Wirtschaft

Ägypten wieder beliebter Reiselust hält an - trotz Kriegen und Ebola

Im vergangenen Jahr haben die Deutschen für ihren Urlaub gut zwei Prozent mehr Geld ausgegeben.

Im vergangenen Jahr haben die Deutschen für ihren Urlaub gut zwei Prozent mehr Geld ausgegeben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bürgerkrieg in der Ukraine, Terror im Nahen Osten, Ebola in Nordafrika: Deutsche Urlauber lassen sich von den weltweiten Krisen die Lust am Reisen nicht nehmen. Zu ihrem Lieblingsziel müssen die Deutschen aber gar nicht in die Ferne schweifen.

Wer im vergangenen Jahr einen Urlaub buchen wollte, musste sich auf eine neue Krisen-Landkarte einstellen. Reisen nach Osteuropa waren von der Ukraine-Krise überschattet, Israel fiel wegen des wieder aufgeflammten Gaza-Konflikts aus, in West-Afrika tobte das Ebola-Virus. Doch obwohl die Welt unsicherer geworden zu sein scheint, ist die Lust am Reisen ungebremst.

Die Seychellen, Partnerland der Reisemesse CMT, locken mit traumhaften Stränden.

Die Seychellen, Partnerland der Reisemesse CMT, locken mit traumhaften Stränden.

(Foto: REUTERS)

Im vergangenen Jahr haben die Deutschen für ihren Urlaub gut zwei Prozent mehr Geld ausgegeben. Der Branchenumsatz ist nach Schätzungen des Deutsche Reise-Verbands (DRV) auf etwa 25,8 Milliarden Euro gestiegen. Die Zahl der Urlauber ist auf hohem Niveau stabil geblieben. Die Reisemesse Caravan, Motor und Touristik (CMT), die am 17. Januar in Stuttgart startet und in diesem Jahr von den Partnerländern Seychellen und Rumänien flankiert wird, steuert nach Angaben eines Messe-Sprechers auf einen Aussteller-Rekord zu. Das Messegelände sei komplett ausgebucht. Rund 220.000 Besucher werden erwartet.

Kommt die Krise, wird umgebucht

„Touristen sind flexibel“, kommentiert Professor Martin Lohmann vom Institut für Tourismus und Bäderforschung in Kiel die Entwicklung. Wird eine Region zu unsicher, suchen sich die Menschen andere Reiseziele. Kommt ein Anschlag plötzlich, wie gegen das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris, werde kurzfristig umgebucht. Langfristig werde Paris deshalb aber nicht gemieden, prognostiziert Lohmann. Die Anschläge in Madrid 2004 und London im Jahr 2005 hätten den Tourismus dort nicht zum Erliegen gebracht.

Das allerliebste Reiseziel der Deutschen ist nach wie vor: Deutschland.

Das allerliebste Reiseziel der Deutschen ist nach wie vor: Deutschland.

(Foto: REUTERS)

„Urlauber wollen trotzdem reisen“, sagt eine Tui-Sprecherin. Reiseziele wie Ägypten, die nach dem arabischen Frühling gemieden wurden, erholten sich beispielsweise wieder. Laut DRV ziehen auch die Buchungen für Ägypten an. Die Euro-Schwäche und einen möglichen Ausstieg der Griechen aus dem Euro kann die Branche nach Einschätzung des DRV-Sprechers ebenfalls überstehen. „Die Preise für ein Jahr sind in der Regel ausgehandelt und damit abgesichert“, erklärt ein DRV-Sprecher. Die Veranstalter haben der Tui-Sprecherin zufolge die Preise für ihre Kataloge teilweise schon bis in den Winter 2015/16 ausgehandelt. Damit sei der für die Urlauber positive starke Euro in den Komplettangeboten festgehalten. Sollte der Euro allerdings weiter schwächeln, würden Reisen außerhalb der Eurozone attraktiver, so Lohmann.

"Urlauber gönnen sich gerne einen teureren Urlaub"

Seiner Einschätzung nach sind die Probleme der Branche eher hausgemacht. Dazu gehörten zum Beispiel hohe Überkapazitäten. „Es gibt zu viele Angebote, die übersteigen ein potenzielles Nachfragewachstum“, sagt Lohmann. Wie hart sich der Wettbewerb im Reisebereich teilweise gestalte, zeige das Beispiel Fernbusse. Ein hoher Preisdruck herrsche vor allem bei den Pauschalreisen. „Das bedeutet aber nicht, dass die Reisenden weniger ausgeben“, sagt Lohmann. Vielmehr gönnten sich die Urlauber stattdessen gern einen teureren Urlaub. Die oberen Preisklassen mit Reisen von mehr als 3000 Euro pro Person legten zuletzt besonders stark zu.

Wie die Buchungen in diesem Jahr ausfallen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Die meisten Urlaubsreisen werden der Tui-Sprecherin zufolge erfahrungsgemäß im Januar und Februar gebucht. Eines wird sich aber nach Einschätzung von Lohmann auch 2015 nicht ändern: Das allerliebste Reiseziel der Deutschen wird wohl auch weiterhin das eigene Land bleiben.

Quelle: ntv.de, Annika Graf, dpa

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