Nach Milliardenabschreibung Rio Tinto feuert Konzernchef
17.01.2013, 10:36 Uhr
Tom Albanese
(Foto: REUTERS)
Eine Abschreibung von 14 Milliarden US-Dollar lässt Rio Tinto die Reißleine ziehen. Der australische Bergbaugigant wechselt den Chef aus - Sam Walsh kommt für Tom Albanese. Albaneses wichtigste Zukäufe zwingt den Konzern zu den Wertberichtigungen.
Der weltweit zweitgrößte Eisenerzproduzent Rio Tinto nimmt überraschend Abschreibungen in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar vor und tauscht den Konzernchef aus. Tom Albanese, der seit 2007 an der Spitze des Konzerns stand, werde von Sam Walsh abgelöst, teilte das Unternehmen mit. Die gigantischen Wertberichtigungen stehen im Zusammenhang mit Albaneses zwei wichtigsten Zukäufen.
Albanese hatte bisher die Folgen des 38-Milliarden-Dollar-Kaufs des Aluminiumherstellers Alcan aus dem Jahr 2007 weitgehend unbeschadet überstanden. Rio Tinto stand damals unter Druck, sich durch Akquisitionen zu vergrößern oder selbst geschluckt zu werden. Doch die Milliardenfusion erwies sich als Problem für die Australier, die jahrelang Verluste in der Aluminiumsparte anhäuften und bereits im vergangenen Jahr 8,9 Milliarden Dollar abschreiben mussten.
Der größte Teil der Geschäfte in Australien und Neuseeland steht zum Verkauf, trifft aber auf wenig Interesse bei möglichen Käufern. Nun sollen weitere zehn bis elf Milliarden Dollar im Aluminium-Geschäft abgeschrieben werden.
"Wir sind sehr enttäuscht"
Auch die Übernahme des Kohlebergbauunternehmens Riversdale 2011, das überwiegend im afrikanischen Mosambik aktiv ist, macht dem Unternehmen zu schaffen. Hier würden drei Milliarden Dollar abgeschrieben, zudem verlässt auch Doug Ritchie, der für den Zukauf verantwortlich war, das Unternehmen. "Das Direktorium von Rio Tinto ist sich voll dessen bewusst, dass eine Abschreibung in dieser Größenordnung in Verbindung mit dem relativ jungen Zukauf in Mosambik inakzeptabel ist", erklärte der Direktoriumsvorsitzende Jan du Plessis. "Wir sind zudem sehr enttäuscht von den weiteren großen Abschreibungen im Aluminium-Geschäft."
Rio Tinto rechnet zudem mit weiteren kleineren Abschreibungen in der Größenordnung von etwa 500 Millionen Dollar. Details will das Unternehmen mit seinen Geschäftszahlen am 14. Februar veröffentlichen.
Auch andere Köpfe rollen
In der Branche ist Albanese, der seit 1993 im Unternehmen war, nicht der Einzige, der seinen Hut nehmen musste. So berief Konkurrent Anglo American Mark Cutifani zum neuen Vorstandschef, derzeit noch der Chef von Südafrikas Anglo Ashanti, um Cynthia Carroll abzulösen. Auch BHP Billiton hatte angekündigt, nach einem Nachfolger für Marius Kloppers zu suchen. Kloppers ist seit fünf Jahren der Oberste im Unternehmen. BHP nannte allerdings keinen Zeitpunkt für Kloppers Abtritt.
Albanese sagte in einer Stellungnahme, ihm sei bewusst, dass die Verantwortung beim Vorstandschef liege. Er und Ritchie traten am Donnerstag mit sofortiger Wirkung zurück, werden das Unternehmen allerdings erst am 16. Juli verlassen.
Quelle: ntv.de, rts/DJ