Schleppender Leitungsbau Regierung fürchtet Stromengpass
22.01.2011, 16:53 UhrDie Bundesregierung befürchtet in naher Zukunft mit Engpässen bei der Stromversorgung. Grund sei der schleppende Ausbau der Stromleitungen. Zu den Verzögerungen beim Aus- und Neubau der Fernleitungen komme es durch aufwendige Genehmigungsverfahren und Widerstand der Anrainer der Trassen.
Das Bundeswirtschaftsministerium warnt Medienberichten zufolge vor schwerwiegenden Störungen bei der Stromversorgung infolge des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Der neue Elektrizitäts-Bericht von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle nenne als Grund fehlende neue Überlandleitungen vor allem infolge politischer Blockaden, heißt es. Das schon jetzt zum Teil an die Grenzen seiner Kapazitäten stoßende Stromnetz könne den forcierten Bau neuer Solar- Wind- und Wasserkraftwerke bald nicht mehr verkraften.
"Das zeitliche Auseinanderlaufen des rasanten Zubaus von Erneuerbaren Energien-Kapazitäten mit dem nur schleppend verlaufenden Ausbau der Stromnetze wird zunehmend zu strukturellen Problemen und Risiken für die Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland führen, falls keine geeigneten Maßnahmen in der nahen Zukunft getroffen werden", zitiert die "Bild" aus dem alle zwei Jahre gesetzlich vorgeschriebenen Monitoring-Bericht zur Sicherheit der Versorgung mit Elektrizität.
Die Stabilitätsgrenzen des elektrischen Systems seien "bereits heute punktuell zeitweise erreicht", stellt der 25 Seiten starke Bericht fest. Sollte der Netzausbau "nicht beschleunigt werden können, besteht in den kommenden Jahren bei weiterem Ausbau der Erneuerbaren Energien die Gefahr, dass das Sicherheitsniveau im Hinblick auf die Systemstabilität abgesenkt" werde. Dies könnte starke Netzschwankungen zum Beispiel durch eine Drosselung der Stromzufuhr oder Kurzschlüsse bedeuten. Dadurch würden "Eingriffe der Netzbetreiber" gemäß Energiewirtschaftsgesetz "verstärkt erforderlich werden".
Bis zum Jahr 2015 seien zwar "keine strukturellen Engpässe und keine Gefährdung der Versorgungssicherheit zu erwarten", heißt es laut "Bild" in dem Bericht. Doch spätestens ab dem Jahr 2020 werde ein zunehmender Bedarf an Erzeugungsleistung eintreten, weil dann nach und nach die 17 Atommeiler vom Netz gehen. Dann müssten gewaltige Strommengen aus erneuerbaren Energien in das überalternde Netz eingespeist werden.
Der Bericht warnt laut "Bild" zudem, dass Deutschland "langfristig ein Stromimportland" werde. Dies erfordere den Ausbau von Übertragungskapazitäten auch an den Grenzkuppelstellen. Ohne Laufzeitverlängerung der Kernenergie hätte schon jetzt eine "signifikante Strommenge importiert" werden müssen.
Quelle: ntv.de, rts/AFP