Wirtschaft

Asklepios fährt Fresenius in die Parade Rhön-Übernahme droht zu platzen

Der Einstieg eines Wettbewerbers droht die Übernahme von Rhön-Klinikum durch Fresenius zu Fall zu bringen. Unmittelbar vor Ende der Annahmefrist des Übernahmeangebots gibt Rivale Asklepios den Kauf einer fünfprozentigen Beteiligung an Rhön bekannt. Die selbst gesteckte hohe Annahmeschwelle von 90 Prozent wird damit schwer zu erreichen.

Die milliardenschwere Übernahme von Rhön-Klinikum durch den Gesundheitskonzern Fresenius droht am Konkurrenten Asklepios zu scheitern. Der Hamburger Klinikbetreiber kaufte sich kurz vor Ablauf der Übernahmefrist überraschend mit gut fünf Prozent bei Rhön ein und macht Fresenius damit einen Strich durch die Rechnung. "Wir sind ein langfristig orientiertes Familienunternehmen, und wir wollen uns bei Rhön-Klinikum alle Gestaltungsmöglichkeiten offen halten", sagte ein Asklepios-Sprecher. An der Börse brachen die Aktien von Rhön-Klinikum so stark ein wie noch nie, auch die Fresenius-Titel gaben deutlich nach.

Fresenius wollte am Mittwoch bis Mitternacht mehr als 90 Prozent der Rhön-Aktien einsammeln, damit die 3,1 Mrd. Euro schwere Übernahme gelingt. Diese Hürde hat sich Fresenius-Chef Ulf Schneider gesetzt, weil diese Zustimmungsquote in der Rhön-Satzung für alle wichtigen Entscheidungen vorgesehen ist. Dass dieses Ziel nach dem Asklepios-Einstieg noch zu schaffen ist, ist nach Einschätzung von Experten sehr unwahrscheinlich.

Asklepios, Rhön und die Fresenius-Tochter Helios sind die größten privaten Klinikbetreiber in Deutschland - durch einen Zusammenschluss von Rhön und Helios würde ein unangefochtener Marktführer entstehen. In der Krankenhausbranche wurde deshalb seit langem spekuliert, ob die Rivalen Asklepios oder Sana die Übernahme verhindern, indem sie bei Rhön einsteigen.

Fresenius hält dagegen

Fresenius kämpft allerdings bis zur letzten Minute für ein Gelingen der Übernahme. Am Mittwochabend kaufte der Konzern fünf Millionen Rhön-Aktien, was einem Anteil von 3,6 Prozent entspricht. Ob die Übernahme gelingt, wird vermutlich am Freitag bekanntgegeben. "Wir werden abwarten, wie das Ergebnis ausfällt", sagte ein Fresenius-Sprecher. "Bislang haben wir von niemandem einen Hinweis erhalten, dass er ein Gegenangebot vorlegen oder den Deal blockieren will."

Investoren gehen davon aus, dass die Übernahme scheitert. Die Rhön-Aktie brach nach der Mitteilung um rund zwölf Prozent auf 18,52 Euro ein. "Aus der geplanten Übernahme durch Fresenius wird wohl nichts mehr", sagte ein Händler. Fresenius hat 22,50 Euro je Aktie geboten. Auch Branchenexperten halten es für unwahrscheinlich, dass der Deal noch gelingt. "Asklepios hat die Aktien sicher nicht gekauft, um sie für 22,50 Euro an Fresenius weiterzuverkaufen", sagte ein Insider. Die Fresenius-Aktie verlor 2,7 Prozent.

Asklepios hat für den Einstieg bei Rhön-Klinikum Schätzungen zufolge etwa 150 Millionen Euro auf den Tisch gelegt - und durch den Kurseinbruch alleine am Mittwoch rund 20 Millionen Euro verloren. Dies sei für Asklepios-Eigentümer Bernard Broermann jedoch vermutlich einfacher wegzustecken, als in den nächsten Jahren stets mit einem übermächtigen Rivalen Helios-Rhön konkurrieren zu müssen, sagte ein Branchenvertreter.

Im vergangenen Jahr habe es zwischen allen vier großen Krankenhausbetreibern in Deutschland Gespräche über mögliche Zusammenschlüsse gegeben, sagten mehrere Insider. Ihrer Ansicht nach will Asklepios mit dem Vorstoß verhindern, dass Fresenius und Rhön voranschreiten und Nägel mit Köpfen machen. Dadurch seien in der Zukunft weiter alle Kombinationen denkbar.

Schlappe für Hedgefonds

Der Vorstand von Rhön-Klinikum hat seinen Aktionären eine Annahme des Fresenius-Angebots empfohlen und wurde vom Einstieg von Asklepios Unternehmenskreisen zufolge überrascht. Auch Fresenius erwischte das Familienunternehmen auf dem falschen Fuß. Bis Dienstag hätte der Konzern laut Angebotsunterlagen die Annahmequote von 90 Prozent als Bedingung für ein Gelingen der Übernahme senken können. Am Mittwoch war dies nicht mehr möglich. Wird die Schwelle von 90 Prozent verfehlt, ist die größte Übernahme am deutschen Klinikmarkt definitiv gescheitert.

Damit droht auch zahlreichen Hedgefonds eine empfindliche Schlappe. Bekannte Investoren wie John Paulson, der mit seinen Wetten gegen US-Ramsch-Hypotheken Milliarden verdiente, waren zuletzt bei Rhön eingestiegen und wollten die Aktien mit einem kleinen Gewinn an Fresenius weiterreichen. Der Kurs-Einbruch am Mittwoch dürfte ihnen nun deutliche Verluste einbrocken.

Wie es nach einem Platzen der Fusion im deutschen Krankenhausmarkt weitergehen wird, steht in den Sternen. Angesichts der staatlichen Einsparungen im Gesundheitssystem und der immer schwierigeren Übernahme von öffentlichen und kirchlichen Kliniken wird der Konsolidierungsdruck nach Ansicht von Experten weiter hoch bleiben. Rhön-Gründer und Großaktionär Eugen Münch hat bereits angekündigt, andersartige Zusammenschlüssen auszuloten, falls der Verkauf an Fresenius scheitert.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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