Wirtschaft

Nutzt mehr als es schadet Regulierer verteidigen Basel III

Mario Draghi erwartet nur einen geringfügigen Dämpfer für die Entwicklung des Wirtschaftswachstums.

Mario Draghi erwartet nur einen geringfügigen Dämpfer für die Entwicklung des Wirtschaftswachstums.

(Foto: REUTERS)

Die geplanten verschärften Vorschriften für die Banken weltweit sind nach Einschätzung der Regulierer keine Gefahr für den Aufschwung. Ein Expertengremium des Baseler Ausschusses und des Finanzstabilitätsrats (FSB) verteidigte in einer Studie die von Banken heftig kritisierten Reformbestrebungen: "Die volkswirtschaftlichen Kosten der Einführung der neuen Standards sind beherrschbar, vor allem, wenn sie mit angemessenen Übergangsregeln verbunden sind", sagte der Chef des FSB, EZB-Ratsmitglied Mario Draghi. Dem stehe ein weitaus größerer langfristiger wirtschaftlicher Nutzen gegenüber, wenn die Banken mit mehr Kapital und größeren Liquiditätspuffern besser vor Krisen geschützt seien.

Die Verschärfung der Kapitalvorschriften würde das erwartete weltweite Bruttoinlandsprodukt nach den Schätzungen der Experten nur geringfügig dämpfen. Sie nehmen an, dass die Banken dann die Zinsen erhöhen und ihre Kunden daher die Investitionen drosseln. Wenn sie vier Jahre Zeit bekämen, sich an die neuen Regeln anzupassen, würde eine Erhöhung der Kernkapitalquote um einen Prozentpunkt das BIP über viereinhalb Jahre insgesamt nur um maximal 0,2 Prozent dämpfen, heißt es in der Studie. Wenn ihr Kapitalbedarf um einen Prozentpunkt stiege, würden die Banken die Zinsen um 0,15 Prozentpunkte anheben. In den Jahren danach Jahren werde das Wachstum wieder auf seinen ursprünglichen Pfad einschwenken.

Politiker und Regulierer haben versprochen, die Vorschriften so behutsam einzuführen, dass sie die Konjunktur nicht bremsten. Nach der für 2012 geplanten Einführung des neuen Regelwerks sind lange Übergangsfristen im Gespräch. Kreisen zufolge müssten sich die Banken erst von 2018 an an alle Vorschriften halten. In der Studie heißt es dazu: "Eine längere Übergangsperiode könnte die Auswirkungen wesentlich dämpfen." Die Banken hätten dann genug Zeit, Gewinn einzubehalten, frisches Kapital einzusammeln oder ihre Verbindlichkeiten-Struktur zu ändern.

Horrorszenario entkräftet

Der deutsche Bankenverband BdB bezweifelt die Ergebnisse der Studie: "Basel III wird sicher nicht spurlos an der Konjunktur vorübergehen", sagte ein Sprecher. Die angenommenen 0,2 Prozent seien wohl viel zu tief gegriffen. Zudem kämen gleichzeitig weitere Belastungen auf die Branche zu, etwa durch die geplante Bankenabgabe in Deutschland. Der Internationale Bankenverband IIF hatte im Juni vorgerechnet, dass das Wirtschaftswachstum in den USA, die Euro-Zone und Japan wegen der unter dem Schlagwort "Basel III" bekannten Regulierungspläne über fünf Jahre um drei Prozent geringer ausfallen würde als ohne sie. Die neuen Regeln kosteten fast zehn Millionen Arbeitsplätze, die Banken brauchten 700 Milliarden Dollar an frischem Eigenkapital.

Inzwischen sind die Regeln aber bereits abgeschwächt worden. Wie sie genau aussehen, soll im Herbst festgelegt werden. Bis dahin sollen auch Ergebnisse einer zweiten Studie vorliegen, in der die Folgen für die Banken selbst und ihre Gewinne untersucht werden sollten. In der FSB-Studie heißt es dazu: "Im Schnitt reicht es, die operativen Kosten um vier Prozent zu senken oder eine um zwei Prozentpunkte niedrigere Eigenkapitalrendite (RoE) hinzunehmen, um eine Erhöhung der Eigenkapitalquote um einen Prozentpunkt auszugleichen."

Nach Reuters-Informationen sollen die Mindestquoten für das harte Kernkapital auf vier bis sechs Prozent erhöht werden, derzeit sind es zwei Prozent. Dazu käme ein Kernkapital-Puffer von weiteren zwei Prozent für schlechte Zeiten. Viele Institute haben sich schon mit mehr Kapital vollgesogen. Die tatsächliche Kapitallücke dürfte daher niedriger sein.

Der Wirkung ihrer Reformen sind sich die Regulierer ohnehin nicht gewiss. In der Studie heißt es: "Zugegebenermaßen ist es recht unsicher, in welchem Zusammenhang höhere Kapitalquoten und strengere Liquiditätsstandards mit der Verringerung der Wahrscheinlichkeit von Krisen genau stehen."

Quelle: ntv.de, rts

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