Zeitenwende rückt näher RWE und Eon wieder gefragt
22.03.2014, 11:50 Uhr
Die Energiewende verlangt den Konzernen einiges ab.
(Foto: picture alliance / dpa)
Sie gehören nicht zu den Lieblingen der Politik, dafür entdecken Anleger die Versorger Eon und RWE allmählich wieder, obwohl die Energiewende den Unternehmen viel Substanz und Gewinn kostet.
Gehören Sie auch zu jenen Anlegern, denen man Jahr für Jahr Versorgeraktien schmackhaft machen will – am besten mit dem Totschlagargument der hohen Dividende? Im Frühjahr 2014 lohnt es sich aber auch ohne Dividendenargumentation auf die deutschen Versorger RWE und Eon zu schauen Denn das erste Mal seit Jahren wirft die Performanceliste für den Dax auf drei, sechs und zwölf Monate ein positives Ergebnis für die beiden aus. Was ist passiert, warum konnten sich die Versorger mitten in der Krise im Kurs fangen und wie geht es weiter?
Operative Fortschritte
Hoffnung schöpfen Anleger aus der Tatsache, dass die Unternehmen ein gutes Stück des Weges zur Neuausrichtung bereits gegangen sind. Eon und RWE reagieren auf ihre schwierige Geschäftslage entschlossen. Die Konzerne reduzieren die Kapazitäten erheblich und kürzen die Investitionen für die nächsten Jahre deutlich. Eine bessere Geschäftsentwicklung soll sich ab 2015 auch kräftig im Cashflow widerspiegeln - Besserung ist also in Sicht.
Die Versorger reagieren auf das anhaltend schwierige Geschäftsumfeld, zumal die Strompreise immer weiter fallen. Sie liegen derzeit an der Strombörse EEX bei 35 Euro je Megawattstunde. Das ist ein Rückgang um die Hälfte gegenüber Mitte 2009 und damit ein Fünf-Jahres-Tief. Schlecht für die Stromproduzenten und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Weil die konventionellen Kraftwerke wegen der Energiewende in Deutschland zunehmend weniger Gewinn abwerfen, fährt zum Beispiel Eon die Kapazitäten noch stärker zurück als bislang geplant. So sollen konzernweit statt elf nun fast 13 Gigawatt vorübergehend oder dauerhaft außer Betrieb gehen. Das entspricht mehr als einem Viertel der konventionellen Flotte von Eon in Europa.
Zudem drückt der Konzern kräftig auf die Investitionsbremse. Die Investitionen sollen 2014 auf knapp fünf Milliarden Euro und in den nächsten zwei Jahren auf jeweils knapp über vier Milliarden Euro sinken. Stattdessen steht der Ausbau von erneuerbaren und dezentralen Energielösungen, wie Blockheizkraftwerke, im Vordergrund. "Nicht zu investieren, ist für uns keine Option", sagt daher Vorstandschef Johannes Teyssen.
RWE besser als Eon
Ebenso wie Eon streicht auch RWE die Investitionen kräftig zusammen. Sie sollen bis 2016 um ein Drittel auf drei Milliarden Euro gekürzt werden. Der Konzern prognostiziert, dass der nachhaltige Gewinn 2014 auf 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro zurückgehen wird. Für 2015 peilt das Unternehmen allerdings ebenso wie Eon einen positiven freien Cashflow an. Eine gute Nachricht für Aktionäre ist zudem, dass es RWE angesichts einer hohen Verschuldung von rund 30 Milliarden Euro gelungen ist, die Öl- und Gasfördertochter RWE Dea zu verkaufen. Sie geht für 5,1 Milliarden Euro an den russischen Investor Alpha um den Milliardär Michail Fridman.
Auffällig ist, dass sich die Aktie von RWE in den vergangenen Monaten deutlich besser entwickelt hat als die von Eon. Ein Belastungsfaktor für das Papier von Eon ist, dass der Konzern in Brasilien und der Türkei aktiv ist. Von der Abwertung des brasilianischen Reals und der deutlichen Wachstumsabschwächung in den Emerging Markets insgesamt ist der Konzern stärker betroffen. Zudem steckt Eon rund eine halbe Milliarde Euro in den Kraftwerksneubau in Russland. Das dortige Geschäft macht rund zehn Prozent des operativen Konzerngewinns aus. Neben dem Verfall des russischen Rubels wäre eine Verschärfung der Krise mit Russland für Eon eine zusätzliche Belastung.
Nach der Rally der vergangenen Monate ist in den Aktien der Versorger schon ein wichtiger Teil der erwarteten Verbesserung des Cashflows ab 2015 eingepreist. Zumal das 2014er-KGV von RWE mit 12,3 nur noch leicht unter dem des Dax von 13 liegt. Die Bewertung von Eon liegt sogar bei 14,5. Für Eon dürfte die künftige Entwicklung stärker von der Entwicklung in den Emerging Markets, speziell Russland abhängen als bei RWE. Für beide zählt jedoch, ob der Nachzügler-Bonus unter den Investoren gewahrt werden kann.
Quelle: ntv.de