Milliardenschwer ins Minus Rio Tinto fährt rote Zahlen ein
14.02.2013, 11:52 Uhr
Ferngesteuerte Mega-Kipper bringen erzhaltiges Gestein zu den Förderbändern: In Australien betreibt Rio Tinto riesige Tagebaugruben.
(Foto: REUTERS)
Das Jahr 2012 hinterlässt in der Bilanz des Bergbauriesen Rio Tinto hässliche Narben: Abschreibungen auf Abenteuer mit Mosambik-Kohle und Auto-Alu bescheren dem multinationalen Konzern horrende Verluste. Es ist das erste Minusjahr in der Unternehmensgeschichte.
Der Bergwerkskonzern Rio Tinto ist wegen milliardenschwerer Abschreibungen in die roten Zahlen gerutscht. Im Gesamtjahr stand unter dem Strich ein Verlust von 2,99 Mrd. US-Dollar (2,22 Mrd. Euro). Vor Jahresfrist hatte das britisch-australische Unternehmen mit Sitz in London und Melbourne hier noch einen Gewinn von 5,8 Mrd. Dollar verzeichnet. Auch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) blieb mit 19,1 Mrd. Dollar hinter dem Vorjahreswert von 28,5 Mrd. Dollar zurück.
Rio Tinto war 2007 groß in das Aluminiumgeschäft eingestiegen. Die Hoffnungen erfüllten sich jedoch nicht. Deutlich besser lief es für Rio Tinto dagegen im vergangenen Jahr im Eisenerzgeschäft: Die Produktion erreichte einen Rekordwert. Eisenerz ist der grundlegende Rohstoff für die Herstellung von Stahl. Rio Tinto ist nach der brasilianischen Vale der zweitgrößte Erzexporteur der Welt.
Nach dem ersten Jahresverlust in der Unternehmensgeschichte muss Rio Tinto nun stärker auf das Geld achten. "Wir können es besser", kündigte der neue Firmenchef Sam Walsh an. Er will den Sparkurs verschärfen, sich von unprofitablen Unternehmensbereichen trennen und bei Investitionen künftiger noch genauer hinschauen, ob sie sich wirklich lohnen.
Walsh galt bereits zu seiner Zeit als Chef der Eisenerz-Sparte als Sparfuchs. Nun kündigte er an, die Kosten bis Ende 2014 um mehr als 5 Mrd. Dollar senken zu wollen. Um die Anleger nach einer Serie negativer Schlagzeilen zu beruhigen, erhöhte der Konkurrent von BHP Billiton zudem seine Dividende um 15 Prozent auf 1,67 Dollar je Aktie.
Anleger achteten vor allem auf die von Walsh ausgegebene neue Strategie. Diese kam zumindest in Melbourne gut an. Dort stieg die Rio-Aktie auf ein 12-Monatshoch, in London ging es hingegen zunächst leicht bergab.
Rio Tinto hatte erst im Januar wegen milliardenschwerer Fehleinkäufe im Aluminium- und Kohlesektor seinen langjährigen Chef Tom Albanese gefeuert und Abschreibungen in Höhe von 14 Mrd. Dollar bekanntgegeben. Nun hieß es, im zweiten Geschäftshalbjahr bis Ende Dezember fiel der um Sondereffekte bereinigte Gewinn wegen Preiseinbrüchen bei Rohstoffen um 47 Prozent auf 4,15 Mrd. Dollar.
Erz wichtiger als Diamanten
Walsh steht vor der Aufgabe, zu entscheiden, wie es mit dem Aluminium-Geschäft im Pazifik-Raum und der Diamanten-Sparte weitergeht. Beide Segmente stehen seit einem Jahr zur Disposition, haben bisher aber keine ernsthaften Bieter angelockt. Das Kohlegeschäft in Mosambik entpuppte sich ebenfalls als Belastung. Zugleich muss der 63-Jährige eine Möglichkeit finden, dass für Rio Tinto besonders wichtige Eisenerz-Geschäft noch weiter anzukurbeln.
Diese viele Jahre von Walsh geleitete Sparte steht für den Großteil der Gewinne des in London und Melbourne notierten Konzerns und gilt wegen stark automatisierter Prozesse als sehr innovativ. In Australien zum Beispiel transportieren fahrerlose Trucks die Ware auf abgesperrten Strecken von der Mine zur Weiterverarbeitung.
Quelle: ntv.de, mmo/rts