Wirtschaft

Nach Vize-Rücktritt Renault-Chef unter Druck

Nach dem Rücktritt seines Vize-Chefs Patrick Pelata gerät Renault-Chef Carlos Ghosn unter Druck. Die Handhabung des vermeintlichen Spionagefalls stößt bei Analysten, Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften auf Unverständnis. Die Rücktrittsforderungen werden lauter.

Muss auch Carlos Ghosn gehen?

Muss auch Carlos Ghosn gehen?

(Foto: REUTERS)

In der Spionage-Affäre bei Renault gerät Firmenchef Carlos Ghosn immer stärker unter Druck. "Der ungeschickte Umgang mit dem vermeintlichen Spionagefall und die erst nach und nach gezogenen Konsequenzen, werfen ein schlechtes Licht auf das Renault-Management", schreiben etwa die Analysten von CM-CIC. Zudem zeige der Abgang des Vize-Chefs Patrick Pelata, dass der Staat noch großen Einfluss auf das Unternehmen habe.

Frankreich ist mit 15 Prozent an Renault beteiligt. Industrieminister Eric Besson hatte am Montag kurz vor dem Rücktritt Pelatas Konsequenzen aus der Affäre gefordert. Zugleich betonte Regierungssprecher Francois Baroin am Dienstag im "RTL"-Radio, der Staat habe niemals den Abgang von Ghosn gefordert.

Die Analysten von Cheuvreux sagten über den Rücktritt des Vorstandsmitglieds: "Für den Konzern ist das ein Rückschlag, da wir Pelata als entscheidend für den im Februar vorgestellten neuen operativen Plan betrachten." Der Erfolg dieses Plans wird wohl auch über die Zukunft Ghosns entscheiden. Renault setzt darin vor allem auf internationales Wachstum, um künftig Gewinne zu erzielen. Dabei wird besonders die Entwicklung des Marktes für Elektroautos eine große Rolle spielen. Der Nissan-Partner Renault sieht darin ein großes Zukunftsfeld.

Arbeitgeberverband tut sich schwer

Auch dem französischen Arbeitgeberverband und den Gewerkschaften geht das von Renault betriebene Krisenmanagement nach der vermeintlichen "Spionageaffäre" nicht weit genug. "Ich bin nicht sicher, dass das reicht", sagte Arbeitgeberpräsidentin Laurence Parisot. Bisweilen täten sich viele Mitglieder des Verbandes schwer, "sich im Verhalten gewisser Kollegen wiederzuerkennen", sagte Parisot in Anspielung auf Renault-Chef Carlos Ghosn. Die Arbeitergewerkschaft Force Ouvrière (FO) forderte den Konzernchef zum Rücktritt auf.

Renault hatte tags zuvor nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung angekündigt, dass Vizechef Patrick Pélata und  einige weitere Manager ihren Posten räumen müssten. Der französische Hersteller hatte im Januar drei Führungskräften gekündigt, weil sie angeblich betriebsinternes Wissen an Außenstehende verkauft hatten - im Laufe mehrwöchiger Ermittlungen stellte sich heraus, dass das Unternehmen falschen Informationen aufgesessen war und es gar keine Spionage gegeben hat. Unlängst entschuldigte der Konzern sich öffentlich und in aller Form bei den drei Managern.

Nach der Sitzung am Montag hieß es, Renault habe sich mit ihnen auf Schadenersatzzahlungen einigen können - dem Vernehmen nach bekommen die drei Männer zusammen zwischen fünf und zehn Mio. Euro. Presseberichten zufolge hatten sie insgesamt rund elf  Millionen gefordert.

Quelle: ntv.de, sla/rts/AFP

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