Nur eine Handvoll Läden interessant Rivale sieht schwarz für Schlecker
21.01.2012, 10:50 Uhr
(Foto: dpa)
Noch hat der wankende Drogerieriese Schlecker seinen Insolvenzantrag nicht eingereicht, da malt die Konkurrenz bereits ein düsteres Bild. Wettbewerber Rossmann findet das Konzept von Schlecker völlig überholt und vermutet, dass es für viele der 7000 Läden in Deutschland keine Chance mehr gibt.
Die Drogeriekette Rossmann hat nur an 50 bis 80 Märkten des insolventen Konkurrenten Schlecker Interesse. Das sagte Unternehmenschef Dirk Roßmann dem "Focus". "Ich wage die Prophezeiung, dass der Insolvenzverwalter nicht viele Läden weiter betreiben wird können."
Die allermeisten der noch rund 7000 Märkte in Deutschland müssten schließen, weil sie nicht mehr zeitgemäß seien. "Die Wettbewerber Rossmann, dm und Müller sind dieser Kette schon vor Jahren meilenweit enteilt", so Roßmann. Schlecker habe zu lange am alten Konzept festgehalten, immer nur neue Läden zu eröffnen.
Mit einem monatlichen Umsatz von im Schnitt 20.000 Euro wie bei Schlecker könne man auf Dauer kein erfolgreiches Drogeriemarkt-Konzept betreiben, sagte der Unternehmer. "Rossmann und dm kommen monatlich im Schnitt auf Erlöse von 300.000 Euro."
Unten durch
Bei Verbrauchern ist Schlecker Umfragen zufolge seit Jahren auf dem absteigenden Ast - und liegt inzwischen weit abgeschlagen hinter den großen Konkurrenten. Aktuell liegen die Imagewerte von Schlecker mit minus 37,8 Punkten "dramatisch unter" den äußerst beliebten Marken Rossmann (plus 79,4) und dm (88,3), heißt es in einer Markenstudie des Meinungsforschungsinstituts YouGov.
"Auch die neue Strategie des Unternehmens hat nicht zu einer Trendwende geführt - die Lage ist aus Markensicht seit längerer Zeit ernst", bilanziert YouGov. Das Institut befragt für aktuelle Markenstudien in Deutschland nach eigenen Angaben täglich mehr als 2000 Personen. Demnach befand sich der Image-Wert von Schlecker Anfang 2008 noch im positiven Bereich. "Seitdem zeigt sich ein schleichender aber weitgehend kontinuierlich Abstieg."
Pleite "hausgemacht"
Die Gewerkschaft Verdi bezeichnete nach der angekündigten Insolvenz die Probleme bei Schlecker als "hausgemacht". "Das Unternehmen hat die Zeichen der Zeit verschlafen, zu wenig investiert und über die Jahre zu viel Geld aus der Firma gezogen", sagte der für Einzelhandel zuständige Verdi-Fachbereichsleiter für Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, Jörg Lauenroth-Mago, der "Leipziger Volkszeitung". Erste Sanierungsmaßnahmen seien viel zu spät eingeleitet worden.
Das Familienunternehmen aus Ehingen hatte mitgeteilt, dass Deutschlands größte Drogeriekette zahlungsunfähig ist und in die Planinsolvenz geht. Grund sei eine geplatzte Zwischenfinanzierung.
Quelle: ntv.de, nne/dpa