A380-Produktionsplan wackelt Rolls-Royce holt Turbinen raus
16.11.2010, 20:52 UhrDie laufende Produktion der A380-Maschinen droht sich durch die jüngsten Triebwerksprobleme bei den Großraumfliegern zu verzögern. Der Motorenhersteller Rolls-Royce holt sich quasi vom Laufband Turbinen , um sie den betroffenen Fluggesellschaften als Ersatz für defekte Triebwerke anzubieten.
Die Triebwerksprobleme beim A380 drohen die Auslieferung des Airbus-Flaggschiffs zu verzögern. Der Motorenhersteller Rolls-Royce holt sich direkt aus der laufenden Flugzeugproduktion der EADS-Tochter Turbinen, um sie Fluggesellschaften als Ersatz-Maschinen für ausgefallene Triebwerke anzubieten. Dies dürfte den Zeitplan für die A380-Lieferungen in den kommenden Monaten gehörig durcheinanderbringen. Trotz der Probleme erhielt Lufthansa am Dienstag planmäßig ihre vierte A380-Maschine, die ab Donnerstag im regulären Betrieb fliegen soll.
Airbus selbst und betroffene Fluggesellschaften wie Singapore Airlines äußerten sich nicht zu einem möglichen Aufschub. Der europäische Flugzeugbauer liegt wegen Verzögerungen während der Entwicklung ohnehin um Jahre hinter seinem ursprünglichen Zeitplan.
Ein Airbus-Sprecher bestätigte die Bitte von Rolls-Royce um eine Rückgabe bereits angelieferter Triebwerke. Der britische Hersteller bereite derzeit die Abholung einiger Antriebe aus der A380-Produktion im französischen Toulouse vor. Die Motoren sollen Medienberichten zufolge direkt nach Sydney geschickt werden. Die australische Fluggesellschaft Qantas hat ihre Flotte von sechs A380-Maschinen stillgelegt, nachdem eines der Flugzeuge nach der Explosion eines Triebwerks notlanden musste und an anderen Motoren Ölspuren entdeckt worden waren. Weltweit muss Rolls-Royce demnach bis zu 29 Triebwerke des Typs "Trent 900" austauschen.
60 Auslieferungen bis 2012
Airbus kündigte die Auslieferung von 24 Großraum-Flugzeugen im kommenden Jahr und 36 weiteren im Jahr 2012 an. Dies sei das Ziel, hieß es in einer Präsentation von Finanzdirektor Hans Peter Ring. Er machte keine Angaben, wie viele davon mit Rolls-Royce-Triebwerken geplant sind. Qantas und Singapore Airlines haben insgesamt 22 weitere A380 bestellt, 16 davon sollen bisherigen Plänen zufolge bis Ende März 2012 ausgeliefert werden. Sie seien bislang nicht über weitere Verzögerungen informiert worden, teilten die beiden Airlines mit. Auch die Lufthansa betreibt A380 mit Rolls-Royce-Triebwerken, benutzt allerdings eigenen Angaben zufolge nicht genau dasselbe Modell wie Qantas. Der deutsche Marktführer soll im ersten Halbjahr 2011 vier weitere A380 erhalten von insgesamt 15 bestellten Maschinen. Airbus-Großkunden wie Emirates haben sich für andere Triebwerke entschieden.
Unterdessen gab die Lufthansa nach dem abgebrochenen Start einer A380 zu Wochenbeginn Entwarnung. "Die Maschine war vollkommen in Ordnung", sagte ein Firmensprecher. Ein Riesen-Airbus hatte am Montag den Start Richtung Tokio gestoppt. Der Pilot habe sich zu diesem Schritt entschieden und vorsorglich um eine Kontrolle des Bugfahrwerks gebeten, erläuterte der Lufthansa-Sprecher. Dabei hätten die Techniker aber nichts entdeckt.
Quelle: ntv.de, rts