Wirtschaft

In Niederlanden auf Atomkurs RWE weicht aus

Nachdem die Atomwirtschaft in Deutschland auf dem absteigenden Ast ist, findet RWE eine neue "Spielwiese". Der Energiekonzern will in den Niederlanden gemeinsam mit dem dortigen Versorger Delta das AKW Borssele betreiben. Das ist die erste Beteiligung von RWE an einem Atomkraftwerk im Ausland.

Jürgen Großmann will von der Atomenergie nicht lassen.

Jürgen Großmann will von der Atomenergie nicht lassen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der in Deutschland mit dem Atomausstieg konfrontierte Energiekonzern RWE treibt in den Niederlanden die Kernkraft voran. Vorstandschef Jürgen Großmann erzielte nach über zweijährigem Tauziehen eine Vereinbarung mit dem niederländischen Versorger Delta zum gemeinsamen Betrieb des AKW Borssele. Delta bot RWE zudem an, sich mit 20 Prozent an einem Konsortium zu beteiligen, das an demselben Standort einen zweiten Meiler errichten will. RWE erklärte, dazu noch keinen Beschluss getroffen zu haben.

Großmann hat sich in den vergangenen Wochen wie kein anderer AKW-Betreiber für einen Weiterbetrieb der Meiler in Deutschland stark gemacht. Anders als Eon, EnBW und Vattenfall hat er eine Klage gegen das Atom-Moratorium der Bundesregierung eingereicht. Der RWE-Manager hat damit den Protest von Atomkraftgegnern auf sich gezogen.

Er bleibt jedoch dabei, dass auf die Kernenergie mit Blick auf den Klimaschutz, die Strompreise und die Versorgungssicherheit nicht verzichtet werden könne. In Deutschland betreibt RWE fünf AKW, darunter die im Zuge des Atom-Moratoriums stillgelegten Meiler Biblis A und B. Borssele ist die erste Beteiligung von RWE an einem Atomkraftwerk im Ausland.

Partner für zweites AKW

Zwei Jahre hat Großmann darum gekämpft, in den Niederlanden in die Atomkraft einzusteigen. Mit dem Konkurrenten Eon will er auch in Großbritannien neue Meiler errichten. In einer Absichtserklärung mit Delta habe RWE nun vereinbart, 30 Prozent an dem AKW in Borssele im Südwesten des Landes zu übernehmen, teilte der Dax-Konzern mit. Delta übernehme den Rest der Anteile an dem 500-Megawatt-Meiler. Zu den Kosten für den Einstieg äußerte sich der Konzern nicht. In Unternehmenskreisen wurde die Summe von rund 600 Millionen Euro genannt.

RWE hatte nach der Übernahme des niederländischen Versorgers Essent im Jahr 2009 Anspruch an dessen 50 Prozent-Anteil an dem AKW angemeldet. Delta, dem die andere Hälfte gehört, hatte dagegen jedoch vor Gericht Einspruch eingelegt. Daraufhin hatte RWE erklärt, ohne das Borssele-Paket rund 950 Millionen Euro weniger zu zahlen. Der Anteil blieb in der Hand der Essent-Eigner. Die niederländischen Provinzen und Gemeinden werden nun ausgezahlt.

Die niederländische Regierung hat angekündigt, einen zweiten Meiler errichten zu wollen. Delta und die von mehreren Kommunen gehaltene Energy Resources Holding haben ihr Interesse daran bereits angemeldet. Delta erklärte, neben RWE auch den französische Energieriesen EdF ins Boot holen zu wollen.

Quelle: ntv.de, rts

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