Neuer Generika-Riese entsteht Ratiopharm geht an Teva
18.03.2010, 09:57 UhrDer israelische Generika-Riese Teva übernimmt den Ulmer Arzneimittelhersteller Ratiopharm. Der weltgrößte Hersteller von Nachahmer-Arzneien bezahlt für Ratiopharm inklusive Schulden 3,625 Mrd. Euro. Für Teva bedeutet die Übernahme einen neuen Spitzenplatz.
Der Ratiopharm-Deal ist die größte Transaktion in der Branche seit dem Kauf des US-Konzerns Barr durch Teva für 7,5 Mrd. Dollar im Jahr 2008. Die Übernahme müsse noch von den zuständigen Aufsichtsbehörden genehmigt werden, hieß es weiter. Teva geht allerdings von einem Abschluss bis zum Ende des Jahres aus. Glückt die Übernahme, kämen beide Unternehmen auf einen Umsatz von 16,2 Mrd. Dollar. Damit wäre Teva die Nummer eins am europäischen Generikamarkt und würde weltweit rund 40.000 Mitarbeiter beschäftigen. Teva erwartet durch die Übernahme in den nächsten drei Jahren Synergieeffekte von mindestens 300 Mio. Euro. Finanziert werde der Kauf unter anderem über Kreditlinien.
Das passt
Analysten äußerten sich positiv. Ratiopharm passe sehr gut zu Teva, sagte Gilad Sarig von der Bank Hapoalim. "Die Übernahme wird Teva helfen, die Nummer Zwei im deutschen Markt zu werden." Gut für Teva sei auch das Biogenerika-Geschäft von Ratiopharm, das sind Nachahmerpräparate von Biotech-Arzneien. Der Preis von 3,6 Mrd. Euro sei hoch. Ratiopharm werde aber voraussichtlich innerhalb eines Jahres bereits zum Ergebnis beitragen. Teva ist mit einem Börsenwert von 56 Mrd. Dollar Israels größtes Unternehmen. An der israelischen Börse legte die Teva-Aktie bis zum Mittag 1,8 Prozent zu.
Den Bieterkampf verloren hat damit der isländische Konzern Actavis, der zur Finanzierung des Kaufs auf Unterstützung des größten Gläubigers, der Deutschen Bank, angewiesen war. Zudem ging Pfizer leer aus. Kreisen zufolge könnte der Viagra-Hersteller nun einen Blick auf den Bad Vilbeler Stada-Konzern werfen. Stada-Aktien zogen am Donnerstag zeitweise 0,7 Prozent an.
Die finanziell angeschlagene Merckle-Gruppe, zu der Ratiopharm gehört, will mit dem Verkauf ihre Schulden tilgen. Sie war durch die Wirtschaftskrise und Spekulationen mit VW-Aktien in Schieflage geraten. Zur Merckle-Gruppe gehören neben Ratiopharm unter anderem der Pharmahändler Phoenix sowie ein Anteil am Zementhersteller HeidelbergCement und der Pistenraupenhersteller Kässbohrer. Finanzkreisen zufolge dürfte ein Verkaufspreis von mehr als drei Mrd. Euro ausreichen, um die Gläubigerbanken der hoch verschuldeten Familie zufrieden zu stellen.
Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ