"Schwerstes Geschäftsjahr" Riesiger Verlust bei ThyssenKrupp
13.11.2009, 14:50 UhrNach einem Milliardenverlust im zurückliegenden Geschäftsjahr peilt der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp eine Rückkehr in die Gewinnzone an. Im laufenden Geschäftsjahr 2009/2010 erwartet das Dax-Unternehmen nach Angaben von Vorstandschef Ekkehard Schulz einen bereinigten Vorsteuergewinn in niedriger dreistelliger Millionenhöhe. Trotz eines Nettoverlustes von 1,87 Mrd. Euro will der Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 30 Cent je Aktie zahlen.
"Das Geschäftsjahr 2008/2009 war das schwerste in der Geschichte von ThyssenKrupp", sagte Schulz. Der Konzern fuhr einen Vorsteuerverlust von 2,4 Mrd. Euro ein. Dabei schlugen die Projektkosten für die Stahlwerke in Brasilien und den USA mit rund 250 Mio. Euro zu Buche. Hinzu kamen Abschreibungen und Kosten für Restrukturierungen. Der Umsatz fiel auf 40,6 (53,4) Mrd. Euro.
Der Aktienkurs drehte nach den Zahlen ins Plus. "Es hätte schlimmer sein können", sagte ein Händler. "Die Zahlen waren nicht gut", kritisierte ein anderer. Aber jetzt seien sie wenigsten bekannt.
Pragmatismus statt Optimismus
Im bis September 2010 laufenden Geschäftsjahr sollten sich die Erlöse stabilisieren, sagte Schulz. "Wir haben es mit einer Seitwärtsbewegung zu tun." Trotz zuletzt positiver Zeichen für die Stahlnachfrage warnte er jedoch vor verfrühtem Optimismus. Niemand könne ausschließen, dass es in der ersten Jahreshälfte 2010 noch einmal einen Rückschlag gebe.
Vor Beginn der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise hatte die Stahlbranche einen jahrelangen Boom erlebt, der ThyssenKrupp im Geschäftsjahr 2008/09 einen Vorsteuergewinn von 3,1 Mrd. Euro und einen Nettogewinn von 2,3 Mrd. Euro bescherte. Die Aktionäre hatten eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie erhalten.
Schulz sagte, er gehe davon aus, dass der Aufsichtsrat auch der nun vorgeschlagenen Dividende zustimmen werde. Diese sei angemessen. "Wir wollen auch in schlechten Zeiten nicht auf Null zurückgehen." Für die Auszahlung der insgesamt 139 Mio. Euro greift das Unternehmen auf Rücklagen zurück.
Weitere Stellenstreichungen
"2009/2010 wird zeigen, dass wir aus dem Loch herauskommen", kündigte der 68-jährige Firmenchef an, dessen Amtzeit Anfang 2011 endet. Weltweit rund 16.000 Beschäftigte würden wohl noch in Kurzarbeit bleiben, nachdem die Zahl in der Krise auf fast 50.000 gestiegen sei. Im zurückliegenden Geschäftsjahr hatte Schulz die Kosten um 1,8 Mrd. Euro gesenkt, wovon 800 Mio. Euro dauerhaft eingespart werden sollen.
"Der Personalabbau wird sich durch Deinvestitionen und Restrukturierungen fortsetzen", kündigte Schulz an, nannte aber keine Zahlen. Ende September beschäftigte der Konzern rund 187.500 Mitarbeiter - rund 12.000 weniger als ein Jahr zuvor.
Quelle: ntv.de, wne/rts