasche gemacht. "Bislang hatte man das Gefühl es gibt nicht eine Energiewende, sondern 16, weil jedes Bundesland seine eigene Planung machte." Nun gebe es eine realistische Chance. "Allerdings sind die Probleme immer noch gewaltig", warnte der künftige RWE-Chef. So könnten Klagen und Widersprüche gegen die geplanten Stromtrassen den Ausbau extrem verlangsamen. Wenn man keine Kernkraft in Deutschland wolle, müsse man diese Leitungen aber akzeptieren, sagte Terium. "Einen Tod muss man sterben in dieser Frage."
Unterdessen warnt die HypoVereinsbank vor Problemen bei der Finanzierung der Energiewende. Für die Hälfte der Gesamtkosten der Energiewende von rund 335 Milliarden Euro bis 2030 sei eine Projektfinanzierung derzeit nur sehr eingeschränkt möglich, sagte Lutz Diederichs, Vorstand der HypoVereinsbank Corporate & Investmentbanking, der "Welt". Er begründete dies mit den unsicheren Rahmenbedingungen beim geplanten Umbau der Infrastruktur und den neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken.
Quelle: ntv.de, hvo/rts