Wirtschaft

Oetker sagt Nein Reedereien-Fusion fällt aus

Dieses Logo wird auch künftig die Mützen der Offizier von "Hapag-Lloyd" zieren.

Dieses Logo wird auch künftig die Mützen der Offizier von "Hapag-Lloyd" zieren.

(Foto: dpa)

Die Reedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd werden wohl nicht fusionieren. Nach Darstellung der Hapag-Lloyd-Eigner wollte die zum Oetker-Konzern gehörende Containerlinie Hamburg Süd keine Einigung auf Augenhöhe mit dem verschuldeten Konkurrenten. Nun müssen beide Unternehmen die Branchenkrise allein bewältigen.

Die Fusion der beiden größten deutschen Reedereien, Hapag-Lloyd und Hamburg Süd, kommt nicht zustande. Die beiden Eigentümergruppen hätten "keine Einigkeit über eine partnerschaftliche Ausgestaltung der Transaktion" erzielt, teilten die Hapag-Lloyd-Großaktionäre, der Reisekonzern TUI und das "Albert-Ballin"-Konsortium um den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, mit.

Eine Hintertür ließen sich die Gesprächspartner aber offen: Die Projektarbeiten seien "vorerst" eingestellt, hieß es in der Mitteilung. Die zum Bielefelder Nahrungsmittelriesen Oetker gehörende Hamburg Süd war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Nummern sechs und zwölf unter den weltweit größten Container-Reedereien wären zur viertgrößten Container-Reederei aufgestiegen, mit einer gemeinsamen Flotte von mehr als 250 Schiffen. Weltmarktführer ist die dänische Maersk, gefolgt von MSC und CMA CGM.

Streit um "Fusion unter Gleichen"

Das Scheitern hatte sich abgezeichnet - spätestens als Kühne in einem Zeitungsinterview vor zwei Wochen Forderungen nach einer "Fusion unter Gleichen" aufstellte und einen späteren Börsengang eines fusionierten Schifffahrts-Konzerns forderte. "Ich gehe von einer Parität zu Anfang aus. Kein Gesellschafter sollte zunächst den anderen beherrschen." Hapag-Lloyd-Aufsichtsratschef Jürgen Weber rief Kühne daraufhin ungewöhnlich scharf zur Ordnung: Die Äußerungen seien die "Meinung eines einzelnen Anteilseigners".

Hapag-Lloyd und Hamburg Süd hatten kurz vor Weihnachten überraschend Überlegungen über einen Zusammenschluss öffentlich gemacht. Doch der Machtkampf zwischen dem verschwiegenen Familienunternehmen Oetker und dem streitbaren, selbstbewussten Mehrheitseigner des Schweizer Logistikkonzerns Kühne + Nagel hatte die Gespräche von Beginn an belastet. Intern hatte Kühne ein Vetorecht reklamiert, wie ein Unternehmensinsider berichtete. Er hatte erst im vergangenen Jahr bei Hapag-Lloyd auf 28 Prozent aufgestockt, sein Anteil wäre aber bei einer Fusion auf deutlich weniger als 25 Prozent gefallen.

Kühne wollte 40 Prozent

Auf den ersten Blick ist Hapag-Lloyd mit einem Umsatz von 6,1 Milliarden Euro deutlich gewichtiger, hat aber Schulden von 1,8 Milliarden Euro im Gepäck, Hamburg-Süd ist mit rund 4,7 Milliarden Euro Umsatz schuldenfrei. Auf ein Bewertungsgutachten, das bis Juni Klarheit schaffen sollte, wollte Oetker aber offenbar nicht mehr warten. Hamburg Süd hatte auf eine dominierende Position gepocht, doch Kühne hatte sich für Oetker nach einem Börsengang eine Beteiligung von 40 Prozent vorgestellt.

Nun müssen beide Unternehmen versuchen, die Branchenkrise allein zu bewältigen. Alle Reedereien leiden seit Jahren unter der globalen Konjunkturschwäche, den Überkapazitäten auf dem Markt und den gestiegenen Treibstoffkosten. Ein wachsender Anteil der Kredite an die Schifffahrtsbranche gilt als wacklig.

Von Kühne abgesehen, hatten die anderen Großaktionäre von Hapag-Lloyd die Fusion und den Börsengang als Gelegenheit zum Ausstieg gesehen. Die Stadt Hamburg hält knapp 37 Prozent und will seinen Anteil ohnehin über kurz oder lang verringern. Der ehemalige Mehrheitsaktionär, der Reisekonzern TUI, hält noch 22 Prozent der Stimmrechte, will sich aber ganz auf das Touristikgeschäft konzentrieren und hat das Recht, seinen Anteil an die Börse zu bringen oder zu verkaufen. Hinzu kommen mehrere Banken und Versicherungen, die zusammen knapp 13 Prozent halten.

Quelle: ntv.de, rts

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