Schlechtes Wetter macht Pleite greifbar Strauss-Innovation braucht Rettungsschirm
30.01.2014, 15:40 Uhr
(Foto: www.strauss-innovation.de)
Der Einzelhändler Strauss-Innovation ist in stürmischem Fahrwasser. Das Traditions-Unternehmen will sich unter einen Schutzschirm retten, um die Sanierung aus eigener Kraft zu schaffen. Betroffen sind bundesweit rund 1400 Mitarbeiter.
Der Warenhauskette Strauss-Innovation und ihren mehr als 1400 Beschäftigten steht ein harter Sanierungskurs bevor. Das Unternehmen habe beim Amtsgericht Düsseldorf die Eröffnung eines sogenannten Schutzschirmverfahrens beantragt, sagte ein Gerichtssprecher. Damit hofft das Management des Unternehmens, die Modekette wieder auf eine gesunde Basis stellen zu können. Das Gericht prüfe die Anträge nun.
Das Schutzschirmverfahren ist eine Art Vorstufe zur Insolvenz. Es gibt Unternehmen, die noch nicht zahlungsunfähig sind, denen aber die Pleite droht, drei Monate Zeit, sich ohne Zugriff der Gläubiger zu sanieren. Die Geschäfte werden in dieser Zeit fortgeführt, die Läden bleiben geöffnet. Nach Ablauf der Frist muss das Gericht über eine Insolvenz entscheiden.
"Der Schutzschirm wurde für Unternehmen wie Strauss geschaffen, die über genügend Potenzial verfügen, sich aus einer Schieflage zu befreien", teilte Geschäftsführerin Paula Minowa mit. Nun werde das Unternehmen die Chance ergreifen. Das bei Gericht beantragte Verfahren gebe dem Unternehmen weitere Instrumente in die Hand, um den Betrieb im Wege einer Sanierung fortzuführen.
Wetter macht Saisonware zum Ladenhüter
Bei Strauss hatte sich die wirtschaftliche Lage zuletzt extrem verschlechtert. Trotz guter Stimmung der Verbrauchern seien im vergangenen Jahr die Umsätze im Einzelhandel im Schnitt um zwei Prozent gefallen. Mehr als die Wettbewerber habe das Unternehmen, das Anfang des 20. Jahrhunderts in Düsseldorf gegründet wurde, sein Sortiment auf aktuelle Trends und die jeweilige Saison ausgerichtet, hieß es.
Einen Strich durch die Rechnung machte Strauss Innovation nach eigenen Angaben auch die ungünstige Wetterlage 2013 mit ungewöhnlich kalten Temperaturen zum Jahresanfang und milden am Jahresende. Diesen Effekt hatten auch die Warenhausketten Kaufhof und Karstadt beklagt.
Schließlich kippten Rabattaktionen die Gewinnmarge ins Negative und führten zu einem "signifikanten Verlust im vergangenen Geschäftsjahr", hieß es. Zahlen wurden nicht genannt.
Welche Bedeutung das beantragte Schutzschirmverfahren nun für die rund 1400 Beschäftigten in den 96 Filialen, der Zentrale und in der Logistik haben wird, ist unklar. Ein Stellenabbau und auch die Schließung von Filialen kann nicht ausgeschlossen werden. Das Unternehmen äußerte sich zurückhaltend: Die Auswirkungen auf Mitarbeiter und Kunden sollten so gering wie mögliche bleiben, hieß es. Alle Filialen blieben geöffnet, die Kunden könnten weiterhin bei Strauss zu den üblichen Preisen einkaufen gehen, beteuerte ein Sprecher.
Mitarbeiter erhalten Insolvenzgeld
Im nächsten Schritt werden Geschäftsführung, der gerichtliche bestellte Sachwalter, Arbeitnehmervertreter und die wichtigsten Gläubiger einen Sanierungsplan ausarbeiten. In dieser Zeit soll durch die Zahlung von Insolvenzgeld an die Mitarbeiter das Unternehmen eine Verschnaufpause erhalten und so Zeit gewinnen, den Umbau voranzutreiben.
Der "Bild"-Zeitung zufolge wurde das Januargehalt nicht mehr von der Warenhauskette bezahlt, sondern von der Bundesagentur für Arbeit. Strauss-Innovation war vor mehr als 100 Jahren in Düsseldorf gegründet worden. 2008 wurde das Unternehmen an den schwedischen Finanzinvestor EQT verkauft, der reichte es 2011 an Sun Capitals weiter.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa